Steven Wilson, Kopf von Porcupine Tree, ist einer der größten Workaholics der Musikbranche. Die Zahl der Bands in denen er aktiv ist, stößt bald in den zweistelligen Bereich vor und neben seiner Vielzahl an Projekten arbeitet er als Produzent für Künstler deren Bandbreite sich von Pop über Jazz bis hin zu Death Metal erstreckt. Erst im Februar veröffentlichte er gemeinsam mit dem israelischen Superstar Aviv Geffen den Zweitling der gemeinsamen Band "Blackfield" und tourte durch die Welt. 2 Monate später liegt die neue Platte von Wilsons Hauptband Porcupine Tree vor uns, welche mit "Fear of a blank planet" bereits im Titel eine düstere Zukunftsprognose enthält.
Das 50minütige Epos ist ein Konzeptalbum voller Kritik an den modernen Medien, welche per Mausklick Gratifikation vortäuschen. Zwischen Downloads, Internetpornographie und den neuesten Spammails sieht Wilson eine Generation heranwachsen, deren Werdegang er mit Skepsis betrachtet: "In school I don't concentrate /Sex is kind of fun /But just another one / All of the empty ways / Of using up a day" singt er zu einigen der härtesten Riffs der Bandgeschichte bereits im Titelsong und Opener der Platte.
Wo das Metallastigste Werk der Bandgeschichte "Deadwing" aufhörte, fängt "Fear…" erst an. Das 18minütige Kernstück der CD "Anesthetize" bietet ein wahres Gitarrenfeuerwerk und Drumming, das selbst bei Tool beeindrucken würde. Feiner kann absolut zeitgemäßer Prog Rock anno 2007 nicht klingen.
Fans der ruhigeren Seite der Band horchen bei dem fulminant mit Streichern unterlegten "My ashes" auf oder verlieren sich im getragenen "Sentimental" welches die sozialkritischen Ansätze der Platte auf die Spitze treibt: "Sullen and bored the kids stay / And in this way wish away each day / Stoned in the mall the kids play / And in this way wish away each day".
Das Album endet mit dem ungewöhnlich elektronischen "Sleep together" in dem Wilson Sexsucht und Tod in einem Atemzug zum Eskapismus aus der Verantwortung deklariert "Let's sleep together, right now / We will leave the pressure, somehow / Switch off the future, right now / Let's sleep forever".
"Fear of a blank planet" ist anspruchsvoller Rock at it´s best. Nicht umsonst überschlagen sich Kritiker und Musiker bereits vor der Veröffentlichung mit Superlativen. Jeder der behauptet sich ernsthaft mit intelligenter Rockmusik zu beschäftigen, kommt an dieser Platte nicht vorbei. Ein Meisterstück, das Wilson und Co. wohl nur selbst mit dem nächsten Album werden übertreffen können.
Mit dem Song hat sich Porcupine Tree selbst übertroffen. Nicht nur das Lied, sondern auch das Video ist mit seinen schnellen Einblendungen und der damit erzeugten Hektik optimal aufeinander abgestimmt. Wer das Video noch nicht gesehen hat, sollte unbedingt einmal auf Youtube klicken. Was ich allerdings nicht ganz so ideal finde, ist die lange Vorlaufzeit. So dauert es ganze 54 Sekunden bis es mit dem Gesang losgeht. Trotzdem würde ich den Song „All in All“ als wirklich anspruchsvollen Rock ansehen!
Erst am Donnerstag war ich im Hamburger Docks aufm Kiez beim Porcupine-Tree Konzert. Grandioses Kino! Geile Songs, geile Musiker (insbesondere der Schlagzeuger). Habe da sehr viel Pink Floyd, Genesis raushören können. Trotzdem ohne zu deutlich zu sein. Sehr geiles Konzert.
Ich mag die CD Porcupine Tree „Fear of a blank planet“ Total…wenigstens noch gute Musik