Darauf einen Dujardin!
Zeitliche Differenzen sind immer interessant: Was also hören wir heute? Wo einstmals unverblümt von einer 'Kapitalistenklasse' die Rede war, sollen die 'Beschäftigten' sich heute über eine 'Kapitalseite' empören, wo früher der 'Klassenkampf' an die Wand gemalt wurde, da heißt der derzeitige weichgespülte Konsensbandwurm 'die Arbeits- und Sozialbedingungen der Beschäftigten und die Forderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit'.
Schon bei den Slogans ist der modernistische Kukident-Charakter gewerkschaftlichen Nichthandelns überdeutlich: 'Deine Würde ist unser Maß' hieß es 2006, als Bescheidenheit noch eine Zier war, weshalb man das 'Maßhalten' in den Reden und das 'Maß halten' danach im Bierzelt förmlich mitschwingen zu spüren meinte. Und in diesem Jahr heißt es 'Du hast mehr verdient' – wobei aber noch nicht einmal eine Prozentzahl fällt.
Kurzum – die Sprache kann nicht lügen, sie spricht immer aus, was Sache ist: Der DGB ist eine 'Dame ohne Unterleib', er ist, wie er spricht. Auch in dieser Organisation haben die Spin-Doktoren längst alles ausgeklügelt und abgeklopft, was zu einem 'Kommunikations-GAU' führen könnte, solange, bis vor lauter Unbedenklichkeit Motivation und Kampfbereitschaft in die Defensive gerieten. Mir kann es zwar egal sein, aber die Ursachen für den Mitgliederschwund sind eben auch in diesem kuscheligen DGB-Klassengeklampfe zu suchen. Man kann es auch so sehen: Früher sprachen dort Arbeiterführer, heute Funktionäre …