Typisch deutsch ist nun wieder, so etwas planen zu wollen. Ein Thema zu finden, das ich tatsächlich auf der Wiese sitzend, ohne Tafel, ohne Video, DVD oder Musik bearbeiten kann. Im ersten Lernjahr hat es mal funktioniert. Eine grosse Packung Kreide und raus auf die Betonwege. Mit verschiedenen Farben Uhren gemalt und die Studenten die Zeit ablesen lassen, im Militärstil, in der Umgangssprache und offiziell. Egal, wie sorgfältig man es vorbereitet, es entsteht doch immer ein Zeitloch, in dem geschwatzt, die Aufmerksamkeit abgelenkt wird. Ein Eichhörnchen klettert auf einen Baum und es wird bestaunt, als wäre es das erste, das man je sah. Was ist das deutsche Wort für squirrel? und ich setze zu einem Vergleich zwischen deutschen und nordamerikanischen Eichhörnchen an. Und genau deshalb ist so ein Unterricht in der Sonne vielleicht eine Sache für die letzte halbe Stunde, aber nicht für die ganze Seminarzeit. Schließlich läuft in meinem Hinterkopf immer eine Sanduhr ab, allerdings gefüllt mit Dollarscheinen … die Studenten bezahlen für ihren Unterricht. Ich will mir nichts zu Schulden kommen lassen.
Der letzte Unterrichtstag: obwohl ich es gern festlicher gestaltet hätte, muss ich die Unterrichtszeit für eine ausführliche Wiederholung nutzen. Der amerikanische akademische Kalender sieht nach den Unterrichstwochen eine Woche Reading Period vor, in der die Studenten lesen, lernen und Hausarbeiten schreiben. Darauf folgt eine Woche mit Prüfungen in jedem Fach. Also habe ich einen 75 minütigen practice test zusammengestellt, komplett mit Verstehendem Hören, Grammatikaufgaben und Aufsatzfragen.
Nach Meinung der Studenten ist die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten übrigens schon entschieden. Ohne zu zögern wird auf die Frage ‚wer wird Präsident der USA?‘ zum Üben des Futurs geantwortet: Barack Obama wird Präsident.
Jetzt fragen sich vielleicht einige (ehemalige) deutsche Studenten‚ und was machen die Amerikaner bis das Semester wieder anfängt?‘ UMass Dartmouth ist eine staatliche Uni. Hier lernen viele weniger betuchte Studenten. Sie verbringen den Sommer damit, Geld zu verdienen, um die Studeiengebühren zu bezahlen oder ihren Lebensunterhalt. Als Kellner, Eisverkäufer, aber auch als Rechtsanwaltsgehilfen oder Betreuer in Camps für Kinder. Wer bleibt dann noch auf dem Campus? Der Großteil der Wohnheime wird geräumt. Einigen Studenten wird erlaubt, drinnen wohnen zu bleiben. Das trifft vor allem auf die internationalen Studenten zu, die hier zahlreich vertreten sind (aus Indien, Korea, Japan – you name it). Angesichts der hohen Sommertemperaturen, die erwartet werden, entsteht vielleicht tatsächlich ein multikultureller melting pot?!
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Bei der Auswahl, die es heute schon gibt, müssen sich wirklich einige Männer in Acht nehmen 🙂