Und ich muss noch ein halbes Jahr warten – nicht etwa auf einen Kita-Platz, damit habe ich mich abgefunden, sondern auf den Besichtigungstermin des offenbar extrem begehrten Tageskinderunterbringungsstätte. Namen wollen wir hier nicht nennen, schließlich will man sich nichts verbauen – und schon gar nicht seinen Namen in einem Jahr dann doch auf die sicher randvolle Namensliste zu quetschen. Aber wie ist ein solcher Zustand möglich? Ein Besichtigungstermin in einem Jahr?
Kompromisse bei der Kindsunterbringung
Wohl nicht zur Entschuldigung, aber um die Lage etwas zu entschärfen, sei erwähnt, dass es kein Problem ist, in vielen Großstädten sein Kind unterzubringen. Nur muss man dafür Kompromisse machen. Eine Tagesmutter, die nicht fünf Babys oder Kleinkinder gleichzeitig betreut, kostet eben entsprechend. Will man vermeiden, dass das eigene Kind als eines von zweien zur gleichen Zeit in den dritten Stock im Altbau geschleppt wird, muss man also zahlen – für den Fahrstuhl der Tagesmutter. Und auch für die zeitliche Flexibilität derselben. Dafür, dass sie nicht das Gesicht verzieht, weil man als Kindsmutter zu spät dran ist, aber der Mann der Tagesmutter um 18 Uhr das Essen auf dem Tisch stehen haben will.
Vom Unsinn einer 18-Uhr –Deadline
Überhaupt ist die18-Uhr-Deadline der meisten Tagesmütter und auch Kindertagesstätten ein Thema. Nur wenige Betreuungseinrichtungen zeigen sich flexibel, ganztags oder im späteren Schichtdienst arbeitenden Elternteilen gegenüber. Nur warum? Ist es nicht vorgesehen, dass beide Elternteile Vollzeit arbeiten? Warum ist das zeitlich flexible Betreuungsangebot derartig begrenzt? Echte Kuriositäten sind sogar manche Betreuungsnagebote auf dem „Land“: Eine Freundin, die zwar ländlich, aber immerhin vor den Toren einer Großstadt wohnt, konnte sich von ihrem Job als Lehrerin (!) verabschieden, weil sie weder eine Tagesmutter gefunden hat, noch ein Lehrer-Arbeitszeit kompatibles Betreuungsangebot von einem der beiden örtlichen Kindergärten. Ihr Kindergarten öffnet um 8 Uhr und schließt um zwölf. Dazwischen kommt sie gerade mal dazu die Zeitung zu lesen und die Betten zu machen. Die sechste Schulstunde nebst Fahrtweg schafft sie jedenfalls nicht…
In der Mega-Kita geht das Kind unter?
Zurück in die Großstadt: Vielleicht jammert man dort auf hohem Niveau. Aber oft muss die Mutter dazu bereit sein, ihr Kind einer Kita anzuvertrauen, bei der sie ein mulmiges Gefühl hat, etwa, weil ihr Kind noch so klein ist und der Gedanke, bei über 250 anderen Kindern könnte das eigene „verloren“ gehen, nicht so abwegig. Kritiker könnten nun behaupten, immerhin gibt es die Möglichkeit das Kind unterzubringen. Doch kann man wirklich mit ruhigen Gewissen arbeiten gehen, während das Kind vielleicht gerade aus dem dritten Stock die Treppe runtersegelt? Wohl kaum. Also heißt es weitersuchen. Aber einen Lichtblick gibt es immerhin. Ich habe nämlich eine neue Tagesmutter kennen gelernt. Und die ist weder teuer noch unsympathisch. In echt und kein Traum…