Hannover 96 hat Thomas Schaaf (54) als neuen Trainer präsentiert, als den Mann also, der die Mannschaft nach dem Rücktritt von Michael Frontzeck in der Bundesliga halten soll. Keine einfache Aufgabe, schließlich hat 96 zuvor mit Frontzeck und Tayfun Korkut bereits zwei Übungsleiter binnen eines Jahres verschlissen.
Schlechteste Hinrunde der Vereinsgeschichte
Mit 14 Punkten stehen die Niedersachsen nach 17 Spieltagen so schlecht wie nie da, der derzeitige 17. Tabellenplatz würde geradewegs in die 2. Bundesliga führen. Hannovers Sportchef Martin Bader ist überzeugt von der Entscheidung für Schaaf: „Seine Vita und seine Erfahrung sprechen für sich. Er hat jahrzehntelang erfolgreich in der Bundesliga gearbeitet“, so Bader. Vielleicht hat das auch den Ausschlag für Schaaf und gegen andere Kandidaten wie Thomas Doll oder Thorsten Fink gegeben, die ebenfalls gehandelt worden waren.
Kader muss verbessert werden
Aber auch ein altgedienter Trainer wie Schaaf, der zuvor bei Werder Bremen und Eintracht Frankfurt erfolgreich tätig war, kann nur mit dem arbeiten, was ihm vorgesetzt wird. Und da hapert’s bei Hannover 96 gewaltig. Schließlich ist auch Michael Frontzeck zumindest zum Teil an einem Kader gescheitert, der bislang kaum Erstliga-Reife gezeigt hat. Im Sommer 2015 verzeichnete 96 zwölf Abgänge – darunter Stützen wie Kapitän Lars Stindl, dessen Ideen und Torgefährlich nicht annähernd ersetzt werden konnten. Die Neuzugänge dagegen sitzen entweder auf der Bank oder entpuppten sich als Enttäuschungen.
Sportchef Bader muss die Qualität des Kaders entscheidend anheben, damit Schaaf überhaupt eine reelle Chance auf den Klassenerhalt hat. So gesehen, geht Schaaf mit seinem Vertrag auch ein Risiko ein: Wenn er mit Hannover absteigen sollte, wird ihm dies noch lange nachhängen und die Chancen auf einen neuen Job schmälern.
Schaaf und Kind: Geht das gut?
Da macht auch die allgemeine Gemengelage in Hannover wenig Hoffnung: Der streitbare Klubboss Martin Kind geizt mit öffentlichen Vertrauensbekundungen für seine sportlichen Angestellten, Schaaf wiederum hatte sich nach seiner Demission in Frankfurt im letzten Sommer explizit über fehlende Rückendeckung und mangelndes Vertrauen beklagt. Beide Parteien haben aber Vorkehrungen getroffen: Sollte 96 im kommenden Mai absteigen, wird die Zusammenarbeit nicht fortgesetzt, Schaafs Arbeitspapier ist nur für die erste Liga gültig.
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