Die Saison 2011/2012 ist gerade gestartet und Deutschland gehört somit auch wieder offiziell zu den Top 3 der Club-Fußballnationen in Europa. Die Bundesliga profitiert damit von den jüngst guten Ergebnissen der deutschen Vereine in den europäischen Wettbewerben. In dieser und der nächsten Woche kämpfen Hannover 96, Bayern München und der FC Schalke 04 darum, zum Duo Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen in die Gruppenphase von Champions League und Europa League vorzudringen und jene Erfolgsstory fortzuschreiben. Die Jahre der Tristesse und die Angst vor dem Fall in die fußballerische Zweitklassigkeit scheinen damit der Vergangenheit anzugehören. Wird diese erfreuliche Entwicklung dauerhaft anhalten?
Der deutsche Fußball im neuen Jahrtausend: Einmal Krise und zurück
1997 war der deutsche Fußball auf seinem letzten Höhepunkt angekommen. Borussia Dortmund sicherte sich den Champions League-Titel und auch der UEFA-Cup ging an einen Bundesligaverein: den FC Schalke 04. Auch in den ersten drei Jahren des neuen Jahrtausends erreichten der FC Bayern München, Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund nochmals vier europäische Endspiele. Danach aber versank der deutsche Fußball, zumindest der Klubfußball, im Mittelmaß des Kontinents. In der UEFA-5-Jahres-Wertung, welche die Ergebnisse aller europäischen Wettbewerbe in Punkte umrechnet, um daraus jedes Jahr die Startplätze der verschiedenen Nationen zu ermitteln, sah es zwischenzeitlich gar so aus, als müsse man Länder wie Rumänien oder Portugal vorbeiziehen lassen.
Doch die Bundesliga schaffte die Wende. Den ersehnten nächsten großen Titel gab es zwar bisher nicht, aber dennoch einige beachtliche Ergebnisse. Insbesondere konnte die Zahl der frühzeitigen Ausscheide deutlich verringert werden, weil sich auch kleinere Vereine wie Nürnberg, Frankfurt oder Wolfsburg mehrere Runden behaupten konnten. Parallel zum Wiedererstarken der Bundesligaklubs auf internationaler Bühne ließ sich ein Niedergang bei den Vereinen der anderen großen Ligen des Kontinents beobachten. Insbesondere die italienischen Klubs erlebten zuletzt eine Enttäuschung nach der anderen. Abgesehen von Inter Mailand überstand in den letzten beiden Jahren keine einzige Mannschaft von der Apenninenhalbinsel ein europäisches Achtelfinale. Aber auch Spaniens und Englands Vereine sind nicht mehr so dominant wie in der letzten Dekade.
Gute Gründe für das Aufholen Deutschlands im europäischen Klubfußball
Zwar sind die Startgruppen FC Barcelona, Real Madrid und Manchester United den deutschen Topklubs noch ein Stück voraus, doch von diesen einmal abgesehen, zeigt sich ein rapider Leistungsabfall auch in der Premier League und der Primera Divsion. Während die Bundesliga mit 4 unterschiedlichen Meistern in 5 Jahren eine große Ausgeglichenheit auf hohem Niveau beweist, wird der Titel in Spanien, England oder Italien immer unter denselben zwei bis drei Teams ausgespielt, ohne dass irgendein anderer eine Chance besitzt. Dementsprechend ist die höhere Konkurrenzfähigkeit der deutschen Liga auch in den direkten Duellen auf europäischem Boden ablesbar.
Und es deutet Vieles darauf hin, dass der deutsche Fußball weiter aufholt. Keine Liga zeigt europaweit eine derartige Popularität wie die Bundesliga. Sichere, komfortable und stimmungsvolle Arenen sorgen für den kontinentalen Topwert bei den Zuschauerzahlen, während sich die englischen Fußballfans mit horrenden Eintrittspreisen und die italienische Tifosi mit maroden Stadien herumschlagen müssen. Zwar gehören die Zuschauereinnahmen schon länger nicht mehr zu den wichtigsten Geldquellen eines Fußballvereins, doch das große Interesse hierzulande und die gesteigerte sportliche Qualität lockt freilich auch immer mehr Sponsoren und Fernsehsender aus In- und Ausland an. In der Vermarktung, wo Deutschlands Eliteklasse lange Zeit hinter Spanien oder England hinterherhinkte, hat man also den Anschluss geschafft.
Zudem wirkt es sich sehr positiv aus, dass die Vereine im bevölkerungsreichsten Land Europas weitestgehend solide gewirtschaftet haben. Überschuldungen oder einseitige Abhängigkeiten von einem einzelnen Geldgeber findet man hierzulande kaum. Die großen Vereine der Konkurrenz haben dagegen ihren Erfolg häufig auf Pump finanziert und geraten nun zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten, wenn sie die Millionengehälter ihres mit zu vielen Stars aufgeblähten Kaders schultern wollen. Die UEFA legt nun auch noch auf eine Schuldenbremse Wert, nach der die europäischen Vereine, welche international antreten wollen, ab 2013 ausgeglichene Haushalte vorlegen müssen, um nicht vom Wettbewerb ausgeschlossen zu werden. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass große Fußballspieler wie Arjen Robben, Raul oder Ruud van Nistelrooy zunehmend in der Bundesliga heimisch werden.
Erfolgreich trotz kleiner Namen – Talentförderung zahlt sich aus
Doch die deutschen Klubs scheinen auch begriffen zu haben, dass der willkürliche Einkauf großer Namen noch keinen Erfolg bringt. Kleineren Vereinen wie Mainz, Hannover oder Nürnberg gelang mit ebenso kleinen Brötchen eine perfekte Kaderzusammenstellung, mit der die genannten Vereine allesamt ins obere Tabellendrittel vorstoßen konnten. Und auch die großen Klubs wie Dortmund oder Bayern ziehen regelmäßig hervorragende junge Spieler heran, die sogleich im Profiteam Fuß fassen. Diese Talenteförderung, die moderne taktische Fußballschule in Deutschland und die gute wirtschaftliche Lage dürften dafür sorgen, dass der deutsche Klubfußball in den nächsten Jahren ganz vorn mit dabei bleibt und endlich auch wieder einen oder mehrere Europapokaltitel feiern darf. Vielleicht ist es ja schon in der laufenden Saison soweit!
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Ich denke auch, Deutschland hat aus der Not eine Tugend gemacht. Wir hatten nie das meiste Geld für Spieler ausgegeben, wir haben nie die größten Gehälter gezahlt, aber mittlerweile haben die Clubs erkannt dass eine gute Jugendförderung Gold wert ist.
Mir gefällt der weg besser, als mit Millionen um sich zu schmeißen!