Rundumschau KW29: Passion Pit, The Gaslight Anthem und Michael Kiwanuka

Passion Pit – Gossamer

Vielleicht liegt es daran, dass wir alle ein paar Jahre älter sind, aber die hektisch flickernde Hyperaktivität der Indielectropopper ist auf ihrem aktuellen Werk teilweise schon arg anstrengend. Schade, denn auch wenn „Sleepy Head“ auf dem Debüt wohl die erfolgreichste Single war, waren es auch Songs wie „Moth Wings“, die das Album zu einem Liebling machten und Fans auf die schillernde Verschmelzung von Synthies und Indiepop anstoßen ließen. „Gossamer“ gelingt das nicht ganz so, klar, kein Song ist wirklich schlecht, aber nur zu sehr erinnern „Carried Away“ und andere an den Vorgänger, der das bisschen stärker nachwirkt als dieser solide, dennoch enttäuschende Nachfolger, der in manchen Fällen („Cry like a ghost“) richtgehend enervierend ist.

[youtube WiT1gs0QU3k]

The Gaslight Anthem – Handwritten

Ich bin immer wieder überrascht, was als Punk begonnen hat und was als Punk über die Ladentheke geht, denn auch wenn The Gaslight Anthem bei weitem keine schlechte Band sind, kann man wohl wenig an rohen, dreckigen Punkwurzeln in ihrer Musik finden, die so melodienverliebt und Stadionmächtig ist, dass man sich kaum vorstellen kann, Songs wie „45“ oder „Keepsake“ in kleinen abgeranzten Jugendclubs live zu hören.
Gechannelt werden die großen Helden der amerikanischen Punkrock 90er – als Punk also auch Top 40 Potential hatte und kaum noch verroht war – darüber hinaus lehnt sich Sänger Brian Fallon auch noch an keinen geringeren als den Boss an, selbst wenn so mancher Fan beinahe wahnsinnig wird, wann immer sich dieser Vergleich in Rezensionen des neusten Werkes wieder findet.
„Handwritten“ ist solide, textlich nicht immer aber immer mal wieder überraschend stark und musikalisch eingängig und so emotional-käsig, wie man es von Chart-kräftigen Punkrockgruppen kennt – mit a cappella Brücke und finalem Instrumentalsturm inklusive, um für ein paar Sekunden emotional die Augen zu schließen.
Der Fanbase gefällt es, zu starke Fortbewegungen von traditionellen Klangmustern sind in diesem Genre sowieso nicht sehr willkommen, was man auch an den Rezensionen erkennen kann, die „Handwritten“ schon jetzt als wohl bestes Rock Album 2012 deklarieren. Auf diesem Blog werden sie es wohl nicht schaffen, aber ein Sternchen für Glaubwürdigkeit gibt es dennoch und das ist gerade bei Punkrock mit Stadionpotential eine Menge wert.

[youtube NxTf0JwJxic]

Michael Kiwanuka – Home Again

Wenn es darum geht, altmodischen Charme aus den glorreichen Zeiten des RnB zu recyclen, dann sind die Briten immer noch Marktführer, das bestätigt auch Michael Kiwanuka, ein gerade mal 24-Jähriger Soulsänger, der klingt als wäre er gerade aus dem Soultrain der 60er Jahre ausgestiegen.
Was neben der umwerfenden Stimme Kiwanukas besonders an „Home Again“ gefällt, ist die unglaublich opulente Instrumentalisierung, Michael fährt alles auf, Orchester, Querflöte (das 60er/70er Lieblingsinstrument für Frühlingsstimmung) und auch mal die zurückhaltende Gitarrenbegleitung.
Die Stilvielfalt auf diesem ausnahmslos großartigen Album ist umwerfend und es wäre eine große Ungerechtigkeit, wenn Michael nicht mindestens so populär wie Adele und Amy Winehouse wird, denn verdient hat dieses Debüt jede positive Aufmerksamkeit, die es sammeln kann, denn so konsistent konnten selbst die britischen Soulladies nicht auf ihren Erstalben abliefern. Hier, liebe Leser, findet man einen echten Bewerber für die Top 2012 Listen zum Jahresende.

[youtube xTa28a8QKo4]
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Eine Meinung

  1. Super Künstler

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