Wie gewohnt nobel ging es am Berliner Kudamm auch am 18. und 19 Mai zu, doch statt hochpreisigen Neuwagen dominierte während der Berlin Classic Days eine bunte Mischung an Altmetall das Straßenbild.
Chrom und Lack strahlten in der Sonne, in den Blechkleidern der historischen Fahrzeuge spiegeln sich die edlen Boutiquen des bekannten Boulevards. Mehr als zwei Kilometer abgesperrter Kurfürstendamm bildeten das Veranstaltungsgelände der Berlin Classic Days; wer einen Veteranen, ganz egal Pkw, Motorräder oder Nutzfahrzeug fuhr, durfte herauf. Schade nur, dass das Einlasspersonal seinen Job überaus inkompetent und/oder ignorant handhabte: Dem Berichterstatter in seinem 1986er Mercedes wurde der Zutritt verwehrt, es ginge leider bloß bis Baujahr 1985. Publiziert wurde dies nirgendwo, und umso unerfreulicher war es dann, auf dem Areal zahlreiche – für den Kenner der Materie sofort ersichtlich – nach 1985 gebaute Wagen zu erblicken.
Automobilgeschichte live moderiert
Nach diesem an sich leicht vermeidbaren Ärgernis dann der erfreulichere Teil des Tages, mehr als 2.000 hochwertige klassische Fahrzeuge galt es zu bestaunen. Das stete Kommen und Gehen der Oldtimer sorgte für reichlich Abwechslung, und für eine Klangdarbietung seines Schätzchens war sich so mancher auch nicht zu schade. Auf gleich drei Bühnen wurden etliche Fahrzeuge fachkundig vorgestellt, was sich ein bemerkenswerter Anteil der Anwesenden im direkten Umfeld nicht entgehen ließ. Der Rest ging selbst den Damm hoch und runter, allein Stehenbleiben war ob des unaufhörlich fließenden Besucherstroms bei den Berlin Classic Days kaum möglich. Krönender Abschluss war die Verleihung des Berlin Classic Car Awards.
Bunte Mischung bei den Berlin Classic Days
Was gab es bei diesem bisweilen als größtem Oldtimertreffen Berlins angepriesenem Event konkret alles zu sehen? Die üblichen Verdächtigen von Mercedes-Benz, Porsche und VW waren sowieso da, die Luftgekühlten allerdings in deutlich geringerer Dosis als sonst gewohnt. Dafür umso mehr Raritäten: historische Briten längst untergegangener Marken wie Wolseley oder Triumph, gaben sich mit Vorkriegsware vom Schlage eines Amilcar die Klinke in die Hand, dazwischen vielleicht ein Bitter, ein Saab Sonett V4 oder ein Datsun Bluebird. Auch der Berliner Club PeReCi, der sich mit Peugeots, Renaults und Citroens sowie allen anderen französischen Herstellern wie Simca oder Matra befasst, war mit einer goßen Anzahl Fahrzeug vor Ort.
US Car-Treffen beim Oldtimertreffen
Richtig hoch hielt bei den Berlin Classic Days die US Car-Fraktion die Flagge. Ob Star Spangeled Banner, ob Confederates, ob Model T, ob 50er, 60er oder 70er, ob Original, ob Hot Rod oder Custom, Landyacht, Truck, Personal Luxury Coupé oder Muscle Car – hier wurden alle Wünsche erfüllt. Übergeduschte Leichen wie ein auf den zweiten Blick vor Spachtel starrendes Mustang Convertible neben makellosen Originalen wie einem Lincoln Continental Mk V Diamond Jubilee Edition zur Feier des 50jährigen Bestehens der Ford-Tochter oder einem erstklassig restaurierten Dodge Charger. Allenorts bollerte und blubberten die V8-Motoren, von Burnouts nahmen die Eigner indes verantwortungsbewusst Abstand
Darben musste am Kudamm keiner
Wer bei den Berlin Classic Days zwischendurch mal eine Verschnaufpause benötigte, konnte in einen der vielen Weingärten und Caféstände einkehren. Oder in gemütlichen Champagnerlounges und sommerlichen Cocktailbars bei ausgewählten kulinarische Spezialitäten pausieren. Zudem beherbergte ein exklusiver VIP-Bereich mit internationaler Küche, Cocktailbar und Zigarrenlounge geladene Gäste. Mittendrin stachen Aussteller von Premium- und Luxusartikeln heraus – grundsätzlich kein Problem, irgendwie muss ein solches Oldtimertreffen ja refinanziert werden. Subjektiv wirkten viele dieser Anbieter fehl am Platze, hier und da waren die Stände obendrein verwaist. Sicherlich wird sich in diesem Punkt noch etwas tun, gespannt auf das im Volksmund als Kudamm Classics firmierende Spektakel im nächsten Jahr sind wir bereits jetzt.
Bilder: ©Arild Eichbaum