Es sind aufregende Zeiten, die in der nagelneuen afrikanischen Republik Südsudan anbrechen. Seit der offiziellen Unabhängigkeit am 9. Juli dieses Jahres ist alles neu: die Flagge, die Hymne, die Regierung. Doch hinter all der Energie und freudigen Aufbruchstimmung ist die neue Republik bereits ein ausgelaugtes Land. Nach nahezu einem halben Jahrhundert Bürgerkrieg ist das Land gezeichnet von Armut, Krankheit, Zerstörung und einem mühsamen Wiederaufbau. In Zahlen und Statistiken der Regierung heißt das, dass über 73% der Über-15-Jährigen Analphabeten sind, mehr als 3% der Bevölkerung blind ist (eine der höchsten Raten in Afrika) und die Weltbank zählte in 2010, dass 85% der Südsudaner unter der Armutsgrenze lebten. Für die Menschen heißt das: Sie müssen weiterhin kämpfen, um zu überleben.
Der lange Weg zur Republik Südsudan
Um zu verstehen, was heute im Süden Sudans passiert, muss man ins Jahr 1947 zurückblicken, das Jahr der Juba-Konferenz. Hier wurde entschieden, dass Sudan mit seinem vornehmlich muslimischen Norden und dem christlich geprägten Süden als eine Nation weiterbestehen sollte. Der Süden des Landes war an dieser Entscheidung allerdings nicht beteiligt und Rebellen kämpften hier seitdem für Unabhängigkeit. Viele Tote, Verletzte, Vergewaltigungsopfer und Flüchtlingsströme später einigten sich Rebellen und Regierung schließlich im Jahr 2005 auf ein Friedensabkommen, was dann 2011 in einem unabhängigem südlichen Sudan mündete – mit einer überwältigenden Zustimmung von fast 98% in einem Referendum.
Nach der Unabhängigkeit im Südsudan: Was kommt jetzt?
So viel Hoffnung die neue Republik auch gebracht hat, vor so vielen neuen Herausforderung steht das Land auch. Die Landwirtschaft ist in einem katastrophalem Zustand, die regionale Verwaltung noch unkoordiniert, die sozialen Ungleichheiten sehr groß, die Infrastruktur so gut wie nicht-existent. Schulen und Krankenhäuser? Ebenfalls Fehlanzeige sagt die UN. Die Regierung hat einen ehrzeizigen Aufbauplan bis 2040 aufgestellt. Viele sagen, der Südsudan könnte mit seinen Erdöl-Vorkommen viele dieser dringenden Projekte lösen, aber bei so vielen Konfliktherden, die gleichzeitig brennen, ist dies ein langwieriger Prozess. Weiteres Problem: Selbst nach dem Ende des Bürgerkriegs wird weiter gekämpft – um Land, um Vieh, um Zugang zu Ressourcen. Und obwohl die Bürger voller Hoffnung in ihre alte Heimat zurückgekehrt sind, voller Willen, ihr Zuhause wieder aufzubauen ist die Frage: Reicht dies aus? Dies muss letztendlich die Zeit zeigen…