Askese, verstehste?

Akademisches Charisma, lange Socken … Nee, kein Oxymoron, bloß lange her. Grafton muss schon 115 Jahre zurückspulen, um einen Akademiker mit Starpotential aufzuspüren: Theodor Mommsen. Der habe nicht nur den Nobelpreis bekommen, sondern sei seinerzeit in Berlin eine richtige Touristenattraktion gewesen, auf die Straßenbahnschaffner ihre Fahrgäste eigens hingewiesen hätten: "Auf der rechten Straßenseite sehen sie nun den gefeierten Professor Mommsen, wie er ein Buch liest." Ist doch nett. Mehr solcher Schnurren bietet William Clarks Buch "Academic Charisma and the Origins of the Research University", das Grafton vorstellt und das um das vielfältige Erbe der modernen Alma Mater kreist.

Von den weltweit respektierten Universitäten im Deutschland der Aufklärung, die den akademischen Wettbewerb ankurbelten, bis zu den so merkwürdig zwischen Modernität und Konservatismus schwankenden Forschung– und Lehre-Dampfern von heute reiche Clarks Blick, der laut Grafton auch den ein oder andren Aspekt "akademischen Charismas" in Augenschein nimmt. Askese, zum Beispiel: "Mommsen, with his heroic self-control and self-abnegation, had many precursors. The roots of academic asceticism surely lie in the university’s monastic prehistory. Indeed, Gadi Algazi, an Israeli historian, has shown that although German scholars, unlike their English counterparts, were allowed to marry and set up households from the fifteenth century onward, they took endless pains to show that they demanded big houses only so that they could work uninterrupted and married only so that they could have orderly, well-run homes."

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