Sherlock: Neuinterpretation des Krimiklassikers

Schon oft sind die Kriminalgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle verfilmt worden. Die dreiteilige BBC Serie „Sherlock“ (Erstausstrahlung ab dem 22.7.2011 um 21.45 sonntags in der ARD) geht besondere Wege. Der berühmte Meisterdetektiv aus der Baker Street 221b ermittelt im 21. Jahrhundert. Gerade mit diesem Storykniff hauchen die Macher der Miniserie dem verstaubten Image von Holmes und Watson neues Leben ein. Denn gemeinsam mit dem stoischen Dr. Watson (Martin Freeman) bildet Sherlock Holmes (Benedict Cumbertbatch) eines der aufregendsten Ermittlerduos der letzten Jahre im Fernsehen.

Sherlock Holmes und Dr. Watson: Misanthrop und Stoiker

Schon der Erfolg des Kinoblockbusters über den englischen Meisterdetektiv mit Robert Downey Jr. und Jude Law basierte auf der radikalen Neucharakterisierung der beiden Hauptfiguren. Statt eines englischen Gentleman mutierte Superhirn Holmes zum Mitglied im Fight Club.

In der dreiteiligen BBC Serie ähnelt Holmes mehr dem Misanthrophen Dr. House, als seinen unzähligen hochnäsigen Vorgängern. Seine Kombinationsgabe ist nicht von dieser Welt, gemeinsam mit seinem unfreundlichen Auftreten lässt sie das Superhirn immer mehr vereinsamen. Dabei offenbart Holmes Züge eines weltfremden, ja fast psychisch gestörten Einzelgängers. Dennoch, oder gerade deswegen gelingt es dem einzigen Polizei-Consultant der Welt, wie er sich selbst bezeichnet, durch seine Genialität, auch das noch so perfekteste Verbrechen aufzuklären.

Sein Pendant ist wie seit jeher Dr. Watson. Ein stoischer Kriegsveteran, dessen seltenen Geistesblitze von menschlicher Natur zeugen. Statt von den Kriegserlebnissen traumatisiert zu sein, ziehen Dr. Watson die Verbrechen, in die er durch die Gesellschaft mit Holmes gerät, wie magisch an. Statt wie früher nur als Augenzeuge dabei zu stehen, greift der Realist Watson tatkräftig in das Geschehen ein, indem er Holmes immer wieder das Leben rettet.

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Der BBC-Sherlock mehr als CSI

Schon die literarische Vorlage mit seinen expliziten Darstellungen von forensischen Arbeitsmethoden legt den Bezug zu Serien wie CSI nahe. Kein Wunder also, dass ähnliche Montagetechniken wie in den erfolgreichen TV-Serien von Jerry Bruckheimer sich auch bei der britischen Miniserie wiederfinden. Neben der schnellen, assoziativen Schnittfolge sind vor allem die häufig verwendeten Schrifteinblendungen auffällig.

Andere bekannte TV-Serien der BBC sind etwa das mehrfach preisgekrönte „State of Play“ („Mord auf Seite eins“), in Deutschland leider nur auf Arte zu sehen oder die Krimiserie „Waking the Dead“.

Geschrieben wurde das gute Stück übrigens von Steven Moffat („Coupling“, Dr. Who“) und Mark Gatiss („League of Gentlemen“), die durch ihre Liebe zu viktorianischen Neuinterpretationen wie geschaffen für das Projekt waren.

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