Sexuelle Übergriffe, Steuerhinterziehung & Unterschlagung – eine Waldorf-Crime-Story oder: 6 Monate im Leben des Waldorfvorstands P., Kapitel EINS

Eigentlich hatte ich ja schon gewusst, dass diese Eltern Unruhe und Ärger in den Kindergarten bringen würden. Als mir die Kindergartenleiterin Span berichtete, sie hätte für das kommende Jahre eine Anmeldung der Zwillinge von Familie Zubereiter vorliegen, äußerte ich direkt meine Bedenken: "Frau Span, passen Sie bloß auf. Die Zubereiters kenne ich. Die machen überall Stress. Wenn wir genügend andere Kinder zusammen bekommen, erteilen Sie denen bloß eine Absage." Frau Span nahm mich offenbar nicht Ernst und der Datenschutz verbot mir damals und auch heute, genauer zu erläutern, woher ich definitiv wusste, dass die Zubereiters ein unangenehmes Päärchen sind.

Wenig begeistert war ich dann auch, als mir zu Beginn des dann folgenden Kindergartenjahres die Zubereiters samt ihrer total überdrehten Kinder über den Weg liefen. "Oh schön", heuchelte ich Freude. "Willkommen in unserem Kindergarten, werte Familie Zubereiter. Ich hoffe, es wird Ihnen bei uns gefallen." Herr Zubereiter schaute mich finster von unten herauf an und sprach "Das werden wir ja sehen.". Frau Zubereiter, die eigentlich einen Doppelnamen führt, dessen ungenannter Teil Vermutungen darüber zulässt, warum sie so speziell ist, wie sie ist, schaute mich mit großem Stumpfsinn von oben herab an und grinste nur. Herr Zubereiter ist ungefähr 1,60 m, seine Gattin locker 20 Zentimeter größer und mindestens doppelt so schwer. Nicht, dass die körperlichen Merkmale eine Rolle spielten, aber man will sich doch seine Antagonisten beim Lesen auch mal vorstellen können, oder?

Auf den bei Waldorfs ständig stattfindenden Veranstaltungen (Bastelkreise, Lesezirkel, Geschprächsrunden, Elternabende and what not) wurden die Zubereiters von Anbeginn absolut verlässliche Besucher. Kein nützliches, kein unnützes Angebot, an dem nicht beide Elternteile teilnahmen. Zugegebenermaßen traf dies auch für die in Waldorfkreisen essentiellen Arbeitssamstage zu. Herr Zubereiter, der eigentlich einen kreativen Beruf erlernt hat, betreibt ein Transportunternehmen und war von daher stets gern und ständig mit allen Arten nützlicher Fahrzeuge zur Stelle. Seine joviale Art, sein Umfeld dabei zutiefst herablassend zu behandeln, kam zwar nicht sonderlich gut an, aber Waldorf versteht sich ja als Schmelztiegel menschlicher Vielfalt: "Nee Du. Morgen kann ich nicht. Meine Lebensenergie ist schon fast verbraucht. Musse verstehn, Du." "Du musst mal den Tee wechseln, weisste. Da kommste wieder total ins Gleichgewicht mit Deinem Astralleib."

Schnell fühlten sich die Zubereiters unentbehrlich und empfanden es als ihr Geburtsrecht, sich massiv in alle Belange des Kindergartens einzumischen. Ob es um die Organisation der Tagesabläufe, die Konzeption von Fördergruppen (die natürlich aus anderen Waldorfgründen nie zustande kamen), die Auswahl des nächsten Kinderspiels oder um Ausflüge ging, Zubereiters waren die absoluten Experten. Auch in die Vorstandsarbeit sah sich Herr Zubereiter zwingend einzubinden. Immerhin sei er Unternehmer und wüsste sehr gut, wie man "so einen Laden zu schmeißen hat". Diesen Eindruck hatten meine Vorstandskollegen und ich jedoch beim besten Willen nicht, weshalb wir ihn mit freundlich ausgestrecktem Arm auf Distanz hielten.

Die erste nennenswerte Konfrontation entstand, als Zubereiters einen Ausflug zum Zoo des Nachbarortes organisiert hatten und nun Eltern suchten, die ihre Privatwagen für den Transport zur Verfügung stellen sollten. "Immer vier/fünf Kinder in ein Auto. Dann brauchen wir sechs bis sieben Wagen." Als das Vorstandsteam von diesem Treiben erfuhr, war das Konzept gestorben. Unmissverständlich machten wir Zubereiters deutlich, dass Veranstaltungen des Kindergartens ausschließlich über die Leitungsebene eingestielt werden und schon aus Haftungsgründen eine Nutzung privater PKW niemals nicht und überhaupt gar nicht in Betracht kommt. Um die Kinder nicht zu enttäuschen, schließlich waren die auch schon über den vermeintlichen Ausflug informiert, mieteten wir dann einen Reisebus mitsamt Fahrer an. Der Ausflug fand statt, alle Kinder waren glücklich und Zubereiters Ruf als Macher war fortan zementiert, denn wir waren natürlich nicht so indiskret, die kleine Meinungsverschiedenheit an die Elternschaft zu kommunizieren.

Nach diesem Zusammenstoß engagierten sich Zubereiters noch intensiver. Insbesondere war ihnen sehr daran gelegen, in irgendein Gremium gewählt zu werden. Als dann die turnusmäßig jährliche Neubesetzung des Elternrates, eines Mitbestimmungsgremiums der Elternschaft, anstand, hatten sich Zubereiters bereits im Vorfeld der Stimmen einer Vielzahl der übrigen Eltern versichert, um nur ja ihren Einstieg in dieses vermeintlich einflussreiche Arbeitsorgan nicht zu verpassen. Bekanntlich hat im Normalfall keiner Bock, sich für ein und sei es auch ein noch so unaufwändiges Amt zur Verfügung zu stellen und so kam, was kommen musste: Zubereiters waren die offiziellen Vertreter der Elternschaft gegenüber dem Kindergarten.

Lang und zäh waren die Gespräche, in denen wir Zubereiters dann erklären mussten, dass der Elternrat eine Einrichtung nach dem nordrheinwestfälischen Kindergartengesetz ist und kein Gremium des Vereinsrechts. Mit anderen Worten: Einen Elternrat hat jeder Kindergarten. Der Elternrat hat selbstverständlich keine Befugnisse, in Leitungsfunktionen direkt einzugreifen oder dies auch nur zu fordern. Zubereiters wollten das nicht akzeptieren. Sollten sie sich etwa in das falsche Gremium gesetzt haben? Verdammt. Wie kommt man nur in den Vorstand rein? Die Frage stand besonders Herrn Zubereiter immer deutlicher ins Gesicht geschrieben.

Ab diesem Zeitpunkt verlegten sich Zubereiters vollend auf´s Intrigieren. Wessen sie sich allerdings alles als fähig erweisen würden, hätten wir im Traum nicht erdacht.

… to be continued …

(Foto: www.pixelquelle.de / Fotograf: Tomizak)

3 Meinungen

  1. Na, bis jetzt ist ja von den Schlagwörtern noch nichts zu lesen. Außer Profilneurose weltverbessernwollender Gutmenschen und Missionarstrieb – wies eben in der Waldorfwelt so ist – noch nichts.Ich bin jedenfalls gespannt!

  2. .Habe ich damals im Deutsch-Unterricht so gelernt. ;-).

  3. Das erhält den Spannungsbogen und erhöht die Anzahl der klicks ;-)) Ob dieser Kommentar wohl auch zweimal erscheint?

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