Was für manch einen wie eine „Verschlimmbesserung“ von Fremdwörtern aussieht, entbehrt aber nicht einer gewissen Logik. Denn wenn man sich Sprache einmal als etwas Lebendiges, Bewegtes vorstellt und versteht, dass geschriebene Sprache immer nur die allgemein akzeptierte, grafische Darstellung von Lauten sein kann, wird es zumindest etwas logischer – und hat auch gleich die Erklärung für die neue Schreibweise. Einige „Schreib-Gestalter“ können dies wohlmöglich für sich nutzen und weder „essenziell“ noch „essentiell“, sondern „essentiel“. Essentiel ist – lebendige, bewegte Sprache hin oder her – ganz klar falsch!
„Essenziell“, „essentiell“ oder „essentiel“? Anpassung in der Rechtschreibreform
Der Laut „a“ hat mit dem geschriebenen Buchstaben „a“ im Prinzip nichts zu tun – man hat sich lediglich darauf geeinigt, diesen Laut durch dieses Zeichen darzustellen. Ebenso verhält es sich mit allen anderen Lauten, seien es nun Buchstaben oder Buchstabenfolgen. Und so ist es durchaus im logisch, dass der Zischlaut in „essentiell“ (und niemand spricht es wohl „essen-ti-ell“ aus) auch als „essenziell“ dargestellt werden kann, wenn eben jener Laut im Allgemeinen seine grafische Ausrichtung durch den Buchstaben „z“ erfährt.
Die Schreibweise mit „z“ in „essenziell“ gleicht sich somit dem von der Allgemeinheit akzeptierten Zeichen für die Laute „z“ oder „zi“ an. Gleichzeitig ist aber auch die alte Version ebenso geläufig wie korrekt. Der Duden spricht in diesen Fällen von einer eingedeutschten Schreibweise bei Fremdwörtern, die nicht nur in einem Fachbereich, sondern auch in der Alltagssprache vorkommen. Und das Nachschlagewerk zur Regelung der Schreibweise der deutschen Sprache trifft damit den Kern der Sache.
Essentiell: Die lateinische Herkunft ist klar erkennbar
Das Wort „essentiell“ stammt vom lateinischen „essentia“ ab und ist damit ein Fremdwort, das ins Deutsche eingegangen ist und nicht nur als Terminus Technicus verwendet wird. Die neue Schreibweise durch die Rechtschreibreform entspricht damit der Logik der Darstellung der Laute im Deutschen, während die alternative Rechtschreibung den Ursprung des Wortes weiterhin anerkennt.
In den meisten anderen Sprachen, wie Englisch, Französisch, Schwedisch oder Niederländisch ist übrigens das „t“ aus dem lateinischen Ursprung ebenfalls vertreten – nicht so aber im Italienischen, wo man ebenfalls ein „z“ finden kann, sowie auf Spanisch und Portugiesisch, die jeweils ein „c“ innerhalb des Wortes aufweisen.
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