Ibiza soll erwachsen werden. Die Folgen sind zuweilen komisch. So bewirbt der Riesenclub "Space" nunmehr seine berühmte "Matinee", die bislang in den frühen Sonntagmorgen-Stunden im Sand vor Platja de en Bossa stattfand, als Abendparty. Beginn – Achtung(!) – um 18 Uhr, dann die Nacht durch bis 6 Uhr morgens eben. Rasend gelbe Bändchen werden verteilt, die bis 20 Uhr freien Eintritt versprechen. Das wird der geübte Ibiza-Space-Abtänzer erst noch verkraften müssen.
Überhaupt scheint der Zauber früherer Jahre eher noch im Privaten aufzuleben. Die Zeiten der riesigen Raves und Mega-Partys ist nicht vorbei, aber es ist doch alles etwas verhaltener geworden. Das Inselmagazin "Ibiza heute" schreibt sogar von einer Midlife-Crises, in der die Insel stecke. Nun ja – die Partyflieger, vor allem aus England, donnern tagsüber weiterhin im 5 Minuten-Takt Richtung Miniairport. Zumindest an den Wochenenden füllen sich Gassen und Hafenkai noch mit fröhlichen Menschen, kreischenden Kostümierten, die für die Partys in den Riesenclubs werben und manch überstylter Erscheinung, die zum Nachtleben der Insel gehört, wie ein Sonnenuntergang am Café del Mar. Der letzte Schrei: junge Russinnen tragen Bikinis und weisse Mützen a la Schwarzmeerflotte und lassen den Champagner sicher nicht warm werden. (www.ibizagirls.ru) An den Wochentagen hingegen schliessen viele Boutiquen für Ibiza-Verhältnisse erstaunlich früh – manche inzwischen schon kurz nach Mitternacht. Grund: das ausbleibende Gewimmel und damit Geschäft.
An den Stränden ein ebenso ruhiges, sehr gelassenes Bild. Am "Es Cavallet", dem Strand für Natur- und Mannsbild-Liebhaber pocht die Musik nicht mehr allzu laut aus den Boxen des "Chiringay", jenes fast schon legendären Strandrestaurants mit dem schönsten Meer- und Kerleblick der Insel. Das "Umpf-Umpf" darf nur noch gedämpft wummern – fordert die Inselregierung. Sogar über einen möglichen Abriss des Strandasyls wird gemunkelt, denn das "Chiringay" steht am Rande der nunmehr naturgeschützten Dünen. Die einzigartige Landschaft soll künftig weniger zerlatscht und dafür mehr gepflegt werden.
Die Sonne versöhnt letztlich mit allem, was sich so geändert hat – von einem Jahr zum anderen. Die weissen Strände, das kristallklare Meerwasser (bislang nur mit einigen wenigen Malle-Quallen), die vielen neuen Partyideen, eben nicht nur der grossen, inzwischen tatsächlich etwas in die Jahre gekommenen Clubs – das alles macht Ibiza auch 2008 zur "Isla Bonita". Ja, die Schminke leuchtet nicht mehr ganz so grell. Das Midlife hat für das Eiland nun wohl endgueltig begonnen.
Mich wundert es nicht, dass da auch mal der Hahn zugedreht wurde.Wer ein Mal auf Ibiza war, weiß warum.Die Insel verkam wirklich nur noch zur Partyinsel, statt auch mal die tolle Natur dort bewundern zu können.