Das Guttenberg Comeback: komplett gescheitert? Was ist schief gelaufen?

Guttenberg als EU-Berater

Wenn es nach ihm selber geht hat es gar kein politisches Guttenberg Comeback gegeben. Das zumindest behauptete Karl-Theodor zu Guttenberg bei seiner Vorstellung als Berater von EU-Kommissarin Neelie Kroes. Besonders auffälig ist sein künftiger Arbeitsbereich, als Berater soll er sich für Internetfreiheit einsetzen. Diese Themenwahl dürfte für viele Beobachter der Politikszene gerade zu grotesk gewesen sein. So war Guttenberg doch einst durch die Freiheit im Internet gestürzt worden. Er selber sagte dazu am Rande der Konferenz, aus diesen Zeiten kenne er die Macht des Internets – ein Satz welcher, im Gegensatz zu manchem anderen, sehr glaubwürdig wirkte. An der Glaubwürdigkeit Guttenbergs gibt es von Seiten der EU deren Aussage nach keine Zweifel Man schätze seine Kenntnisse und Erfahrungen aus der Zeit als Wirtschafts- und Verteidigungsminister. Soweit die Sachlage.

Warum sich der, nun in den USA lebende, Karl-Theodor zu Guttenberg ausgerechnet diesen Job aussuchte bleibt, um es vorsichtig auszudrücken, überraschend. Der Verdacht liegt nahe, dass er sich bewusst um ein solches Engagement bemüht hat, da es sich zeitlich mit seiner Buchveröffentlichung und seinem mittlerweile berüchtigtem Talkauftritt von Halifax kombinieren liese. Denn inhaltlich hat die deutsche Öffentlichkeit zum Thema seines Beratertums noch nichts gehört und diese ist bekanntlich sehr darauf aus, Neues von KT zu erfahren. Ich habe zumindest noch nichts davon mitbekommen, dass Guttenberg aktiv Internetaktivisten in autoritären Regimen unterstützt.

Guttenberg und die „ZEIT“

Der zweite Teil im Guttenberg Comeback bestand aus seinem Buch „Vorerst gescheitert“, welches pünktlich zum Weihnachtsgeschäft medienwirksam, auch durch Unterstützung der „ZEIT“, zu deren Rolle ich im Folgenden noch kommen werde, erschien. Das Buch, eine Mitschrift eines langen Gespräches zwischen Guttenberg und Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, wurde zum Erscheinensdatum in der „ZEIT“ auf mehreren Seiten durch Auszüge samt Titelbild präsentiert. Das di Lorenzo und seine Zeitung zum Steigbügelhalter des Comebacks wurden, überraschte und erzürnte so manchen treuen Leser. Guttenberg bekommt die Möglichkeit seine Positionen darzulegen und sein offentsichtliches Plagiat als Folge einer „chaotischen Arbeitsweise“ darzustellen. Fazit: Ich habe Fehler gemacht, jedoch nicht betrogen und ich halte mir alles offen, auch ein Comeback im politischen Deutschland.

Nachdem Guttenberg also die Chance hatte sich medienwirksam wieder in die Köpfe der Deutschen zu bringen geschah das Erwartete: Die Diskussion ein Guttenberg Comeback entfachte erneut. Umfragen wurden in Autrag gegeben, ehemalige Parteikollegen lobten sein bisheriges Schaffen – Guttenberg war in aller Munde, das Medienecho war wahrscheinlich noch größer als sie es sich zu träumen gewagt hätte. Sogar von Gründung einer neuen Partei war die Rede, Guttenberg hatte dies im Gespräch mit di Lorenzo nicht ausgeschlossen und auch einige Kritikpunkte an der Linie der CSU gehabt. Eine Guttenberg-Partei wurde gefordert. Ein Beweis erneut dafür, wie sehr dieser einzelne Mann die deutsche Bevölkerung spaltet. Ob er die deutsche Politikhoffnung oder nur schlichtweg ein Lügenbaron ist, hat der deutsche Durchschnittsbürger noch nicht entgültig entschieden.

Ausblick

Guttenberg war Anfang 2011 zurückgetreten, als herauskam dass seine Doktorarbeit zu großen Teilen abgeschrieben war. Auch sein Umgang mit der sogenannten Plagiatsaffäre war eines deutschen Hoffnungsträgers schlichtweg unwürdig. Warum er heute noch Sympathien in weiten Teilen der Bevölkerung besitzt, spricht nicht für deren Realitätsbewusstsein. Denn selbst wenn man von seiner Lügen rund um die Plagiatsaffäre (in diesem Kontext bezeichnete er das Wirken des freihen Internets, welches er heute fördern möchte, noch als „Hetzjagd“) absieht, war zu Guttenberg kein herausragender Politiker. Seine Erscheinung hat den Deutschen jedoch damals etwas Bewunderswertes gegeben und er galt als sehr glaubwürdig, doch bei seinen weitgehend einzigen politischen Großbaustellen, Opel und Bundeswehrreform, konnte er nicht überzeugen.

Sein Nachfolger Thomas de Maizière ist heute noch dabei Überreste der vollkommen unfunktionalen Bundeswehrreform aufzuräumen. Dies tut er ohne große Worte und mit eiserner politischer Disziplin. Diese Vorgehensweise ist durchaus gegenteilig zu jener Guttenbergs. Guttenberg war stets ein Meister des mächtigen Wortes, er predigte Ehrlichkeit und durfte zu Wetten dass… aufs Sofa. Heute weiß man, dass er ein Blender war, nicht nur was seine Doktorarbeit angeht. Es scheint jedoch als sei der deutsche Durchschnittsbürger zurzeit sehr unentschlossen im Umgang mit Lügnern. Das zeigt nicht nur der Fall Wulff, sondern auch der Umgang mit zu Guttenberg.

Viele Menschen wünschen sich eben jenen zurück und halten seine Fehler für unerheblich. Jeder Mensch hat zweifelsohne eine neue Chance verdient, doch es ist doch erschreckend wie schnell Teile der deutschen Bevölkerung bereit sind einem Lügner wieder ihr Vertrauen zu schenken. Es ist schließlich nicht ausgeschlossen, dass sie erneut enttäuscht werden.

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