Jan Haigerer ist Journalist. Keiner von der bissigen Sorte, sondern ein eher ruhiger, umgänglicher Mann, den alle mögen. Doch eines Tages begeht er einen Mord. An einem vermeintlich Fremden. Keiner traut ihm die Tat zu und obwohl er verzweifelt vor Gericht versucht, seine Schuld zu beweisen, sich Geschichten ausdenkt, die in sich stimmig sind, taucht immer wieder jemand auf, der seine Worte widerlegt und den Mörder wieder zum Unschuldsengel werden lässt. Nachsicht hat, Nachsicht übt. Der ganze Gerichtssaal scheint so zu ticken. Ein Mann wie Haigerer ist kein Mörder, da ist man sich sicher. Und das, wo er doch so gern als ein solcher verurteilt werden würde. Nur zwei Personen sind vom Gegenteil überzeugt. Der Staatsanwalt, sozusagen von Amts wegen, und ein junger Geschworener, dessen Fragen das Gericht eigentlich auf die richtige Spur bringen müssten. Es aber nicht tun, denn da ist natürlich auch noch eine Frau im Spiel. Drei, um genau zu sein.
„Darum" ist der Titel dieses Buches, das es seit kurzem – von Peter Jordan vertont – auch als Hörbuch zu kaufen gibt. Und dabei steht doch das „Warum" im Mittelpunkt der rund 300 Seiten bzw. fünf CDs. Dass es sich hierbei um eine gekürzte Lesung handelt, merkt man übrigens nicht. Denn die Geschichte besitzt durchaus Passagen, bei denen man sich wünscht, sie wären nicht so in die Länge gezogen worden. Doch in der zweiten Hälfte zieht der Autor wieder an, gewinnt an Tempo und rast mit Vollgas auf sein Ende zu. Das, wenn man gut zugehört hat, nicht wirklich überraschend kommt – aber überraschend gut präsentiert wird. Die Parallelen zwischen dem Ich-Erzähler und dem Autor selbst sind unübersehbar. Das Alter stimmt, Journalisten sind sie auch beide, selbst das Thema Gerichtsreporter passt. Und dann gibt es noch etwas, das beide gemeinsam haben. Aber einer von beiden kann es anscheinend deutlich besser!
Peter Jordan ist als Sprecher einfach wunderbar. Er verkörpert gern die Gestalten, denen das Leben so ein bisschen davonläuft. Und er ist in der Lage, ohne große Emotionen in der Stimme eine Skala an Gefühlen beim Hörer zu erzeugen.
Doch trotzdem: mein Favorit des Autors, „Gut gegen Nordwind", konnte auch diesmal nicht in den Schatten gestellt werden! Ich persönlich mag Glattauer in der amüsanten Form lieber als in der tragischen. Obwohl er definitiv beide Facetten beherrscht!
Daniel Glattauer: „Darum", gelesen von Peter Jordan, erschienen im Juli 2008 bei Hörbuch Hamburg, zu haben für rund 25 Euro.
Ich würde es mir anhören, es lohnt sich mehr – die gekürzte Fassung des Hörbuches ist in sich flotter!