Arbeit und Einkommen: Immer mehr Menschen brauchen einen Nebenjob

Der finanzielle Druck am unteren Ende der Gesellschaft steigt: Die Zahl der Menschen, die mehr als einer Beschäftigung nachgehen, hat sich seit 2004 mehr als verdoppelt.

Über 3,5 Millionen Multi-Jobber

Eine Anfrage der Partei Die Linke im Bundestag brachte es ans Licht: Ende Juni 2019 hatten mehr als 3,538 Millionen Beschäftigte mehr als einen Job. Gegenüber dem Vorjahr waren das 123.600 mehr, was einem Plus von 3,62 Prozent entspricht. Seit 2004 hat sich die Anzahl der Doppelt- und Mehrfachjobber sogar fast verdoppelt: 2004 betrug sie noch 1,86 Millionen.

Die Zahlen stammen von der Bundesagentur für Arbeit, wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtete.

Zwei oder mehr Beschäftigungen

Etwa 3 Millionen Beschäftigte gehen neben ihrem regulären, sozialversicherungspflichtigen Job noch einer geringfügigen Nebenbeschäftigung nach. Über 345.000 Menschen arbeiten in zwei sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen. An dritter Stelle stehen alle die, die von zwei oder sogar noch mehr Minijobs leben: etwa 260.700 Menschen.

Finanzielle Nöte als Grund für den Nebenjob

In einer im vergangenen Jahr erschienen Studie des Instituts WSI der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gaben 53 Prozent der Befragten an, das finanzielle Probleme der Grund dafür seien, einer Nebentätigkeit nachzugehen. 51 Prozent hatten einen Nebenjob, um sich besondere Konsumwünsche zu erfüllen. Der soziale Aspekt war für 58 Prozent der Befragten die entscheidende Motivation: Sie arbeiteten im Zweitjob, um mehr zwischenmenschliche Kontakte zu haben. Fast 50 Prozent gaben an, neben ihrer regulären Tätigkeit zu arbeiten, um anderen Menschen zu helfen.

Über 20 Prozent arbeiten mehr als 50 Stunden in der Woche

Die Zahlen der WSI-Studie zeigen, dass viele Mehrfachjobber in der Woche viel Freizeit opfern, um beide Arbeitsplätze unter einen Hut zu bringen. Elf Prozent der Befragten arbeiten in beiden Jobs weniger als 30 Stunden in der Woche. Zwölf Prozent kommen auf bis zu 39 Stunden, 19 Prozent auf maximal 44 Stunden pro Woche.

45 bis 49 Wochenstunden arbeiten 21 Prozent. Das prozentuale Gros findet sich bei den Mehrfachjobbern, die 50 bis 59 Stunden in der Woche arbeiten: Es sind 24 Prozent. Dann gibt es immerhin noch 13 Prozent, die wöchentlich 60 Stunden oder mehr für ihr Gesamtnettogehalt arbeiten – 20 Stunden mehr als die typische Wochenarbeitszeit von 40 Stunden.

Bildnachweis: Pixabay, 926135, StockSnap

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