Spätestens seit der Fußball WM 2006 im eigenen Land weiß jeder, was unter der Bezeichnung „Heimvorteil“ verstanden wird. Offensichtlich ist es für eine Mannschaft besonders toll, zu Hause zu spielen. Es hat etwas mit Motivation, Ehre und Erwartungshaltung zu tun. Die Frage stellt sich allerdings, ob es den Heimvorteil tatsächlich messbar gibt, oder ob er nur ein Heimvorteil Mythos ist?
Wissenschaftlich der Frage auf den Grund ging Eva Heinrichs, Diplom-Statistikerin der Technischen Universität Dortmund. Im Rahmen einer Studie untersuchte Heinrichs alle Partien der 1. und 2. Bundesliga sowie der englischen, spanischen und italienischen Ligen seit 1963. Sie kommt zu den Schluss, den Heimvorteil hatte es einmal gegeben, heutzutage wird er jedoch immer geringer.
Der Heimvorteil nahm ab den 1990er Jahren kontinuierlich ab
Die Heimvorteil Studie offenbart eine interessante Trendwende. Von 1963 bis zur Saison 1987/88 muss es tatsächlich einen Heimvorteil gegeben haben, denn bis dahin gewannen die Gastgeber 55,8 Prozent aller Spiele. Seitdem sank der Wert kontinuierlich bis auf 43,8 Prozent in der Saison 2006/07. Dieses Phänomen lässt sich in allen Ligen gleichermaßen beobachten.
Den Umbruch zu Beginn der 90er Jahre führt die Heimvorteil Studie auf die zunehmende Leistungsdichte zurück. Die Teams von heute bewegen sich grundsätzlich auf einem ähnlich starken Leistungsniveau, auch trage die zunehmende Professionalisierung der Fußball-Spieler dazu bei, dass der Unterschied zwischen Gastmannschaft und Heimmannschaft nicht mehr so stark ins Gewicht fällt.
Auf internationaler Ebene ist der Heimvorteil noch vorhanden
Der Heimvorteil Mythos bleibt dennoch bestehen, vor allem bei Fußballspielen auf internationaler Ebene wie der Champions League freuen sich Spieler und Trainer auf Partien vor heimischem Publikum. Auch im Regelwerk ist der Heimvorteil Mythos fest verankert (Auswärtstorregel), weil es als Nachteil für die Gastmannschaft gilt, reisen zu müssen, die Übermacht der gegnerischen Fans ertragen zu müssen und überhaupt, die Platzverhältnisse, an die man sich erst gewöhnen muss.
Der Heimvorteil Mythos entspricht im Grunde nur bei großen Turnieren der Wahrheit bzw. kann dort als ein solcher wahrgenommen werden. Bei einer EM oder WM hat nur eine Mannschaft den Heimvorteil und der Fan als „Zwölfter Mann auf dem Platz“ hat bereits so einigen Glück gebracht: 1930 Uruguay, 1934 Italien, 1966 England, 1974 Deutschland, 1978 Argentinien und 1998 Frankreich, alle wurden sie Weltmeister im eigenen Land. Daneben spielten fast alle Gastgeber am oberen Limit und kamen dementsprechend weit im Turnier.
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Die Statistik ist nachzuvollziehen, da früher viele Spieler noch bei ihren Heimvereinen gespielt haben und Legionäre eher seltener waren und die Verbundenheit zum Verein stärker war als heute. Dies hat sich in letzter Zeit stark verändert. Ich denke das dies sicher ein Grund dafür sein könnte.