Placenta Nosoden und Globuli sind nicht gerade appetitlich, dennoch gehören Sie zur Homöopathie. Denn deren Mittel werden aus mineralischen, pflanzlichen und tierischen Stoffen gewonnen – eben auch aus delikaten Endprodukten wie Hundeexkrementen (excrementum canium) oder Mutterkuchen (placenta humana).
Placenta Nosoden – schmecken nicht nur Scientologen gut
Ob es tatsächlich ein Brauch der Scientologen ist, dass der Mann nach der Geburt des Kindes den Mutterkuchen aufessen muss? Ganz neu ist dies zugegeben nicht. Schon immer wurde der Placenta eine besondere Heilkraft zugeschrieben. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gab es auch in deutschen Apotheken Produkte aus Placenta zu kaufen.
Nosoden sind aus tierischen Stoffen angefertigte homöopathische Mittel. Die Placenta Nosode wird aus dem Gewebe des Mutterkuchens gewonnen. Vor der Geburt sollte mit dem Krankenhauspersonal abgesprochen werden, dass die Placenta bitte aufbewahrt werden soll. Für die Verarbeitung zur angeblich heilkräftigen Placenta-Auto-Nosode soll ein erbsengroßes Stück ausreichen.
Anwendungsgebiete der Placenta Nosode
Die Liste der Beschwerden, die mit einer Placenta Nosode bzw. den daraus extrahierten Kügelchen, den Placenta Globuli, gelindert werden sollen, hat sich in der Geschichte der Homöopathie stark gewandelt.
Bei dem Homöopathen Hahnemann findet sich noch diese Auflistung:
- bei Kindern, die Fürsorge brauchen oder verlangen
- bei Wut und viel Streit mit der Mutter
- bei Erschöpfung durch zu viel Fürsorge
- bei Erschöpfung
- bei Beschwerden im Bereich des Darms, der Genitalien usw.
Die Anweisungen und Krankheitsbilder sind hier noch recht schwammig. Verängstigen sollte wohl, dass das natürliche Bedürfnis von Kindern nach Fürsorge als ein heilungsbedürftiges Verhalten angesehen wird.
Der Katalog der Anwendungsmöglichkeiten, zu welchen guten Gewissens die Placenta Nosode eingenommen werden können soll, ist heute genauer, länger, famoser:
- Asthma
- Neurodermitis, Schuppenflechte
- zur Förderung der Milchproduktion bei der Mutter
- Ekzeme, Faltenbildung der Haut, Allergien
- Osteoporose
- Virusinfekte, Kinderkrankheiten
- bei ersten Anzeichen eines Schnupfens
- Frühgeburtlichkeit
- Wechseljahrbeschwerden
- Koliken
- Kältemarmorierung der Haut
- Frostbeulen, Beingeschwüre, Schrunden
In Foren findet man Beschwerden von interessierten Müttern, welche sich zu einem sehr hohen Preis – eine Angabe lag bei 249 € – Placenta Globuli ausstellen ließen. Ohne genaue Hinweise zur Dosierung und zu Anwendungsgebieten (… ganz allgemein Virusinfekte, Kinderkrankheiten, …) fühlen sich diese nun über den Tisch gezogen. Selbst klassische Homöopathen sollen Placenta Nosoden ablehnen.
Ist schon der Nutzen der homöopathischen Placenta umstritten, so ist auf Apothekenseiten wenigstens zu lesen, dass die Placenta Globuli keine Nebenwirkungen haben. Wie viel die bis vor rund 100 Jahren in Apotheken verkauften Placentasalben und -pulver gebracht haben? In homöopathischen Dosen soll die Behandlung mit Placentamaterial nicht sehr effektiv sein.
Angesichts des hohen Preises und der eher ungenauen Informationslage zur Anwendung sollte man bei Virusinfekten, Osteoporese oder Neurodermitis lieber auf die Schulmedizin oder andere alternativmedizinische Praktiken setzen.
weiterführende Links:
http://www.heilpraktiker-foren.de/forum/showthread.php?s=e11122f0b961ff096226feb3e0cc02f3&t=13389
http://www.hebinfo.de/plazentaheilmittel/index.php
Zum Glück ist die Verdünnung der Wirkstoffe, die in Globuli-Kugeln verwendet werden, so stark, dass es zumeist selbst bei „Überdosierung“ nur dem Geldbeutel wehtut und nicht dem Patienten. Auch wenn es etwas ekelhaft anmutet, aus Mutterkuchen, noch dazu fremdem, ein Arzneimittel herzustellen, mag das Gefühl, etwas Gutes für sich zu tun, einigen ja vielleicht doch ein wenig helfen.
Guten Tag, mir ist nicht ganz klar welche Intention der Autor beim Schreiben hatte. Er resümmiert, dass Plazenta u.a. wegen der ungenauen Informationslage nicht angewendet werden sollte. Aber zu Ungenauigkeit und fehlerhaften Einschätzungen trägt er selber bei mit diesem Artikel. Leider ist der Artikel von Herrn Zimmermann nicht sehr gut recherchiert und zum Teil fehlerhaft. So sind z.B. Nosoden keineswegs „…aus tierischen Stoffen angefertigte homöopathische Mittel“, sondern homöopathische Arzneimittel deren Rohstoffe von Krankheitserregern oder Ausscheidungen kranker Personen stammen. Plazenta ist eine sogenannte Sarkode. Dann erwähnt er „selbst klassische Homöopathen sollen Placenta Nosoden ablehnen“, was im Einzelfall sein kann, generell die Nosodentherapie und die dahinterstehende Miasmentheorie jedoch das Herzstück der klassischen Homöopathie ist. Um es kurz zu machen: jedes homöopathische Mittel ist nur so gut und wirkungsvoll wie sein Anwender, der sich orientieren sollte an den homöopathischen Arzneimittelprüfungen. Wenn Sie über Plazenta und die homöopathische Anwendung etwas erfahren wollen, empfehle ich das Buch zweier homöopathischer Praktiker, die ihre Aussagen auf 153 gut dokumentierte Fälle von akuten und chronischen Krankheiten stützen: H. Eberle / F. Ritzer: Arzneimittellehre (ISBN 3-87569-147-4)