Im Nachhinein oder im nach hinein?

Es ist fast zum Verzweifeln: Ist „im Nachhinein“ oder „im nach hinein“ richtig?

Gleich als Erstes sei festgestellt: Ob alte oder neue deutsche Rechtschreibung – „nachhinein“ wird in jedem Fall zusammen geschrieben, denn es bildet eine enge Bedeutungszusammengehörigkeit – „im nach hinein“ mit getrenntem „nach“ und „hinein“ ergibt einen völlig anderen (Un)Sinn.

Zusammen und groß: Im Nachhinein

Selbst die in der deutschen Rechtschreibung Bewanderten kommen aber seit Einführung der neuen deutschen Rechtschreibung oft durcheinander: Natürlich ist es im Allgemeinen (oder im allgemeinen?) so, dass die neue deutsche Rechtschreibung einzelne Wörter lieber getrennt schreibt als zusammenzieht und dass sie auch bei sprichwörtlichen Wortgefügen ganz genau hinschaut, was für eine Wortklasse dort gebildet wird. Und Substantive werden demnach immer groß geschrieben.

Aber auch wenn es Ausnahmen gibt von dieser Regel – die im-Nachhinein-Schreibweise gehört nicht dazu, weswegen „Nachhinein“ nicht nur zusammen, sondern außerdem groß geschrieben wird. Denn „im“ ist die Kurzform von „in dem“, also Präposition plus Artikel, worauf ein Substantiv folgt. Die neue deutsche Rechtschreibung betrachtet „Nachhinein“ daher als Substantivierung und schreibt es deswegen folgerichtig groß.

Alte und neue Rechtschreibung: Groß- und Kleinschreibung

Wer genauer die Bedeutung von „im Nachhinein“ betrachtet, wird aber gewahr, warum es früher klein geschrieben wurde (übrigens aber immer schon zusammen!): Im Nachhinein bedeutet im Satz-Zusammenhang so viel wie „nachträglich“, „zurückschauend“, „retrospektiv“, „rückblickend“, „hinterher“, aber auch „alsdann“, „anschließend“, „danach“, „dann“, „darauf“, „endlich“, „hernach“, „hiernach“, „im Anschluss an“, „im Anschluss daran“, „in der Folge“, „nachfolgend“, „nachdem“, „nachher“, „sodann“. All dies sind Adverbien, genauer gesagt Temporaladverbien – und die wurden und werden immer klein geschrieben.

Nach den alten Rechtschreibregeln wurden die Wortgefüge, die wie solche Adverbien benutzt wurden, klein geschrieben – doch die neue deutsche Rechtschreibung ist in diesem Fall konsequenter. Wie „im Nachhinein“ wird auch „Vorhinein“ bei „im Vorhinein“ groß geschrieben. Aber Achtung: „vornherein“ in „von vornherein“ wird nicht als Substantivierung betrachtet und deswegen klein geschrieben!

Im Nachhinein: Nachträgliches in Philosophie und Wissenschaft

Was es alles mit sich bringt, wenn man etwas erst im Nachhinein betrachtet, wie viele Gedanken man sich darüber machen kann, dass man im Nachhinein immer schlauer ist – dazu hier nur zwei Hinweise, die zum Nachforschen anregen sollen.

Denn über die Problematik der Nachhinein-Rechtschreibung hinaus hat „im Nachhinein“ noch andere interessante Facetten: So eine philosophische – wer sich darüber kundig machen möchte, sollte einmal unter „a posteriori“ nachschauen – das ist wissenschaftstheoretisch seit Kants „Kritik der reinen Vernunft“ ein wichtiger Begriff der Erkenntnistheorie. „A posteriori“ bedeutet „im Nachhinein“, „nachträglich“, „hinterher“, „aus der Erfahrung stammend“. Das Gegenteil ist „a priori“. Für die Wissenschaft hat „im Nachhinein“ außerdem noch im Sinne von „ex post“ und beim „Ex-post-facto-Design“ große Bedeutung erlangt …

Merksatz: Im Nachhinein oder im nach hinein?

Bei „im Nachhinein“ schreibt man „Nachhinein“ zusammen und seit 2006 nicht klein.

Regel zur neuen deutschen Rechtschreibung: Wörter lieber auseinander, Substantivierungen groß.

Foto: Robert Kneschke – Fotolia

2 Meinungen

  1. Schön, dass es hier nach großer Pause weitergeht! 🙂

  2. Bernd Kopfzerbrechen

    Danke für die unübersichtliche Romanbeschreibung!!!

    Es hätte genügt:

    Falsch ist:
    Richtig ist:
    Alt war:

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