Wie wird man zu der Person, die man ist? Wie verläuft die
Entwicklung unterschiedlicher Kompetenzen – seien sie intellektuell oder
sozial? Vor allem: Wie frühzeitig lassen sich Unterschiede feststellen? Und:
Bleiben diese bestehen, oder verändern sich bestimmte Eigenschaften auch noch
nach der Pubertät? Dies waren die Kernfragen, denen anfangs Wissenschaftler des
Münchner Max-Planck-Instituts für psychologische Forschung, später das Institut für Psychologie der Universität Würzburg nachgingen.
1984 startete die „Longitudinalstudie zur Genese individueller Kompetenzen“ mit 200 Kindern, die gerade in den Kindergarten
gekommen waren, somit drei bis vier Jahre alt waren. Die Kinder wurden im Zeitraum bis 1993 insgesamt
drei Mal pro Jahr etwa acht Stunden lang untersucht. Eine weitere Erhebung fand
dann 1998 statt. Zu den Untersuchungsschwerpunkten
gehörte der Entwicklungsstand der Intelligenz, der Psychomotorik, des Denkens
und Gedächtnisses, des schulischen Wissens, der Motivation, einiger
Persönlichkeitsmerkmale, der sozialen Kompetenzen sowie des moralischen
Urteilens und Handelns.
In den Jahren 2003 und 2004 analysierten Wolfgang Schneider
und seine Forscherkollegen an der Universität Würzburg vor allem, wie die
erhobenen Merkmale im Jugend- und frühen Erwachsenenalter zusammenwirken. Haben
sich zudem bestimmte Eigenschaften weiter gefestigt oder wieder verändert? Die
da noch 152 Teilnehmer waren zu diesem Zeitpunkt inzwischen 22 und 23 Jahre
alt.
Das Ergebnis ist überraschend. Fast alle Grundmerkmale der
Persönlichkeit sind schon bei den drei- bis vierjährigen Kindern enthalten und
ändern sich im Laufe des Lebens kaum noch. Dies heißt nicht, dass sich die
Kinder nicht mehr weiterentwickeln, der Unterschied zwischen den Kindern bleibe
aber bestehen, wie Wolfgang Schneider im Interview auf Deutschlandradio
erklärt.
Der Facettenreichtum der Studie wird anhand einiger
exemplarischer Ergebnisse der letzten Erhebungswelle deutlich:
Leistungen zeigt sich: Das Elternhaus spielt eine große Rolle. Und es
gilt: Je stärker die Eltern ihre Kinder anregen sich zu bewegen und Sport
zu treiben, umso besser!
sich früh: Wer sich bereits in jungen Jahren im Vergleich zu anderen
Kindern viele Sätze merken und sie richtig wiedergeben kann, vermag dies
auch als 23-Jähriger besser als andere.
Konflikten auch persönliche Belastungen in Kauf, um moralisch zu handeln?
Junge Frauen schneiden hier besser ab: Von ihnen weisen 63 Prozent eine
hohe moralische Motivation auf, jedoch nur 33 Prozent der jungen Männer.
Erwachsene, die gut im wissenschaftlichen und mathematischen Denken sind,
verfügen bereits als Grundschüler über ein besseres Verständnis in diesen
Entwicklungsbereichen.
vergangenen Jahrzehnten deutlich verschlechtert haben. Zudem findet zwischen 17
und 23 Jahren keine Leistungsverbesserung mehr statt.