(Foto. Pixelquelle.de/sparkie/ Doktorspiele)
Zunächst ist der Beschluss des Bundesausschusses (G-BA) gegen das künstliche Insulin absolut gerechtfertigt [Ärzteblatt: Hess weist Kritik zurück]. Mit seinem Beschluss folgt der G-BA einem Gutachten des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Danach gibt es keine Belege für eine Überlegenheit der Insulin-Analoga gegenüber dem herkömmlichen Humaninsulin bei der Behandlung des Diabetes Typ 2.
Am Beispiel dieser Entscheidung lassen sich alle Defizite und Probleme unseres Gesundheitswesens darstellen. Der Diabetes Typ 2 ist in aller Regel eine vermeidbare Erkrankung. Trotzdem existiert kein effektives Präventionskonzept gegen diese Krankheit, im Gegenteil, die Zahl der Diagnosen nimmt bedrohlich zu: 6 Millionen Deutsche leiden derzeit an Diabetes Typ II. Bereits 6.000 Kinder sind davon jährlich betroffen. Laut einer Studie der Felix Burda Stiftung (Die Welt: „Studie der Felix-Burda-Stiftung deckt Missstände in der Gesundheitsvorsorge Deutschlands auf“) wird sich diese Zahl in den nächsten 15 Jahren fast verdoppeln, damit werden auch die Behandlungskosten rapide ansteigen. Nach Expertenmeinung ließen sich bis zu 90 Prozent aller Diabetesfälle durch präventive Maßnahmen wie gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung vermeiden. In Deutschland wäre dadurch ein Einsparpotenzial von 27 Milliarden Euro pro Jahr realisierbar.
Es ist also erforderlich, die von der G-BA erwarteten Einsparungen von rund 30 Millionen Euro jährlich, zweckgebunden in die Prävention der Erkrankung zu investieren. Dazu begleitend muss endlich die Integrierte Versorgung , d.h. die Behandlung der Patienten in sogenannten Disease-Management-Programmen verpflichtend werden, denn der Diabetes zieht eine Vielzahl von Folgeerkrankungen nach sich [Folgeerkrankungen des Diabetes]. An deren Behandlung versuchen sich, nach heutigem Versorgungsmodell ohne jede Koordination, Ärzte beinahe aller Fachrichtungen. Diese Anarchie reduziert zwangsläufig die Behandlungsqualität und verursacht unüberschaubare Mehrkosten. Der Volksmund bezeichnet so etwas treffend als „Herumdoktern“ und herumgedoktert wird nicht nur an der Patientenversorgung, sondern am Gesamtsystem [Wieder ist kein großer Wurf gelungen!].
In einem alle Aspekte von Behandlung und Prävention umfassenden „Projekt-Diabetes“, läßt sich die Vorlage für eine offensive Gesundheitspolitik entwickeln. Statt Subvention von Krankheit, endlich die konsequente Investition in Gesundheit. Patienten und Beitragszahler werden so finanziell und gesundheitlich schnell profitieren können. Die Kosten einer nachhaltigen Gesundheitspolitik gehen ausschließlich zulasten einer Vielzahl von Leidensprofiteuren. Ungesunderweise haben diese gut organisierten Lobbygruppen noch immer einen überragenden Einfluss auf Politik und Öffentlichkeit [„Branding the Cure“].
Die Chefarztfrau