Die feministische Künstlerin Lynda Benglis wurde in Louisiana geboren, wobei ihre Heimatstadt Lake Charles durch die vielfältigen Wasserwege eine der touristisch reizvollsten des Staates ist. Vielleicht war es gerade diese ruhige Südstaaten-Atmosphäre, aus der sie umso heftiger ausbrechen wollte.
Mit dem 10 Jahre älteren, aus Missouri stammenden Künstler Robert Morris begann Lynda Benglis in den 1970ern durch Videos, die selten sichtbaren oder kaum anerkannten weiblichen Vertreterinnen der Kunstszene anzusprechen und der femininen Sichtweise mehr Raum zu gestatten. In diesem Ansinnen nahm sie bereits in ihrem Installations-Bild „Fallen Painting“die minimalistischen Tropfengemälde von Jackson Pollock auf die Schippe.
Lynda Benglis: Porträt einer Provokateurin
Ihrer Auffassung nach war das Kunst-Publikum durch die oft einseitig männliche Sicht der Dinge verblendet. Vor allem wollte sie – wie Louise Bourgeois (1911-2010) – der minimalistischen, perspektiv-und ebenenarmen Kunst von Kollegen wie Andy Warhol etwas an komplexeren Stücken entgegensetzen. Dies gelang ihr vor allem in der dreidimensionalen Kunst der Skulpturen, wobei ihre Stücke „Bravo“ (1972) und der „geviertelte Meteorit“ (1969) Maßstäbe setzten. Ihre Figuren-Reihe „Totem“ (1971) bewies, wie körperlich sie mit Materialien wie Kunstharz- und Kunststoffschaum (Polyurethane) ihre Ideen umsetzte. Selbst bei unwirklich-futuristisch anmutenden Tropf-Fragmenten finden im Auge des Betrachters körperliche Assozioationen statt.
1974 erzwang Benglis trickreich einen Skandal, als sie sich nackt im Magazin Artforum auf einer doppelten Innenseite im Selbst-Porträt mit einem Dildo zeigte. Das bescherte ihr natürlich Feinde, aber auch enorme Aufmerksamkeit.
Heute lebt Lynda Benglis mit dem Inder Anand Sarabhai zusammen und pendelt zwischen mehreren Wohnungen in den USA und Griechenland, wo ihre väterliche Linie herstammte.
Gerade öffnete im New Yorker New Museum eine retrospektive Schau auf vier Jahrzehnte ihrer Werke.
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