„Tolle Tage“ in Rio – Der Tod tanzt mit

Der traditionelle Karneval in Rio, mit seinen farbenfrohen und freizügigen Kostümen und Umzügen soll dieses Jahr ohne Freudenkundgebungen stattfinden, das fordern zumindest einige Bewohner. Andere wollen sich das Vergnügen nicht nehmen lassen, denn was wäre Karneval ohne singen und tanzen? Und wer sonst nichts zu Lachen hat, weil er im Slum wohnt oder sonst an der Armutsgrenze lebt, will wenigstens ein paar Tage im Jahr die Sorgen vergessen und ausgelassen feiern.

Dies liegt schon in der Tradition des Karnevals begründet. Der brasilianischen Karneval entstand im 17. Jahrhundert, als die Sklaven das Recht erhielten, ein paar Tage im Jahr zu feiern und offen Kritik an ihren Herren zu äußern. So sollten Aufstände verhindert werden. Diese Taktik funktioniert bis heute und hat in diesem Jahr noch an Bedeutung gewonnen. Tatsächlich demonstrierten gestern hunderte Brasilianer im Zentrum von Rio de Janeiro gegen Gewalt, Straflosigkeit und soziale Ungleichheiten.

Auslöser war der Tod eines sechsjährigen Jungen, der von Autodieben, am Sicherheitsgurt fest hängend, sieben Kilometer lang über den Asphalt mitgeschleift wurde. Leider sind Mord und Totschlag, Überfälle und Sachbeschädigung inzwischen an der Tagesordnung. Auch wenn dies in anderen Großstädten nicht unbedingt anders ist, ist das Leben in Rio nicht ungefährlich. Hier tobt der Krieg der Drogendealer, der vor wenigen Tagen mindestens sechs Tote forderte.

Doch trotz der steigenden Kriminalität werden etwa 700.000 Touristen zum Karneval erwartet. Höhepunkt ist der Wettstreit der Samba-Schulen und deren Umzüge, die auch im TV übertragen werden.

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