Reflektion oder Reflexion? Ableitung des lateinischen Wortes

„Reflektion“ oder „Reflexion“? Hier scheiden sich die Geister. Befürworter der ersten Variante haben wenigstens genauso gute Argumente wie diejenigen, die sich der zweiten Version hinwenden. Und tatsächlich ist auch nur die „Reflexion“ die vom Duden als korrekt befundene Version. Das Substantiv entpuppt sich aber als absoluter Renner bei den Schreibfehlern, da „Reflektion“ Duden in seiner Schreibweise näher am Verb „reflektieren“ liegt.

Reflektion ist falsch, doch durchaus nachvollziehbar

Die „Reflexion“ kommt vom lateinischen „reflexio“ und meint das „Zurückbeugen“, das „Widerspiegeln“ und „Zurückwerfen“. Das leicht verwirrende und im Deutschen eher unübliche x in „Reflexion“ lässt sich leicht aus der lateinischen Herkunft erklären. Aus dem Verb „reflectere“ wird im Partizip Perfekt Passiv „reflexum“, womit angegeben wird, dass sich ein Objekt dabei befindet, zurückgeworfen zu werden. Im Nomen „reflexio“ taucht das x dann auch wieder auf. So erklärt sich, warum es auch im Deutschen „reflektieren“ aber „Reflexion“ und nicht „Reflektion“ heißt.

Da der Fehler aber sehr häufig gemacht wird, muss man sich einmal genauer ansehen, warum das k in „Reflektion“ so verlockend ist. Viele vor allem technische Dinge leiten sich vom „reflektieren“ ab, wie beispielsweise der Reflektor am Fahrrad. Auch in geistigen, philosophischen Angelegenheiten wird einiges reflektiert. Dahingegen wird mit einem „Reflex“ eher eine unkontrollierbare, physische Reaktion auf einen äußeren Reiz verbunden. Der Unterschied mag zum einen in der Wortähnlichkeit liegen, zum anderen aber auch in der Auffassung der Bereiche, in denen diese Wörter verwendet werden.

Reflexion, Reflektion – wie ist die Ableitung aus dem Lateinischen

Reflexion, Reflektion – es ist also wahrscheinlich, dass man die „Reflexion“ eher mit einem „Reflex“ verbindet – also etwas ungewolltem, die „Reflektion“ aber mit wahlweise einem bewussten Vorgang und auch der eigentlichen Wortbedeutung im Sinne des Widerspiegelns. Auch wenn es nur eine richtige Variante von „Reflexion“ gibt, sind die Erklärungsansätze bei „Reflektion“ aber durchaus verständlich.

Auch wenn ästhetische wie logische Argumente durchaus für die „Reflektion“ mit k und t sprechen, sollte sich man sich mit dem x in „Reflexion“ arrangieren, wenn man keinen Schreibfehler machen möchte.

 

23 Meinungen

  1. Sehr schön erklärt, wie ich finde.
    Im letzten Absatz befindet sich ein überflüssiges „sich“ 😉

  2. zufälliger mitleser

    das unt im letzten absatz dürfte mit *d* geschrieben werden, obgleich die nähe zum *t* hier nachvollziehbar und ästhetisch gewünscht sein könnte 😉

  3. Maximilian Fuhrmann

    Danke für die Hinweise. Ist berichtigt 🙂

  4. Das doppelt reflexive/reflektive „sich“ ist noch immer da.
    („… sollte sich man sich …“)

  5. Reflektion ist genauso richtig, da es kein richtig und falsch im Deutschen gibt.

    „Richtig“ ist das, was die Mehrheit schreibt. Deswegen ist es unsinnig alles auf lateinischen Ursprung hin abzuzielen, vor allem die deutschen Bildung des Substantivs.

    Dumme Regelung, die zum Glück nicht mehr gilt. Mann sollte kein lateinisches Wort übernehmen, es dann deutsch deklinieren und konjugieren usw. um dann plötzlich im Substantiv wieder den lateinischen Ursprung zu nehmen.

    Heutzutage ist zum Glück Reflektion richtig.

  6. Wunderbar liebevoll einschmeichelnd sanft überzeugend! Danke!

  7. @ mr t am 2. Oktober 2010:

    Duden> SucheSucheSuchergebnis für „Reflektion” 0 Treffer in der Duden-Suche
    0 Treffer im Produktkatalog
    0 Treffer auf der Website
    0 Treffer im Newsletterarchiv
    0 Treffer im Pressebereich
    http://www.duden.de/suche/index.php?suchwort=Reflektion&suchbereich=mixed

    dagegen:

    Duden> SucheSucheSuchergebnis für „Reflexion”

    4 Treffer in der Duden-Suche
    0 Treffer im Produktkatalog
    1 Treffer auf der Website
    0 Treffer im Newsletterarchiv
    0 Treffer im Pressebereich

    Treffer in der Duden-Suche
    Re|fle|xi|on, die; -, -en [frz. réflexion < lat. reflexio = das Zurückbeugen, zu: reflectere, →reflektieren]: 1. das …

    1 Treffer in Duden – Das Fremdwörterbuch
    1 Treffer in Duden – Das Synonymwörterbuch
    1 Treffer in Duden – Die deutsche Rechtschreibung
    http://www.duden.de/suche/index.php?suchwort=Reflexion&suchbereich=mixed

    oder wie es Wikipedia formuliert:

    Reflektion
    Zu diesem Stichwort gibt es keinen Artikel. Möglicherweise ist „Reflexion“ gemeint.
    Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Reflektion“
    Kategorie: Wikipedia:Falschschreibung (sic!)
    http://de.wikipedia.org/wiki/Reflektion

  8. 1.>> Reflektion oder Reflexion? Auch wenn etliches für beide Varianten spricht,
    >> kann nur eines davon anerkannt richtig sein … Reflektion ist falsch, doch
    >> durchaus nachvollziehbar
    2.> Reflektion ist genauso richtig, da es kein richtig und falsch im Deutschen
    > gibt.

    Auch wenn etliches für jede dieser Alternativen spricht, kann nur eine anerkannt
    richtig sein … 🙂 Eine typisch deutsche Schwarz-Weiss-Sicht der Dinge?!

    Im Gegensatz zur germanischen Prinzipienreiterei — korrekte grammatische
    Ableitung — gehen die Briten da mal wieder pragmatisch vor, siehe

    http://slb-ltsu.hull.ac.uk/awe/index.php?title=Reflective_-_reflexive

    Laesst man die muessige Prinzipienreiterei in Sachen korrekte grammatischer
    Ableitung mal beiseite, koennen also durchaus beide Varianten „anerkannt richtig“
    sein.

    Unterschiedliche Sachverhalte durch verschiedene Schreibweise zu markieren
    traegt zur Klarheit bei, Stamm hin oder her. Da sich dies im Fall Reflektion vs
    Reflexion international durchsetzt, ist ein deutscher Sonderweg, der auf einem
    ‚x‘ besteht, kontraproduktiv.

    Ich fuer meinenTeil gerate lieber in den Verdacht, nicht richtig zu schreiben, als
    in jenen, Sachverhalte missverstaendlich zu referenzieren.

  9. @D aus Bristol: Korrekte grammatische Ableitung ist etwas Wunderbares, nämlich eine einfache und leichtverständliche Erklärung dafür, warum man was wann wie *korrekt* schreibt.

    Wenn Sie korrekte Schreibweisen als „germanische Prinzipienreiterei“ abtun, wollen Sie die Briten davon abhalten, sich über „englische“ Wörter wie „Handy“ (tatsächlich „cell phone“ bzw. „mobile“) und „Meetingpoint“ (meeting point) und Redewendungen wie „Coffee to go“ („Coffee for take-away“) kaputt zu lachen? Ganz abgesehen von „Sinn machen“, aber das ist ein Thema für sich…

    Es wäre ja auch kein Abweichen von „germanischer Prinzipienreiterei“, wenn man die Arbeit mit einem Winkelschleifer plötzlich als „Flekten“ bezeichnen und die entsprechende Maschine eine „Flekt“ nennen würde. Nein, das wäre unkorrekt und unverständlich.

    Bezüglich des „deutschen Sonderwegs“ wäre Ihre Kritik viel besser bei der Rechtschreibreform angebracht, die die meisten international üblichen und aus anderen Sprachen hergeleiteten Schreibweisen abgeschafft hat. Als da wären Wörter, die aus dem Griechischen stammen (was man z.B. sehr gut am „th“ oder „ph“ erkennen konnte). Außerdem brachte sie Worttrennungen wie Tee-nager (statt teen-ager) und Urin-stinkt (Ur-instinkt).

    Ihr Konstrukt einer „germanischen Prinzipienreiterei“ sehe ich in sich zusammengebrochen.

    I rest my case.

  10. Ich hatte mit meiner Deutschlehrerin Anfang der 1990er einen Disput zu selbigem Thema. Interessanterweise fand sich in dem DDR-Duden (aus den 1960ern, 1964 oder so) das Wort in beiden Formen. Leider war dies der Lehrerin als Argument dennoch nicht genug.

    Immerhin kann ein Lehrer wohl kaum unrecht haben … 😐 … meinte sie.

  11. ich mach unglaublich viele Rechtschreibhler, leider. ABER ich lieeebe Wörter, Sprache, Wortschöpfungen und ich freu mich sehr hier so viel lernen zu können. Weich, lebendig, nah erklärt. Kein Schulbuchansatz. Danke. Hier komme ich nun öfter vorbei. Herzlichst Sophia

  12. vielen dank für den interessanten text. einen fehler hab ich hier entdeckt:“…sollte ->sich<- man sich mit dem x in „Reflexion“ arrangieren, wenn man keinen Schreibfehler machen möchte."lg,p

  13. Hallöle,
    ich habe diesen Artikel als Link erhalten, weil ich als Physiklehrer bisher lieber von Reflektion als von Reflexion geschrieben habe. Ich glaube, nach den erhellenden Erklärungen im blog bleibe ich lieber glücklicher Rechtschreibverweigerer (mit Fußnote, damit meine Schülerinnen und Schüler nicht glauben, dass sie damit bei der Konkurenz durchkommen) als angepasster Rechtschreibler. Stuttgart21 wird ja auch bestreikt.
    Was interessieren mich denn die alten Römer? Ich will, dass die Kinder Physik lernen. So einen Herleitungs… können sich doch nur Germanisten zurechtdenken. Wie soll ich denn meinen Schülerinnen und Schülern erklären, dass Wellen an einem Reflektor reflektiert werden (jaja, dass ist wohl schon so richtig, alles mit „k“, muss man so machen, habe ich gegoogelt), aber dass man dann andererseits von einer Refle“X“ion der Wellen schreiben soll. Geht doch gar nicht. Ist denn der Griff in die Mottenkiste der lateinischen Wurzelfindung wichtiger als die einfache Vernunft des modernen Muttersprachlers aus der Provinz? Das „daß“ haben wir doch auch schon lange neugedeutscht ohne Verlust der germanischen Identität. Ich bin jedes Mal immer noch stolz auf so viel revolutionäre Energie, wenn ich das Doppel-„s“ dabei sehe. Aber jetzt (wo man mich darauf hingewiesen hat) soll ich den Kindern in meiner Naturwissenschaft erklären, warum man ein Phänomen mal mit x und mal mit k schreibt, weil so ein paar Leute (die im Übrigen nicht viel für die Naturwissenschaften übrig hatten) vor rund 2.000 Jahren fleißig über Grammatik relexiert haben – oder reflektiert – ach, was weiss ich denn, da kommt man doch durcheinander… Zudem möchte ich auch nicht, dass die Schülerinnen und Schüler glauben, die RefleXion wäre dem Reflex verwandt – also einer eher biologischen Eigenschaft von Lebewesen, welche mit dem Begriff der physikalischen RefleKtion nichts zu tun hat.
    Darum kann ich nur um eine neue Lösung bitten: Lasst beide Schreibweisen zu, ihr Retter der deutschen Sprache. Lasst den Ignoranten ein Stück Wahlfreiheit unter euer brennenden Sonne der Rechtschreibung, den Gequälten und Geknechteten, welche kein Latein und Griechisch in der Schule hatten ein wenig Würde in ihrem täglichen Kampf mit der richtigen Schreibung. Wir brauchen die Schrift doch nur als einfaches Fixativ, um unsere Ideen auszutauschen nicht als hohen Tempel der Kunst und Kultur. Das Handy hat doch auch seinen eigenen Platz im Duden bekommen, wie die E-Mail und so manches andere neue Wort. Gebt der lieben Reflektion eine Chance. Die Physik wird es euch danken.
    Guten Abend.

  14. Ah, wieder ein gefrusteter Lehrer, der lieber Taxifahrer hätte werden sollen …

  15. @Torsten: oder Taktifahrer??

    Aber im Ernst: Ich bin auch ein glühender Verehrer der Reflektion und habe sogar schon mal eine disbezügliche Anfrage an den Rat für deutsche Rechtschreibung formuliert … logisch abschlägig beantwortet: Weil nämlich Annexion (und wohl noch ein paar ähnliche Kandidaten) gibt es auch nicht – hier geht es also auch um Konsistenz über das einzelne Wort hinaus … Wers mag …
    Ich jedenfalls schreibe es gerne mal „falsch“ wenns denn meinem Sprachgefühl entspricht – und dafür schreibe ich denn gelegentlich auch mal Tipp mit 2P … 😉

  16. … bääh .. ich meinte natürlich „Annektion“ gibt es nicht … wer soll sich da auch auskennen …

  17. Reflek/xtion hin oder her, was mich mehr schockiert, ist, dass Physiklehrer Thorsten allen Ernstes(?) behauptet, dass „so ein paar Leute vor rund 2.000 Jahren [im Übrigen nicht viel] für die Naturwissenschaften übrig hatten“. Ohne die paar Leutchen vor 2000 Jahren sähen Sie doch heute alt aus: Pythagoras, Euklid, Archimedes? Da hat wohl jemand keine Ahnung von seinem Fach, aber hauptsache erstmal die Germanistik beschimpfen.Für die geringe Chance, dass sie hier nochmal reinschneien: bitte schön, was zu lesen für die Pause im Lehrerzimmer http://de.wikipedia.org/wiki/Archimedes

  18. Wenn ich In der Schule aufgepasst habe, waren Pythagoras, Euklid und Archimedes Griechen. Ich bin auch Schwabe, und weder Germanist, noch Physiker, werde aber „Reflektion“ nicht verteidigen, sondern schließe mich dem von Goethe gepriesenen Juristen und Schriftsteller Christian Wilhem von Dohm an, der u, a. die Gebrüder Humboldt unterrichtete. Er sagte schon 1781, „Ich halte die Orthographie … für eine Kleinigkeit, die der Reform nicht werth, und so eigensinnig ist, sich keiner plötzlichen zu unterwerfen.“

  19. @ mr t und andere stolze Renegaten und ignorante Physiklehrer:

    „“Richtig” ist das, was die Mehrheit schreibt. “

    Die Mehrheit schreibt unendlich viel, eine Mehrheit der Mehrheit fast ausschließlich im Internet. Und diese Mehrheit schreibt dort so unendlich grauenhaftes Deutsch, dass einem die Zähne ausfallen. Ein Teil der Mehrheit kann offenbar auch nicht recht lesen, wie sich hier wieder zeigt. (Nix Smiley)

    Der Sache mit Internationaliät beizukommen, ist gänzlich unmöglich. Englisch: reflection (alt. reflexion, Brit., eher obsolet); Französisch: réflexion; Italienisch: riflesso/riflessione; Spanisch: reflexión; Russisch: рефле́ксия (für Denken; für Spiegelung etc. отраже́ние)…

    Was also soll der Diskurs? Er kann nur noch mehr Verwirrung schaffen. Dies ausdrücklich auch dem Lehrer zu stecken ist mir ein Anliegen.

    HRRS

  20. Und am Fahrrad hängt dann ein „Reflexor“, der das Licht auf die Straße bringt? Wäre dann die logische Folgerung… Und warum kann nur eine Variante richtig sein, wenn für beide gute Argumente vorliegen? Wäre ja nun wirklich nicht das erste Wort mit mehreren akzeptablen Varianten… Ich schreibe es „Reflektion“ wie „Reflektor“, der „reflektiert“. Die Sprache lebt durch die, die sie benutzen, nicht durch einen toten Eintrag irgendwo.

  21. Reflexion, natuerlich.

  22. Ganz einfach ist die Erklärung, wenn man das Wort als Aufforderung formuliert: du musst reflexieren?
    Nein- ganz eindeutig: du musst vorher reflektieren.

    Dagegen kann man sich reflexartig wegducken, nicht aber reflekt-artig wegducken!

    Beides lässt nur einen einzigen logischen Schluss zu: es handelt sich um 2 Worte, mit komplett unterschiedlicher Bedeutung.
    Die Erklärung oben ist somit schlicht falsch, wie auch die Erklärung dazu.
    Nicht nur der Physiker ist verwndert, auch der Mediziner wird nicht zustimmen.

    Der Reflex ist nur – und wirklich nur – eine Reaktion ( = Antwort) auf einen Reiz (= Aktion) von Außen und hat rein überhaupt nichts mit einer Widerspiegelung im Sinne von „zurückwerfen“ zu tun!

    Das ist nur bei den ENGLÄNDERN die gleiche Schreibweise. (Und nur da korrekt!)
    Seit wann ist die hier gültig? Wir sprechen hier über die deutsche Muttersprache und unterliegen somit immer noch der deutschen Rechtschreibung! Und da gibt es nun einmal in der Tat 2 verschiedene Worte mit 2 verschiedenen Wortbedeutungen, selbst wenn ein lateinischer Wortstamm dafür zugrunde liegen könnte.

    Auch mit dem zitierten Reflux kann ich aushelfen: das heißt einfach nur Rückfluss (re = zurück) (flux = fließen) und beschreibt gleichfalls einen anderen Vorgang, nämlich: zurück“fließen“. Mehr odervweniger unangenehm.
    Das spuckende Baby nach dem Fläschchen zum Beispiel. Oder Sodbrennen.
    Essen = Aktion, spucken, Sodbrennen = Reaktion. (es „fließt“ tatsächlich durch die Speiseröhre, ganz anderer Wortsinn!)

    Der Unfug durch das Ver“denglischen“ treibt allmählich überall die komischsten (Stil)Blüten.
    Mit Annektion (annektieren) und dem „Neusprech“ Annexion ist es das Gleiche. (In England durchaus korrekt)

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*