Manuel J. Hartung: Der Uni-Roman

Markus wurde von seiner Freundin verlassen. Und hat sich deswegen an der Uni in Bonn eingeschrieben. Weit weg von zuhause. Hier hofft er auf aufregende Semester, auf Abwechslung und auf Erleuchtung. Die sucht er – wie es sich für einen waschechten und waschmaschinenarmen Studenten gehört – in einer WG und bei den Politikwissenschaftern. Mit dem Ziel, in ein paar Jahren den Bachelor zu machen. Um dann … tja, wer weiß.

Markus erste Erfahrungen an der Uni mit überfüllten Hörsälen, einsamen Momenten in der Mensa, Studentenpartys und langweiligen, frustrierten Dozenten füllen über 200 Seiten. Er trifft auf all diejenigen Charaktere, auf die jeder Student irgendwann mal trifft. Die perlenbereihten Juradamen, die ewig nichtsblickenden Über-zwanzig-Semester, die Dozenten, deren Karriereweg eigentlich anders hätte laufen sollen, die Verbindungsjungs, die Studentin, die mehr Liebe als Wissen sucht und er trifft auf Anna. Anna, die grundsätzlich das Pronomen „Ich" vermeidet, die immer eine kritische Falte auf der Stirn hat, eigentlich nicht schön ist und so gestelzt daherredet, als wäre sie gerade aus einem vergangenen Jahrhundert hergebeamt worden. Anna, die vor Gefühlen davonläuft und die ihn wirklich fasziniert…

Der Autor ist sozusagen selbst Teil seiner eigenen Zielgruppe. Und trifft damit genau den Zeitgeist. Der Roman liest sich gut, könnte sich aber noch besser lesen. Manches ist doch einen Tick zu überzogen, die Ironie, die anfangs das Buch ausmacht, geht etwa ab der Mitte ziemlich verloren und was ich wirklich schade fand, war, dass die Geschichte mit Anna, deren Seelenleben und die dadurch entstehende Gefühlspein zu kurz kamen. Hier lag der Fokus zu sehr auf dem äußerst unreifen Protagonisten. Hartung hätte mehr daraus machen können. Er beschreibt und beobachtet sehr viel, auch sehr viel Überflüssiges, geht kaum in die Tiefe und wenn, dann so plötzlich, dass man als Leser verwirrt außen vor steht. Trotzdem würde ich dieses Buch als lesenswert bezeichnen – es ist einfach mal was anderes!  

Manuel J. Hartung, gerade mal Mitte zwanzig, ist im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnet – unter anderem mit dem Axel-Springer-Preis für junge Journalisten. Der Mitbegründer des Online-Magazins streitBar absolvierte eine der begehrten Ausbildungen an der Henri-Nannen-Schule und war anschließend der jüngste Redakteur der Wochenzeitung DIE ZEIT. Danach studierte er in Bonn und schrieb währenddessen eine Kolumne – das Bonn-Log. Zwei Semester lang berichtete er im Studentenmagazin des SPIEGELs über Proseminare, Stipendiencastings und Anmachversuche.

Teile aus dem Bonn-Log sind im Uni-Roman gelandet, verfremdet, mit Phantasie gewürzt und – darauf besteht Manuel J. Hartung – nicht autobiographisch. Auch, wenn die Hauptfigur auf den ersten Blick rein äußerlich viel mit ihm gemeinsam hat. Der Uni-Roman ist sein erstes Buch. Mit ihm finanzierte er sich ein Auslandssemester in New York.

Erschienen ist das Taschenbuch im Juni 2007 bei Piper. Es kostet 7,95 € und es macht Spaß.

2 Meinungen

  1. Danke für den guten Buchtipp und die zutreffende Rezension. 🙂

  2. Der Preis ist ja noch zu verkraften. Ich denke, ich werde es mir kaufen. Schließlich bin ich gerade in der Post-Studien-Phase und blicke auch manchmal etwas sehnsüchtig drein …

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