Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten? Deutsche Regisseure in Hollywood.

Obwohl Das Leben der Anderen, Florian Henckel von Donnersmarcks Debütfilm über einen reuigen Stasi-Offizier, sowohl bei Kritik als auch Publikum ein großer Erfolg war und mit acht deutschen Filmpreisen ausgezeichnet wurde, hat der Regisseur Schwierigkeiten ein Nachfolgeprojekt auf die Beine zu stellen. Und das obwohl der Gewinner des deutschen Filmpreises nicht nur eine bedingt ansehnliche Goldstatue in die Hand gedrückt bekommt, sondern auch Geld. Allerdings nicht Bares, schließlich soll damit nicht das süße Leben eines Regisseurs finanziert werden sondern ein neuer Film. Der Haken dabei ist nun, dass das Preisgeld nicht automatisch beim Regisseur des Siegerfilms landet, sondern bei den Produzenten. Und diese müssen das Geld nicht zwangsläufig für einen neuen Film des betreffenden Regisseurs verwenden, sondern nur für einen neuen Film. Da es von Donnersmarck, der eigentlich weite Teile der Produktionsaufgaben selbst erledigte und erst sehr spät offizielle Produzenten fand, versäumt hat, sich selbst mit einem Credit als Co-Produzent zu bedenken, steht er nun mit leeren Händen da. Diese Regelungen sind fraglos problematisch und sollten, wie so vieles im Bereich der Kulturförderung reformiert werden, die Alternativen, die Hauff aufführt sind jedoch ebenso problematisch.

Zwar führt er richtigerweise an, dass etwa in einem Land wie Frankreich Regisseure ein deutlich höheres Ansehen in der Gesellschaft haben, dass ein Wechsel nach Hollywood aber ein sinnvoller Schritt ist, erscheint doch mehr als fragwürdig. Zwar ist es richtig, dass in den letzten Jahrzehnten Regisseure wie Wolfgang Petersen, Roland Emmerich, Katja von Garnier, Uli Edel oder Oliver Hirschbiegel nach Hollywood wechselten. Doch das die „Kreativbedingungen in den USA unvergleichlich besser“ sind als in Deutschland, wie Hauff schreibt, stimmt nur in Ausnahmen. Auch eine Gewinnbeteiligung an DVD oder Fernsehrechten erhalten nur die wenigsten Regisseure. Vor allem aber holt Hollywood keine ausländischen Regisseure, weil diese eine so umwerfende persönliche Vision haben, sondern weil sie talentierte Stilisten sind. Und vor allem für die Fähigkeit Bilder zu kreieren, die origineller sind als das, was der durchschnittliche Absolvent einer amerikanischen Filmhochschule zu Stande bringt, braucht Hollywood diese Regisseure. Filme zu drehen, die etwas zu sagen haben, die eine persönliche Geschichte erzählen, die sich nicht den Gesetzen des Marktes beugen müssen, ist in Hollywood kaum einem ausländischen Regisseur, nein, kaum einem Regisseur per se, vergönnt. Denn was brachten diese deutschen Regisseure in Hollywood zu Stande? Emmerich dreht Katastrophenfilme und Science Fiction, die unterhaltsam aber hohl sind, Petersens letzter interessanter Hollywoodfilm In the Line of Fire liegt auch schon 13 Jahre zurück und selbst da war das Beste, was man über seine Regie sagen konnte, dass sie nicht weiter auffiel. Hirschbiegel wiederum, dessen Science-Fiction-Thriller The Visiting mit Nicole Kidman nächstes Jahr startet, war von den Arbeitsbedingungen in Hollywood so entsetzt, dass er wieder nach Deutschland zurückkehrt. Uli Edel dreht fürs Fernsehen und Katja von Garnier machte, seitdem sie nach Bandits nach Amerika zog, vor allem durch eine Affäre mit Brad Pitt Schlagzeilen. Einen Kinofilm hat sie in den letzten neun Jahren nicht gedreht. Amerika mag der wichtigste Filmmarkt der Welt sein und Filme auf enorm hohem technischem Niveau produzieren, wenn es aber um künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten geht ist Hollywood eine Einöde. Wenn also ein Regisseur Interesse daran hat, einen persönlichen Film zu drehen, der in irgendeiner Weise künstlerisch ambitioniert ist, hat er es selbst in einem von komplizierten Subventionsregeln geplagten Land wie Deutschland immer noch besser als in Hollywood.

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