Spore – taugt Will Wrights Evolutionsspiel etwas?

Spore wurde von "The Sims" Erfinder Will Wright kreiert – von dem Mann, der schon früher mit "Sim City" bis "Sim Ant" so ziemlich alles simuliert hat, was ihm eingefallen ist. Spore sollte folgerichtig zu einer Art "Sim Everything" werden und den Werdegang einer Spezies vom Zellstadium bis zur Galaxie-Besiedelung nachzeichnen.

Bevor ich in den Genuss des Spiels kam, musste ich erstmal meine eigene Entwicklungsphase durchmachen.

Die Installationsphase – Probleme mit der ATI 4870

Spore ist installiert, Festplatte defragmentiert, neueste Treiber runtergeladen – auf geht’s! Zumindest für die ersten fünf Minuten. Dann nämlich hängt sich das Spiel auf. Der Bildschirm zerfließt in kleine Pixel, die erstarren. Ab diesem Punkt verweigert sich der Computer allen Kommunikationsversuchen. Das einzige, was hilft, ist ein Neustart. Ich überspringe Euch zuliebe die folgende Stunde patchen, Treiber erneuern, fluchen und Forumsuche.

Das Problem liegt nicht bei Spore, sondern bei ATI/AMD. Die haben ihrer neuen Super-Grafikkarte einen Modus mitgeliefert, der sich Powerplay nennt. Dieser schaltet automatisch die Taktraten um, wenn die Grafikanforderungen wechseln. Dieses Verhalten soll einem reduzierten Stromverbrauch dienen, führt jedoch bei vielen Spielen, die keine High-End-Grafik bringen, zu dem beschriebenen Absturz. Zu dem Problem gibts einen Workaround: Ein neues Profil anlegen und dann in der Config-Datei zu diesem Profil (die unter Vista standardmäßig versteckt ist) ein paar Zahlen ändern. Dieses Profil muss bei jedem Neustart über das ATI Control Center zweimal aktiviert werden, weil sonst der Absturz wieder auftritt. Fragt mich nicht nach technischen Details, aber es funktioniert. Näheres im ATI Forums-Thread auf Seite 4 im Post von ziher (via dem Spore-Freeze-Thread aus dem EA Forum). Tolle High-End-Karte AMD! 🙂

Spore läuft – die glücklichen ersten Stunden

Das Spiel zu Anfang läuft im Stil von Pac Man, Bubble Trouble oder Asteroids ab. Bunte Grafik, niedliche Zellmonster mit allerlei Organen, die sich gegenseitig an den Kragen wollen. Als Fleischfresser jagt ihr roten Brocken nach und zerlegt im späteren Verlauf der Zellphase andere Viecher in ihre Einzelteile, um sie aufzufressen. Als Pflanzenfresser fresst ihr grüne Brocken und bringt euch vor bösen Carnivoren in Sicherheit. Das Ganze ist sehr arkadelastig, man steuert seine Zelle einfach durch Gedrückthalten der Maustaste und bewegt den Zeiger über den Bildschirm. Sehr spaßig, weil alles neu ist, der Gameflow stimmt und die Jagd nach neuen Upgrades macht Laune.

Auch die zweite Phase ist noch so, wie sich die Spore-Entwickler das vorgestellt haben. Mein Viech bekommt Beine, watschelt an Land und verändert sich schrittweise von der tentakelbewehrten Amöbe zum Landei. Das Vorgehen hier ähnelt einem Rollenspiel. Ich muss Quests erfüllen, andere Tiergruppen jagen oder mich mit ihnen befreunden, Upgrades aus Tierskelletten finden, eine neues Nest suchen, mich fortpflanzen – die Variationsmöglichkeit auf dieser Ebene lassen das Spiel nicht langweilig werden. Langsam setzt sich meine Spezies durch und wird so zum ersten intelligenten Stamm auf dem Planeten.

Spore langweilt – Stammes- und Zivilisationsphase

Ab hier haben die Entwickler geschlampt. Statt den logischen nächsten Schritt in der Komplexität zu machen, fällt das Game auf Kinderniveau zurück. Sogar das erste Age of Empires hatte mehr strategische Möglichkeiten als diese Versuche von Zivilisationssimulation. Das Ziel ist es, die anderen Stämme zu verdrängen – entweder durch Gewalt oder durch ein Musik-Tastendrück-Spielchen. Dazu kann man fischen, Tiere domestizieren und jagen, oder epische Kreaturen umlegen, die daraufhin besonders viel Essen spendieren. Die Zivilisationsphase ist dann dasselbe in grün. Man kann seine Stadt ausbauen, muss Geysire einnehmen, um Ressourcen zu bekommen und nebenbei mit Luft und Bodenfahrzeugen die anderen Städte einnehmen – entweder durch Handel, oder durch militärische Gewalt.

Spore wird genial – Die Weltall-Phase

Ähnlich überraschend wie die Simpel-Spielchen in Phase 3 und 4 ist dann der plötzliche Sprung in die Galaxis. Hier wirds endlich komplexer und das Spiel bietet eine große Sandbox zum Experimentieren. Es lassen sich wie in einem Strategiespiel verschiedene Zivilisationen kontaktieren, die Grenzen des Reiches ausbauen und Ressourcen sammeln. Man kann alternativ auch "Elite" spielen und mit seinem Raumschiff das Weltall auf der Suche nach Artefakten erforschen. Oder man sucht sich einen Planeten und startet mit dem coolsten Gimmick des Spiels – dem Terraforming. Mit verschiedenen Geräten lassen sich Atmosphäre, Temperatur und Aussehen des Himmelskörpers verändern. Dann setzt man noch Pflanzen, Pflanzenfresser und Fleischfresser aus und beobachtet, wie die ersten Phasen des Spiels von neuem beginnen. Bis ihr hier hin kommt, müsst ihr allerdings eine Weile herumgrinden, um die Kohle zu bekommen – die Terraforming-Apparate sind teuer. Ein Rat noch: Besser anfangs keinen Krieg beginnen. Das Verteidigen eurer Heimatwelten lässt euch zu fast nichts anderem mehr kommen.

Spore – das Spiel lohnt sich, aber es hätte noch so viel besser sein können

Wirklich. Nach der Kreaturen-Phase ein hinreichend komplexes Zivilisationsstadium. Man hätte Stammes-und Städte-Phase einfach zusammenfassen können. VIEL mehr Möglichkeiten hinzufügen. Ich meine, das wollen Leute spielen, die Civilisation oder Total War gewohnt sind. So ist das bestenfalls für kleine Kinder geeignet. Außerdem fehlt mir die Festlegung. Es ist schon so, dass bestimmte Entscheidungen meiner Frühphase die Wahlmöglichkeiten später bestimmen, aber das hätte noch viel strikter gehandhabt werden müssen. Vor allem auf viel mehr Gebieten. Wenn ich in der Civ-Phase mein Volk anschaue, will ich das Gefühl bekommen, dass das noch was mit dieser Zelle zu tun hat. Das ist hier nicht der Fall. Dabei könnten zum Beispiel die in Phase 2 gefundenen Gegenstände beibehalten oder eine Art Sagenhintergrund basierend auf meinen Aktionen geschaffen werden. So würde der schwache Teil von Spore zumindest atmosphärisch gerechtfertigt.

Spore bleibt zwei coole Spiele in einem. Zell- und Kreaturenphase sind Spore, wie es gedacht war. Das Weltall-Spiel begeistert durch Größe und Möglichkeiten. Dazwischen liegt leider gähnende Langeweile.

Werbung

12 Meinungen

  1. Inzwischen ist klar, dass trotz größter geschürter Erwartungen und entsprechend enttäuschter Kritiken viele Simulations-Fans bei Spore zugreifen. Gerade die geringe Komplexität ist bei vielen älteren Gelegenheitsspielern und ehemaligen Civ-Fans ein Kaufargument. Man hat heute soviel um die Ohren, dass man keine Lust mehr hat, sich stundenlang an ein kompliziertes Gameplay zu gewöhnen. Also einfach nette Unterhaltung für das Kind in uns.

  2. Inzwischen ist klar, dass trotz größter geschürter Erwartungen und entsprechend enttäuschter Kritiken viele Simulations-Fans bei Spore zugreifen. Gerade die geringe Komplexität ist bei vielen älteren Gelegenheitsspielern und ehemaligen Civ-Fans ein Kaufargument. Man hat heute soviel um die Ohren, dass man keine Lust mehr hat, sich stundenlang an ein kompliziertes Gameplay zu gewöhnen. Also einfach nette Unterhaltung für das Kind in uns.

  3. Inzwischen ist klar, dass trotz größter geschürter Erwartungen und entsprechend enttäuschter Kritiken viele Simulations-Fans bei Spore zugreifen. Gerade die geringe Komplexität ist bei vielen älteren Gelegenheitsspielern und ehemaligen Civ-Fans ein Kaufargument. Man hat heute soviel um die Ohren, dass man keine Lust mehr hat, sich stundenlang an ein kompliziertes Gameplay zu gewöhnen. Also einfach nette Unterhaltung für das Kind in uns.

  4. Sehr treffendes Review!
    Die Probleme und das nicht immer sehr spannende Gameplay werden hier sehr treffend beschrieben. Das wirklich Eindrückliche an Spore sind und bleiben die Editoren, die durch das Parts Pack „Creepy & Cute“ nochmals um eine Vielzahl an Objekten (und dadurch auch an Möglichkeiten) erweitert wurden.
    Meine Hoffnung bleiben immernoch die hoffentlich bald kommenden Mods wie etwa mit den eigenen Kreationen kompatible Minispiele.
    Wie wäre es beispielsweise wenn man eigene Jump and Run Levels mit seinen Kreation erstellen könnte, die dann wiederum über das integrierte Share System verbreitet würden.
    Ich hoffe, dass Maxis die Schwächen des Hauptspiels bemerkt und aufgrund des Potenzials der Editoren von ihrem Sim Everything-Prinzip abkommt und den Spielern das gibt, was sie wirklich wollen. Falls sie diesen Schritt nicht wagen, bin ich aber überzeugt, dass Third Party Modder dies für sie übernehmen werden.

  5. Sehr treffendes Review!
    Die Probleme und das nicht immer sehr spannende Gameplay werden hier sehr treffend beschrieben. Das wirklich Eindrückliche an Spore sind und bleiben die Editoren, die durch das Parts Pack „Creepy & Cute“ nochmals um eine Vielzahl an Objekten (und dadurch auch an Möglichkeiten) erweitert wurden.
    Meine Hoffnung bleiben immernoch die hoffentlich bald kommenden Mods wie etwa mit den eigenen Kreationen kompatible Minispiele.
    Wie wäre es beispielsweise wenn man eigene Jump and Run Levels mit seinen Kreation erstellen könnte, die dann wiederum über das integrierte Share System verbreitet würden.
    Ich hoffe, dass Maxis die Schwächen des Hauptspiels bemerkt und aufgrund des Potenzials der Editoren von ihrem Sim Everything-Prinzip abkommt und den Spielern das gibt, was sie wirklich wollen. Falls sie diesen Schritt nicht wagen, bin ich aber überzeugt, dass Third Party Modder dies für sie übernehmen werden.

  6. Sehr treffendes Review!
    Die Probleme und das nicht immer sehr spannende Gameplay werden hier sehr treffend beschrieben. Das wirklich Eindrückliche an Spore sind und bleiben die Editoren, die durch das Parts Pack „Creepy & Cute“ nochmals um eine Vielzahl an Objekten (und dadurch auch an Möglichkeiten) erweitert wurden.
    Meine Hoffnung bleiben immernoch die hoffentlich bald kommenden Mods wie etwa mit den eigenen Kreationen kompatible Minispiele.
    Wie wäre es beispielsweise wenn man eigene Jump and Run Levels mit seinen Kreation erstellen könnte, die dann wiederum über das integrierte Share System verbreitet würden.
    Ich hoffe, dass Maxis die Schwächen des Hauptspiels bemerkt und aufgrund des Potenzials der Editoren von ihrem Sim Everything-Prinzip abkommt und den Spielern das gibt, was sie wirklich wollen. Falls sie diesen Schritt nicht wagen, bin ich aber überzeugt, dass Third Party Modder dies für sie übernehmen werden.

  7. Netter und zutreffender Artikel. Man hätte wirklich mehr draus machen können. Allerdings sind, diejenigen, denen der Editor gefällt deutlich länger beschäftigt. Gespannt bin ich auch die Erweiterung Galaktische Abenteuer. Die scheint im Gegensatz zu Süß und Schrecklich für die reinen „Gamer“ vielversprechender zu werden.

  8. Netter und zutreffender Artikel. Man hätte wirklich mehr draus machen können. Allerdings sind, diejenigen, denen der Editor gefällt deutlich länger beschäftigt. Gespannt bin ich auch die Erweiterung Galaktische Abenteuer. Die scheint im Gegensatz zu Süß und Schrecklich für die reinen „Gamer“ vielversprechender zu werden.

  9. Netter und zutreffender Artikel. Man hätte wirklich mehr draus machen können. Allerdings sind, diejenigen, denen der Editor gefällt deutlich länger beschäftigt. Gespannt bin ich auch die Erweiterung Galaktische Abenteuer. Die scheint im Gegensatz zu Süß und Schrecklich für die reinen „Gamer“ vielversprechender zu werden.

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*