Die Meere sind nicht mehr der unendliche, tiefe Lebensraum voller Nahrung für alle. Tatsächlich hat der Mensch bald das Unmögliche geschafft und diese einzigartige Umwelt leergefischt. Zur Zeit werden 80% der kommerziell benutzten Fischbestände bis an ihre biologischen Grenzen befischt oder überfischt. Obwohl es bereits moderne, schonende Netze und Fangtechniken gibt, werden oft immer noch alte Methoden verwendet, die eine Spur der Verwüstung auf dem Meeresboden hinterlassen und die Ökologie nachhaltig zerstören; gar nicht zu sprechen vom Beifang: bei einigen Arten wird für 1 kg Fisch 20 kg Meerestiere als Beifang mitgefangen und mehr tod als lebendig in den Ozean zurückgeworfen. Die meisten Meeresschildkröten sterben nicht an Krankheiten oder natürlichen Feinden, sondern durch Verletzungen, die ihnen „als Beifang“ zugefügt werden. Ebenso werden mehr Wale „nebenbei als Beifang“ getötet als in den schlimmsten Zeiten der Walfängerei. Ein weiteres Problem ist die illegale Fischerei, die sich weder um Schutzgebiete noch um Fangquoten für überfischte Arten schert.
Verantwortliche der Überfischung
Leider sind alle oben benannten Problemfelder auch keine Einzelfälle irgendwelcher orientierungsloser und vom Hungertod bedrohter Bananenrepubliken, sondern gerade die EU ist Vorreiter im Ignorieren wissenschaftlicher Empfehlungen bezüglich der Fangquoten. Die Überfischung einiger Teile der Nord- und Ostsee ist beispiellos und die Bekämpfung von illegaler Fischerei viel zu halbherzig, als dass sie irgendetwas bewirken könnte.
Ergo liegt es am Verbraucher, die Welt der Meere zu retten, d.h. nicht mehr wahllos in Feinkostläden Fische kaufen, gedankenlos den Aal an Weihnachten verspeisen und nicht mehr zweimal die Woche Sushi zum Abendessen servieren. Klingt zunächst alles sehr hart, aber es geht nicht darum, grundsätzlich zu verzichten, sondern bewusst zu essen und Alternativen zu finden. Im Folgenden ein paar Tipps, Tricks und Infos über die Kennzeichnung von Bio Fisch und welche Arten bedenkenlos gegessen werden können.
Übrigens, in Anbetracht der hohen Schwermetallbelastung einiger Fischarten, wie z.B. des Thuns, liegt es auch durchaus im Interesse des Konsumenten seinen Fischkonsum einzuschränken.
Bio Fisch – Darauf muss man achten:
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MSC, Bioland und Naturland
MSC (Marine Stewardship Council), Bioland und Naturland sind geprüfte Siegel für frisch gefangenen Fisch, der garantiert aus umweltverträglich und nachhaltig bewirtschafteter Fischerei stammt. Einzig diese Kennzeichnung auf der Verpackung ist eine Garantie für
Bio Fisch. Möglich wird dies durch die Verwendung moderner Fangmethoden, so können z.B. sämtliche Meerestiere mit einem Sinn für Magnetfelder durch eine magnetischen „Piepser“ am Netz auf Abstand gehalten werden; der Beifang wird wesentlich verringert. Ebenso gibt es genau konstruierte Netze, die nur bestimmte Fischsorten im Netz halten (z.B. neigt die begehrte Fischssorte in Stresssituationen dazu nach oben zu schwimmen, können unten im Netz „Notausgänge“ sein, durch die andere Arten wieder hinausschwimmen können.) Außerdem werden Fangquoten und Schutzgebiete für die Fische beachtet.
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Fisch zur Delikatesse machen
Viele Arten, die vom Verbraucher als ein alltägliches Verbrauchsprodukt, wie z.B. Thunfisch, empfunden werden, sind weltweit vom Aussterben bedroht. Allen Menschen auf dieser Welt das Thunfischessen zu verbieten, wäre zwar schön für den Thun, aber wohl kaum umsetzbar. Würden viele Menschen jedoch beginnen, Fisch als eine nichtalltägliche Delikatesse zu betrachten und ihn nur noch gelegentlich bewusst zu verzehren, wäre einigen Arten schon enorm geholfen. Und es gibt auch noch eine andere Möglichkeit, Fisch bewusst und
umweltschonend zu essen…
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Der WWF-Einkaufsberater: Fische und Meeresfrüchte 2012
Der WWF-Einkaufsberater ist eine regelmäßig aktualisierte Liste, die mithilfe des Ampelprinzips anzeigt, welche Fische bedenkenlos zu essen sind, welche nur gelegentlich verspeist werden sollten und welche besser nicht in die Pfanne kommen. Weitere Informationen bekommen Sie hier.
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Aquakulturen
Aquakulturen galten vor ein paar Jahren als der Renner im Kampf gegen die Ausbeutung der Meere. Während der Nutzung von Aquakulturen entwickelte sich aber zunächst eine gesunde Skepsis und schließlich wurde erkannt, dass es sich überhaupt nicht um Bio Fisch handelt, sondern eher um ein ökologisches Desaster. Aquakultur ist Massentierhaltung. Viele Farmen wurden nach dem Prinzip des „offenen Systems“ gebaut, d.h. sie stehen in direktem Kontakt mit ihrer Umwelt und wurden oft irgendwo ins Meer gesetzt- gerade im tropischen Bereich wurden viele Mangrovenwälder dafür abgeholzt. Diese Massentierhaltungen sind extrem empfindlich für
Krankheiten und wurden regelrecht vollgestopft mit Antibiotika, die aus der Farm heraus ins offene Meer trieb und viele Bakterien resistent machte; zudem produzieren diese Fischmassen eine Unmenge an Exkrementen, die das ökologische Gleichgewicht zerstört. Und leider rentieren sich die bisher genutzten Aquakulturen noch nicht einmal bezüglich des Fischs. Die Kulturen werden nämlich mit Fischmehl ernährt, wofür auch Fische gefangen werden. Aber es gibt auch die Möglichkeit mithilfe von Zucht Bio Fisch zu produzieren, der auch Bio ist! Leider sind sie zur Zeit noch sehr teuer und es gibt noch keine allgemeingültigen Standards für die Farmen. Im Moment arbeiten der WWF, Regierungsvertreter, Umweltschützer etc. an einem allgemeingültigen Siegel für umweltverträglich und nachhaltig produzierten Fisch in Aquakulturen (ASC), das dem MSC sehr ähnlich sein wird.