Die Westdeutsche Spielbanken GmbH verfolgt mit dem Kauf einer Parkplatzfläche vor dem Bahnhof in Köln-Deutz große Pläne: Ein neues sechsstöckiges Casino soll hier bis 2021 entstehen. Verzögerungen sind mit Blick auf andere Kölner Großprojekte fast schon vorprogrammiert. Für die Konzeptionierung des Gebäude-Designs wurde ein Architektenwettbewerb ausgerufen.
Casino-Neubau in Köln-Deutz
Neugestaltung des öffentlichen Parkplatzes am Deutzer Bahnhof in Köln: Die Westdeutsche Spielbanken GmbH hat die zum Verkauf stehende Parkplatzfläche erworben und steckt mitten in den Planungen für einen Casino-Neubau. Auf dem Gelände soll ein hochmoderner, sechsstöckiger Komplex entstehen, der eine mondäne Spielbank beherbergen wird.
Zudem sollen verschiedene gastronomische Betriebe und ein Parkhaus im Gebäude eingerichtet werden. Läuft alles nach Plan, steht die Eröffnung 2021 an. Während die Kölner sich an einer neuen Unterhaltungsdestination erfreuen dürfen, stehen der Stadt Einnahmen in Millionenhöhe in Aussicht.
Das Grundstück gehört nämlich der Stadt und kostet das Unternehmen stolze fünf Millionen Euro. Westspiel, eine Tochtergesellschaft der NRW-Bank, erweitert mit dem Kauf des 2.300 Quadratmeter großen Grundstücks seine Anzahl an Casino-Standorten um eine weitere attraktive Destination. Der Komplex soll aus drei Bereichen bestehen:
- Im untersten Stockwerk sind ein großes Restaurant, weitere gastronomische Einrichtungen sowie zahlreiche Stellplätze geplant. Die Gastronomiebetriebe werden unabhängig von der geplanten Spielbank geführt.
- Das Parkhaus wird 171 Plätze umfassen und voraussichtlich die mittleren Etagen belegen.
- Die fünfte und sechste Etage werden das neue Casino beherbergen.
Die Vergnügungsstätte wird Automaten- sowie Tischspiele wie Roulette und Black Jack anbieten. Verlockend für die Gäste dürfte der Ausblick auf die Stadt sein, schließlich ist das Gebäude planmäßig mit bis zu 27 Metern Höhe nochmals sieben Meter höher als das kuppelförmige Bahnhofsgebäude. Die Stadt ist dem Bauvorhaben mit Hinblick auf die künftigen Einnahmen alles andere als abgeneigt.
Voraussichtliche Einnahmen in Millionenhöhe
Die Westdeutsche Spielbanken GmbH rechnet zusätzlich zu den Grundstückskosten von fünf Millionen Euro mit Baukosten in Höhe von ca. 23 Millionen Euro. Ein teures Unterfangen, welches angesichts der kolportierten Umsatzerlöse aber eher marginal erscheint.
Denn die Stadtregierung rechnet damit, dass die Abgaben aus den Spielbankerlösen jährlich mehrere Millionen Euro in die Stadtkasse spülen werden. Dadurch wirkt der Verlust durch die fehlenden Parkgebühren am Deutzer Bahnhof verschwindend gering. Unter anderem wurde diese Kalkulation den politisch Verantwortlichen von der Wirtschaftsdezernentin Ute Berg bestätigt.
Die Herrichtung des Grundstückes könnte sich dennoch als Kostenfalle herausstellen, da verschiedene Leitungen und Kanäle neu verlegt werden müssen. Aufgrund einer U-Bahn-Linie, die direkt unter der Parkplatzfläche verläuft, benötigt der neue Gebäudekomplex ein spezielles Fundament. Auch die mögliche Entdeckung von Bodendenkmälern bei den Grabungsarbeiten könnte die notwendigen Investitionen erhöhen.
Zugegebenermaßen ist dies eher unwahrscheinlich, abwegig ist diese Zukunftsvision mit Blick auf ähnliche Fälle der Vergangenheit aber nicht. Um das Bauvorhaben zu unterstützen, hat sich die Verwaltung der Stadt daher bereiterklärt, erhöhte Kosten zu einem späteren Zeitpunkt der Westdeutschen Spielbanken GmbH zu erstatten. Allerdings gilt hierbei ein Höchstbetrag von 3,8 Millionen Euro.
Ausgeschriebener Architektenwettbewerb
In unmittelbarer Nähe zum schönen und altehrwürdigen Kuppelgebäude des Bahnhofes Köln-Deutz ist ein attraktives Design des neuen Casinokomplexes von großer Bedeutung. Für die Konzeptionierung der Gebäudeoptik hat Westspiel daher eine besondere Lösung gefunden: einen Architektenwettbewerb. Sechs Stockwerke, Restaurants, 171 Parkplätze und die Spielbank sollen auf diese Weise ein optisch ansprechendes Zuhause erhalten.
In der Auslobung des Planungswettbewerbs wurde spezifiziert: „Das Gebäude soll als östlicher Abschluss des Ottoplatzes ein architektonisches Alleinstellungsmerkmal bilden.“ Zusätzlich soll das Flachdach anregend konzipiert werden. Die vier Außenwände und das Dach als „fünfte Fassade“ sollen optisch einiges hergeben.
Die zahlreichen Parkplätze sollen möglichst durch die hergerichteten Außenwände verdeckt werden. Ein Sprecher der Westdeutschen Spielbanken GmbH sagt zuversichtlich: „Wir hoffen, den Architektenwettbewerb zum Jahreswechsel abschließen zu können.“ Im nächsten Jahr werde die vollständige Planung und Konzeption erfolgen. Ein weiteres Jahr später sollen dann die Bagger und Kräne zum Einsatz kommen und der Bau beginnen. Laut Westspiel werde das Projekt spätestens 2021 fertiggestellt und die Spielbank eröffnet.
Ab dann gehen die Betreiber von ca. 300.000 Besuchern im Jahr aus. Dies entspricht in etwa der Besucherzahl des Duisburger Casinos, das hinsichtlich Einzugsgebiet und Größe vergleichbar ist. Die Wartezeit gestaltet sich bis 2021 allerdings relativ lang, weswegen auch immer wieder auf die Online-Präsenzen der Casino-Betreiber wie Jackpot City Casino verwiesen wird. Die Einhaltung geplanter Fristen ist bei Großprojekten in Köln schließlich alles andere als zuverlässig, wie das Beispiel des Bauprojektes der Nord-Süd-U-Bahn zeigt.
Verzögerungen und Zusatzkosten bei Kölner Großprojekten
Nach dem tragischen Archiv-Einsturz am 3. März 2009 in Köln, bei dem zwei junge Männer ihr Leben verloren, erfährt die Stadt Köln, was die Vollendung des Bauvorhabens anbelangt, eine Hiobsbotschaft nach der nächsten. Die neueste Prognose lautet, dass der Bau zur geplanten Nord-Süd-U-Bahn voraussichtlich erst in zehn Jahren fertiggestellt werden kann.
Die Ursache dieser rekordverdächtigen Verspätung ist auf der Baustelle am Waidmarkt zu finden. Hier wird derzeit nämlich nach den Ursachen für den Archiv-Einsturz gefahndet. Ein Besichtigungsbauwerk dient als Hilfestellung bei der Ursachenforschung. Die traurigen Fakten verdeutlichen das Ausmaß der Verzögerungen:
- ein bisheriger Gesamtschaden von ca. 1,2 Milliarden Euro
- Baustellenkosten nur am Waidmarkt bereits von 70,1 Millionen auf 124,9 Millionen gestiegen
- erhebliche Beeinträchtigungen des städtischen Verkehrs, hinzu kommen weitere Probleme bei der Instandhaltung anderer U-Bahnstationen
- ungeklärte Schuldfrage: Wer kommt für den entstandenen Schaden auf?
- Abschluss der Beweisaufnahme verzögert sich bis mindestens 2018
- Bauarbeiten können erst nach Abschluss der Beweissicherung fortgeführt werden
Wird der geplante Casino-Komplex mit den Bauumständen der Nord-Süd-U-Bahn verglichen, bleibt zu hoffen, dass die Entfernung der Baumreihe das einzige Hindernis sein wird und die geplante Eröffnung tatsächlich 2021 erfolgen kann. Noch ein derartig katastrophales Bauprojekt kann sich die Kölner Politik nämlich gewiss nicht leisten.
Bildquelle: Thinkstock / 481267933 / iStock / MagMos
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