James Camerons! Dieser Name ist untrennbar mit dem 3D-Kino verbunden und das mag wohl auch der Grund dafür sein, warum er als als großer Name in der Werbung für das neuste Werk Sanctum auftaucht und nicht Alister Grierson, der eigentlich für die Regie verantwortlich ist.
Der australische Jungregisseur Grierson machte Down Under mit seinem Debüt „Kokoda – Das 39. Bataillon“ auf sich aufmerksam. Die Zusage für Sanctum soll dieser aber erst bekommen haben, nachdem er einen Tauchtest bestand, den Andrew Wight und Cameron mit ihm durchführten. Wight ist nicht nur Produzent sondern auch Ideengeber des Films. Die Story in Sanctum ist an Geschehnisse angelehnt, die der Australier selbst in ähnlicher Form erlebt hat. Ebenso wie der Regisseur erst den Härtetest zu bestehen hatte, galt dies auch für die Mitwirkenden, womit wir zum zentralen Problem des Film kommen.
Schlecht synchronisiert, ideenlos gespielt
Die Darsteller wirken leider alle sehr flach und scheinen fast vor den imposanten wie plastischen Kulissen zu verschwinden. Besonders der Start in die Story ist schleppend und durchwirkt von Insider-Begriffen: Vermutlich sind nur die wenigsten der Zuschauer Hobby-Höhlentaucher, ein wenig mehr Erklärung wäre darum schön gewesen und hätte der Dramaturgie weit weniger geschadet, als die oberflächlichen Sprüche der Figuren.
Dem Zuschauer wird durch die 3D Technik und clevere Kameraperspektiven absolute Nähe zu den Darstellern und deren Erlebnissen suggeriert, leider können diese das aber nicht auf emotionaler Ebene transportieren. So bleiben die Figuren mit wenigen Ausnahmen beliebig. Einzig Josh (Rhys Wakefield, „Broken Hill“) vermag eine Entwicklung seiner Rolle abzubilden, die man ihm auch abkauft. Die schlechte deutsche Synchronisation, die das letzte bisschen Authentizität mit in die Abgründe der Höhle spült, kann er jedoch auch nicht einfach so wegspielen.
Dramaturgie ohne Feingefühl
Weiteres Manko: Die Regie lässt keinen Spielraum für Phantasie, alles ist perfekt ausgearbeitet und wirkt so ebenso plastisch wie herzlos. Das Ableben einiger Darsteller wird ohne Taktgefühl oder Sinn für Dramaturgie dargestellt. Paradox: Einzig in diesen Szenen gelingt es dem Zuschauer, eine annähernd emotionale Nähe zur Story und den Figuren herzustellen. Ein fader Beigeschmack bleibt, denn das hätte man sich eher durch die Schauspielleistung an sich gewünscht, nicht durch eine – dank guter Maske fast an Splatter erinnernde – Darstellung des Grauens, die zwar die Beklemmung in einer Höhle tief unter der Erdoberfläche zu vermitteln mag, nicht aber die wahren Gefühle und seelischen Abgründe derer, die sich durch sie hindurchkämpfen.
Fazit zu Sanctum
Freunde der 3D Technik kommen in Sanctum nicht zuletzt durch effektvolle Kameraführung und taktisch klug eingesetzte Tonkulisse auf ihre Kosten, sollten aber, um auch die Story des Films wenigstens ein wenig genießen zu können, die Originalversion in englischer Sprache vorziehen und sich auf einige verstörende weil splatterige Szenen und eine ansonsten recht schöne, aber wenig abwechslungsreiche Naturkulisse gefasst machen.