Man ertappt sich ab und an selbst dabei, Sätze wie „Du hast mich scheinbar vergessen" oder "Das ist ihm scheinbar egal" von sich zu geben. In beiden Fällen müsste scheinbar mit anscheinend ersetzt werden. Denn „anscheinend" drückt die Vermutung aus, dass etwas so ist, wie es erscheint. Anscheinend hat das Schwimmbad heute zu. Anscheinend hat der Kollege heute schlechte Laune.
„Scheinbar" hingegen sagt aus, dass etwas nur dem äußeren Eindruck nach, nicht aber in Wirklichkeit so ist, wie es sich darstellt: Die Zeit stand scheinbar still. Dies stellt nur scheinbar einen Widerspruch dar. Der oben erwähnte Satz „Das ist ihm scheinbar egal", bedeutet also eigentlich, dass die Gleichgültigkeit nur vorgetäuscht ist.
Die Unterscheidung zwischen den beiden Wörtern ist allerdings in der Tat noch relativ jung, sie erfolgte erst im 18. Jahrhundert.
Quelle: Duden-Newsletter 13.06.2003