Das Flopspiel der Woche: Hamburger SV gegen 1. FC Köln

Hamburger SV gegen den 1. FC Köln, das klingt nach geballter deutscher Fußballtradition. Beide Vereine gehörten bereits zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga. Der HSV ist sogar als einziger Klub ununterbrochen in der höchsten Spielklasse dabei. Doch die großen Zeiten sind sowohl in Köln-Müngersdorf als auch am Hamburger Volkspark vorbei. Der FC spielt seit Mitte der 90er Jahre abwechselnd in Liga 2 oder im unteren Tabellendrittel der Bundesliga, während Hamburg zwar in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends oben mitspielte und sogar international zu beachtlichen Erfolgen kam, jedoch seit 2 Jahren einen kontinuierlichen Abstieg erlebt. Nach drei Spieltagen der Saison 2011/2012 sieht die Lage für beide Vereine jedenfalls trostlos aus: Es spielt der Tabellenvorletzte gegen den Letzten. Zu einem solch frühen Zeitpunkt erlebt die Liga also schon ihr erstes echtes Kellerduell.

1. FC Köln: Solbakken bislang ohne erkennbares Konzept

Nun darf man drei schwache Spiele natürlich nicht überbewerten. Es ist noch zu früh, um bereits echte Abstiegskandidaten zu küren. Dennoch ist die Lage in Köln und Hamburg bereits einigermaßen prekär und es gibt etliche Parallelen bei beiden Teams, die sich in erster Linie auf die Person des Trainers und das unruhige Umfeld beziehen. Vor allem Köln ist als Pulverfass für die Position des Chefcoaches bekannt. Die Fans erwarten im allgemeinen Wunderdinge von ihrem Team und reagieren bei einer kleinen Siegesserie mit rheinischer Euphorie. Im Falle eines länger anhaltenden Misserfolgs stellen sie aber auch schnell alles in Frage. In der vergangenen Saison schien jedoch das Verhältnis zwischen Anhängern und Trainer intakt zu sein. Der junge, bodenständige Frank Schäfer hatte den FC ins sichere Mittelfeld geführt und sogar dafür gesorgt, dass die lange als unvereinbar geltenden Stürmerstars Milivoje Novakovic und Lukas Podolski zueinander fanden. Da traten die Vereinsverantwortlichen, darunter speziell Sportdirektor Volker Finke, auf den Plan. Mit fadenscheinigen Debatten über die religiöse Anschauung ihres Trainers in den Medien brachten sie unnötige Unruhe in den Verein, die den sensiblen Schäfer schließlich zum Rücktritt veranlasste. Finke übernahm und verhinderte immerhin den Abstieg. Zur neuen Saison hat der Norweger Stale Solbakken das Zepter übernommen. Dieser hat zwar im Großen und Ganzen den Kader der letzten Spielzeit zur Verfügung, doch die Mannschaft scheint längst nicht mehr so gut zu funktionieren. Derbe Pleiten gegen Wolfsburg (0:3) und Schalke (1:5) werfen vor allem die Probleme in der Abwehr auf. Obendrein ist der sichere Rückhalt Michael Rensing im Tor der Kölner derzeit verletzt. Auf Solbakken wartet also noch viel Arbeit, vor allem bei taktischer Disziplin und im Teambuilding. Der Norweger macht zudem einen zwar sympathischen, aber nicht sehr durchsetzungsfähigen Eindruck. Kann er sich unter diesen Umständen ausgerechnet in Köln behaupten?
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Hamburger SV: Oenning wagt den Umbruch

Anders als Köln steht in Hamburg diese Saison eine ganz andere Mannschaft auf dem Platz als in der letzten. Der kürzlich verpflichtete Coach Michael Oenning hat einen radikalen Umbruch vorgenommen und rigoros auch namhafte Stars aussortiert, wenn bei diesen aus Altersgründen keine Leistungssteigerung mehr zu erwarten war. Prominenteste Beispiele waren der ehemalige Abwehrchef Joris Mathijsen und der in die Jahre gekommene Mittelfeldtechniker Zé Roberto. Auch Publikumsliebling Frank Rost hütet nicht mehr das HSV-Tor. Am ehesten identifiziert man sich noch mit der Offensive. Petric, Guerrero oder Eljero Elija sind Namen, die noch aus der Vergangenheit bekannt sind. Für die Defensive haben Oenning und Sportchef Arnesen dagegen die halbe Jugendabteilung von Chelsea London an die Elbe gelockt. Michael Mancienne, Jeffrey Bruma oder Gökhan Töre sind allesamt große Talente, die im kalten Wasser Bundesliga bislang aber ums Überleben kämpfen. Sicherlich kann man bei Borussia Dortmund oder dem FC Bayern München verlieren, jedoch sprechen die Ergebnisse mit 1:3 und 0:5 eine sehr klare Sprache. Und auch das 2:2 zu Hause gegen Hertha BSC war kein Ruhmesblatt für die „Rothosen“. Unter diesen Umständen könnte es für Oenning und Arnesen schnell eng werden, denn auch beim Hamburger SV verliert man schnell die Geduld, Umbruch hin oder her. Die Partie gegen Köln wird da in jedem Fall richtungsweisend sein.
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Prognose: Die Hamburger haben bislang noch kein zufrieden stellendes Spiel gezeigt und sind in der Findungsphase. Der 1. FC Köln scheint durch das 1:1 gegen Angstgegner Kaiserslautern zumindest einen kleinen Aufwind zu spüren. Da die Kölner auswärts spielen, lastet der Druck nicht ganz so sehr auf den Geißböcken wie auf dem mit hohen Erwartungen gestarteten HSV. Stale Solbakken nutzt diese Situation, um seine Elf erstmals gut einzustellen, so dass der FC mit 2:1 seinen ersten Saisonsieg feiert.

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