Das Neuköllner Modell: Kirsten Heisigs Vermächtnis

Anfang Juli wurde im Tegeler Forst eine Frauenleiche entdeckt. Dabei handelte es sich um die berühmte Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig. Da es keine Anzeichen für ein Gewaltverbrechen gab, gehen Staatsanwaltschaft und Polizei von einem Suizid aus.

Kirsten Heisigs Neuköllner Modell

Auf 206 Seiten beschreibt die 48 jährige Richterin und Mutter zweier Töchter in ihrem Buch Das Ende der Geduld“ ihre Erfahrungen mit dem Berliner Problembezirk Neukölln und ihrem Kampf gegen Jugendkriminalität. Das Buch sollte eigentlich erst am 13. September diesen Jahres veröffentlicht werden, wird jedoch nun, als eine Art Vermächtnis der engagierten Richterin, bereits in diesem Monat erscheinen.

Anstoß für ein Umdenken in Jugendstraffällen gab der Kriminalitätsbrennpunkt Nord-Neukölln vor knapp drei Jahren. Heisig plädierte dafür, dass der Zeitraum zwischen der begangenen Tat und der Gerichtsverhandlung drastisch reduziert werden sollte, so dass sich jugendliche Kriminelle bereits nach drei bis sechs Wochen vor Gericht verantworten müssten. Dies führe zu einer schnelleren Bestrafung der illegalen Handlungen und bewahre die jugendlichen Straftäter vor weiteren, vielleicht sogar folgenschwereren Taten.

Dabei handelt es sich zwar nicht um eine neue, bahnbrechende Idee, jedoch werden diese sogenannten ‚beschleunigten Verfahren‚ nur selten angestrengt, so dass die meisten Verurteilungen Monate auf sich warten lassen.

Das Vermächtnis einer engagierten Jugendrichterin

Die Idee der Jugendrichterin soll nun weiter verfolgt und ausgearbeitet werden. Um dem Neuköllner Modell gerecht zu werden, muss jedoch eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen Justiz, Jugendgerichtshilfe und Polizei in Deutschland gegeben sein.

Dabei muss abgewägt werden, für welche straffälligen Jugendlichen ein solches Blitzverfahren sinnvoll ist. In erster Linie betrifft es junge Täter zwischen 14 und 17 Jahren mit kleineren Delikten, die vor weiteren Dummheiten bewahrt werden sollen. Mit einer schnellen Anklage rechnen wenige, was bei vielen eine Art Schockzustand hervorruft. Da die Eltern sowie die Schule informiert wird, kann dies ebenfalls abschreckend wirken.

Wenig Wirkung wird das Modell bei Wiederholungstätern zeigen, da sich diese bereits im Sog der Kriminalität befinden. Für alle anderen besteht noch die Chance, das Ruder herumzureißen und der Verbrecherlaufbahn den Rücken zu kehren.

Seit etwa Anfang Juni 2010 wird das Neuköllner Modell in ganz Berlin angewendet.

Weiterführende Links:

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11855234/62249/Kurz-vor-ihrem-Freitod-hat-die-prominente-Jugendrichterin.html

http://www.stern.de/politik/deutschland/kirsten-heisig-ueber-jugendkriminalitaet-das-vermaechtnis-der-neukoellner-jugendrichterin-1586961.html

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