gb: Ab dem 21. September werden 20 Clubs in und um die Reeperbahn zur großen Bühne. Woher kommt die Idee, so ein Festival mitten in der Stadt zu veranstalten?
DS: Die Idee ist jetzt schon fünf Jahre alt. Sie kam meinem Kollegen Alexander Schulz, als er 2001 beim South by Southwest Festival in Austin, Texas war. Ich war erst dieses Jahr im März da: 1400 Bands, 60 Locations, 4 Tage – und das alles auf einer sehr, sehr kleinen Fläche von nur sechs Blocks. Hamburg hat da ähnliche Voraussetzungen, viele Clubs, Bars und Theater in einem sehr überschaubaren Raum, sodass die Leute von Club zu Club laufen können. Ein ganz dichtes, hochkarätiges Programm im Herzen der Stadt, das ist die Idee. Unser Motto ist: Seid mutig, guckt euch die Sachen an, interessiert euch, lasst euch ein auf die Bands, lasst euch treiben – das ist das Konzept, das muss vermittelt werden und bei den Zuschauern ankommen.
Ihr versprecht an 3 Tagen in 20 Locations 200 Bands. Wie soll das funktionieren?
Sich ein Ticket zu kaufen und nicht die 100prozentige Garantie zu haben, bei dem und dem Konzert vor der Bühne stehen zu können, ist sicherlich in dieser Form in Deutschland noch neu und muss sich erst durchsetzen. Dass jemand gar nicht in einen Laden reinkommt, wird die absolute Ausnahme sein, kann aber trotzdem vorkommen und gehört auch zum Konzept. Dann geht man halt zehn Schritte weiter, wo nicht der bekannte Headliner spielt, sondern der Geheimtipp aus Chile. Das ist auch die Idee des Festivals, wir wollen nicht vorrangig Headliner präsentieren, sondern Geheimtipps und Newcomern.
Als ich dieses Jahr in Austin war, da spielten die Beastie Boys und Neil Young – Weltstars. Hab ich keinen einzigen von gesehen. Dafür hab ich mir dann 12 oder 13 andere Bands angeschaut. Am Ende des Festivals hatte ich dann 50 Bands gesehen und bei vielen dachte ich: hey, cool!
Also vorher ein bisschen informieren und vielleicht auch schon reinhören. Wo kommt man an Infos ran?
Auf unserer Homepage gibt's zu jeder Band einen kleinen Text, oft mit Link zur Homepage der Band und Tracks zum Reinhören. Außerdem sind wir gerade dabei, mit Napster auf unserer Homepage eine Playlist der Bands, die bei uns auftreten, einzurichten.
Wie habt ihr die Bands ausgewählt, die spielen werden?
Einmal ganz klassisch über Booker, die an die Bands herangetreten sind und sie für das Festival gebucht haben. Es gab aber auch 200 – 300 Initiativbewerbungen und eine Kooperation mit dem Internetportal sonicbids. Darüber haben sich noch mal über 340 Bands beworben.
Habt ihr Bands nicht bekommen?
Ja klar, wir hätten sicherlich noch die eine oder andere Band gern gehabt, die auch jetzt schon bisschen bekannter ist, die Artic Monkeys oder Franz Ferdinand zum Beispiel. Die hätten als Symbolfigur sehr gut das Festival präsentiert, denn es geht darum, junge, moderne, eigenwillige Bands vorzustellen. Wir haben Acts im Programm, die in England mittlerweile ziemlich abgehen, dort in den Top 10 sind, von denen hier aber noch niemand Notiz genommen hat. Mir fallen da Ben Hamilton, Paolo Nutini oder The Rapture aus New York ein.
Das Festival soll kein Scheeßel im Club sein. Es richtet sich an ein Publikum mit Sinn für und Interesse an Musik. Wir sind kein Headliner-Festival, sondern so eine Art Messe für junge neue Bands.
Wen willst du sehen?
Ich würde natürlich gerne in jede Location reinschauen und sehen, wie es dort so läuft. Ben Hamilton und Paolo Nutini würde ich mir sehr gern angucken, weil die jetzt grade auf dem Sprung sind. Oder Ragga Bands, z.B. die Sam Ragga Band oder Culcha Candela, die finde ich persönlich auch ganz gut.
Was war denn die größte Katastrophe bei der Vorbereitung?
Richtige Katastrophen gab's bisher zum Glück noch nicht. Sicherlich war die Absage von Adam Green schade, das ist aus unserer Sicht aber keine Katastrophe.
Das Konzept ist neu, der Ausgang ungewiss, wie sieht es mit der Zukunft aus?
Wir rechnen mit 7.000-8.000 Zuschauern und sind zuversichtlich, dass die auch kommen werden. Das Reeperbahnfestival hat in Hamburg gute Chancen, alljährlich zum festen Bestandteil der internationalen Musikszene zu werden. Deswegen haben wir das angefasst …
Viel Erfolg dabei. Wir danken für das Gespräch!