Mittlerweile sind Kinder unter drei Jahren keine Seltenheit mehr in deutschen Kitas. Bereits ab einem Jahr robben, krabbeln und laufen die Kleinen in den Einrichtungen und fühlen sich zumeist auch pudelwohl. Trotzdem deckte die Bertelsmann Stiftung nun ein eklatantes Defizit auf: Es fehlen rund 120.000 zusätzliche Erzieherinnen und Erzieher.
Erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern
Die Gütersloher Stiftung empfiehlt, dass bei den unter Dreijährigen eine Erzieherin für höchstens drei Kinder verantwortlich ist. Für die Altersgruppe ab drei Jahren sollte der Personalschlüssel bei 1 zu 7,5 liegen. Würde dieser Schlüssel eingehalten, so könne von einem kindgerechten und pädagogisch sinnvollen Betreuungsverhältnis ausgegangen werden – so die Stiftung. Es zeigt sich jedoch, dass in den meisten Bundesländern dieses Ziel bei Weitem nicht erreicht wird, es fehlt an Personal.
Zudem verdeutlicht die Studie ein enormes Gefälle zwischen Ost und West. In den ostdeutschen Krippen kümmert sich eine Erzieherin um durchschnittlich 6,3 Kinder, im Westen sind es 3,8 Kinder. Den Kleinkind-Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung (1 zu 3) entsprechen am ehesten die Personalschlüssel in Bremen (1 zu 3,2) und Baden-Württemberg (1 zu 3,3). In Sachsen-Anhalt kümmert sich hingegen eine Erzieherin um durchschnittlich 6,7 Kinder. Ähnliche Unterschiede zeigen sich im Ost-West-Vergleich auch für die Betreuung von Kindern über drei Jahre.
Ein Bundes-Kita-Gesetz?
Um dieses Problem nachhaltig zu lösen und in jedem Bundesland die gleichen Bildungschancen zu ermöglichen, schlägt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, die Einführung eines Bundes-Kita-Gesetzes vor. Hier könnten allgemeingültige Personalschlüssel, das Zeitbudget für Leistungsaufgaben sowie Qualitätskriterien für Fort- und Weiterbildungen und für die Mittagsverpflegung festgelegt werden. Denn auch in der Mittagsverpflegung der Kindertagesstätten deckte die Bertelsmann Stiftung kürzlich im Rahmen einer Studie erhebliche Missstände auf.
Bund und Länder müssen zusammenarbeiten
Die Personalschlüssel-Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung haben einen Haken: Sie kosten viel Geld. Um die Betreuungsverhältnisse zu entspannen, müssten weitere 120.000 Erzieherinnen und Erzieher eingestellt werden. Jährlich kämen Personalkosten von weiteren fünf Milliarden Euro auf. Hier müsste der Bund den Ländern und Kommunen unter die Arme greifen – auch dies wäre im neuen Bundes-Kita-Gesetz verankert.
Bildurheber: matka_Wariatka – Fotolia