Christliche Musik: Wie hip kann Jesus sein?

Es mutet ja schon merkwürdig an, dass die rebellischen Rocker und „intellektuellen“ Indiemusiker an einen Gott glauben, schlimmer noch, an den christlichen Gott, Jesus Christ, den Sweet Lord Jesus, der Wasser zu Wein machte und damit heutzutage nicht einmal David Blaine beeindrucken könnte (zu wenig Spiegeltricks, Jesus!). Wie absurd.

Wer macht überhaupt christliche Musik?

Dabei entsteht oft der Eindruck, dass die Hipster und Nerds der Indie Szene fast annehmen, dass jeder Glaubende einen Schuss weg haben muss, um so einen Unfug zu glauben, ja, oftmals wird ihm auch noch die politische Meinung der Schlimmsten seiner Glaubensgenossen angehängt, die politisch verkümmerten Auswüchse der homophoben, frauenfeindlichen, Kunst-verachtenden – und am schlimmsten -, humorlosen Konservativen.

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Aber genau so wenig, wie unser Atheismus uns zu drogensüchtigen Gangbangern macht, die (ausgerechnet) Satan huldigen und ein Kind nach dem anderen aus reiner Lust an der Freude abtreiben, ist jeder Christ ein George W. Bush.

Warum also einen Musiker dafür bestrafen, was kirchlich organisierte Popgruppen mit Plastikgrinsen und pastellfarbenen Pullovern zum Thema Verhütung zu singen haben? Der Glaube ist eine zutiefst persönliche Angelegenheit, jeder, der ihn mit Politik verwechselt, hat ihn nicht verstanden. Und persönlich soll ein Musiker doch sein, genau das macht doch die großen Musiker aus. Sam Cooke, Johnny Cash, und Bob Dylan sangen von ihrem Glauben und niemand nahm es ihnen krumm. Warum also werden die Cold War Kids von Pitchfork als skinny fit tragende Christen beschimpft, ihre Texte plötzlich zu missionarischen Glaubensmanifesten uminterpretiert, nur weil sie sich während eines Bibelseminars kennen gelernt haben? Warum ist es nicht cool, Jesus tatsächlich als Homeboy in seine Posse einzuladen?

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Gerade der Mangel an Diskussionsbereitschaft dieses Themas, macht es zu einem Tabu, ein unausgesprochenes Drohmittel gegen die Musiker, die an einen Gott glauben, aber nicht ins zynisch-ironische Fegefeuer der Blogger-Musikjournaille geworfen werden wollen, weshalb jeder atheistische Indiemusiker stolz darüber reden kann, die christlichen Künstler jedoch selten redebereit sind, alleine, um dem Stempel des ruchlosen Missionars zu entgehen. So ist christliche Musik immer noch synonym mit künstlich-generischen Pop- und Rockprodukten der Kirche, nicht aber ein Genre, dessen musikalischer Kern sich mit den individuellen Auseinandersetzungen des Glaubens beschäftigt. Aber ohne diese Beschäftigung verzerren sich unsere Vorurteile nur noch mehr und machen die Begegnung mit dem so ambivalenten Christentum immer schwieriger, die Berührungspunkte so empfindlich wie offene Wunden.

Und wie hip ist christliche Musik nun?

So hip, wie sie sein will und gehen wir davon aus, dass der Hipster derzeit daran arbeitet, sich so unbeliebt wie möglich zu machen, muss das gar nicht so hip sein. Schön, nachdenklich, kritisierend, reflektierend, erleuchtet, suchend, zynisch, aufgeschlossen darf es aber immer und überall sein, weshalb Sufjan Stevens, Pedro the Lion und gerne auch die Cold War Kids singen dürfen, was ihnen auf dem Herzen liegt, ob das nun von Gott handelt oder nicht.

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Weiterführende Links:

http://pitchfork.com/features/get-that-out-of-your-mouth/6238-get-that-out-of-your-mouth-21 – eine ironischerweise auf Pitchfork veröffentlichte, kritische Kolumne zum Thema

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