Deislers unsägliche und vor allem regelmäßige und langwierige und schmerzhafte und tiefer gehende Verletzungen will ich hier gar nicht im Detail aufzählen. All die Bänderrisse und Brüche und Blockaden, welche ihn in dieser Zeit um viele Erfolge und wichtiger noch: um sein Lebenselixier Fußball brachten. All das ist im Moment vergessen, denn mit dem Auftritt am Samstag hat Sebastian Deisler wieder viele Hoffnungen geweckt. Wie schon so oft.
Es wäre dem so hoch Veranlagten wirklich zu wünschen, nun einmal eine lange Zeit ohne Verletzungen zu bleiben. Doch Deisler ist ein ehrgeiziger Mensch. Auch er weiß nun, dass er – fast ohne Spielpraxis – wieder entscheidende Impulse geben kann. Und wie jeder Sportler schien es fast, als käme zu dem hauptursächlichen Verletzungspech auch noch eine Prise Selbstüberschätzung hinzu, als ob er "ein bisschen zu viel gewollt" habe. Motivation ist gut, doch auch und gerade Sebastian Deisler sollte als normaler Fußballer gesehen werden, der vielleicht sogar etwas mehr kann als die anderen. Nicht als einer, der immer zu wenig aus seinen Möglichkeiten macht. Wenn Sebastian Deisler stabil bleibt, kann er immer ein wichtiges Element einer Mannschaft sein. Wohl niemals das führende. Aber manchmal das entscheidende.