Gerade für kleinere Kinder ist die Nachricht, dass sie ein Geschwisterkind bekommen, erst einmal ein Grund zur Freude. Während der Schwangerschaft ist die große Neugierde da, viele Fragen wollen beantwortet werden. Nach der Geburt gilt es, sich an die neuen Umstände im Alltag zu gewöhnen
Vor der Geburt: Was Kinder alles wissen wollen
Wenn ein Kind erfährt, dass es einen Bruder oder eine Schwester bekommt, ist es zunächst einmal begeistert. Zu faszinierend ist die Vorstellung und Wahrnehmung der Schwangerschaft, zu aufregend die Aussicht auf ein neues Familienmitglied. Das wird ja meistens auch als neuer Spielkamerad angesehen.
Eltern werden schnell mit einer Flut von Fragen konfrontiert, auf die die Antworten nicht immer ganz einfach sind. Gerade kleinere Kinder haben eine andere Zeitwahrnehmung. Wenn sie zu früh von der anstehenden Geburt wissen, droht schnell die Endlosfrage, wann denn das Baby endlich komme. Es ist daher ratsam, dem Kind erst in der zweiten Schwangerschaftshälfte von der Geburt zu erzählen.
Dazu kommen viele praktische Fragen: Wann isst das Baby? Wann schläft es? Wann und wie macht es Pipi? Bei den Antworten sollte man so weit wie möglich an der Realität bleiben. Nahrung erhält das Baby über die Nabelschnur von der Mutter. Es schläft viel, ist aber auch wach. Dann kann man seine Bewegungen spüren. Die Frage nach dem Pipi sollte man möglichst umschreiben. Das Kind soll sich nicht vorstellen, dass das Baby in das Fruchtwasser uriniert, in dem es liegt.
Eine wichtige Frage ist auch die nach der Geburt selbst: Wie kommt das Baby aus dem Bauch? Hier sollten die Eltern betonen, dass die Mutter Hilfe von Ärzten und Hebamme bekommt. Den Schmerz möglichst nicht thematisieren. Das Kind könnte Angst vor der Geburt bekommen und diese negative Empfindung auf das ungeborene Baby übertragen.
Es gibt auch Geburtsvorbereitungskurse für Geschwister, die von Krankenhäusern und Geburtshäusern angeboten werden. Sie können aber die Gespräche innerhalb der Familie nicht ersetzen.
Nach der Geburt: Vieles ist anders
So wichtig die Vorbereitung ist, die Zeit nach der Geburt kann zur echten Herausforderung werden. Bei Kindern verfliegt möglicherweise schnell die Begeisterung über die neue Situation. Das Baby fordert die volle Aufmerksamkeit der Eltern, und es erweist sich nicht als der erhoffte neue Spielkamerad. Natürlich reagieren Kinder unterschiedlich, doch es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Geschwisterkind auf ein Baby eifersüchtig reagiert. Es fordert etwa die gleiche Aufmerksamkeit ein oder verfällt in Verhaltensmuster, für die es eigentlich zu groß ist. Hier sind die Eltern gefordert, mit Verständnis zu reagieren. Besonders Väter sollten sich bemühen, dem älteren Kind mehr Beachtung zu schenken, gerade, wenn die Mutter sich um das Neugeborene kümmert.
Sind die Geschwisterkinder schon älter als drei Jahre, sollte man versuchen, sie in die Aktivitäten rund um das Neugeborene mit einzubinden.
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