10 Verlierer der Frauenfußball-WM in Deutschland

Im zweiten Teil des Rückblicks zur Frauenfußball-WM betrachten wir die Verlierer des Turniers. Gescheiterte Heldinnen, enttäuschte Favoriten und unglückliche Versager gehören wie bei jedem Sportwettkampf leider auch bei diesem dazu. Wir wünschen dennoch viel Vergnügen beim Lesen!

Frauenfußball-WM: Die Top 10

1

Silvia Neid & Birgit Prinz

Es war von Anfang an das bestimmende Thema: Würde die große Birgit Prinz pünktlich zur WM noch einmal ihre Form finden und ihre große Karriere mit Toren zum dritten Welttitel krönen? Torlos seit 7 Monaten, setzte Bundestrainerin Silvia Neid zunächst trotzdem auf ihren Kapitän in der Anfangself. Ein entscheidender Fehler, der womöglich die WM-Ziele Deutschlands von Anfang an in Gefahr brachte. Prinz spielte zweimal schwach und wurde früh ausgewechselt. In der Offensive fand die sonst so abgeklärte Neid dadurch nie ihre Idealaufstellung und wechselte im Spitz-auf-Knopf-Spiel gegen Japan obendrein auch noch unglücklich. Dazu kam die ständige Medienberichterstattung über den schwelenden Prinz-Neid-Konflikt. Das enttäuschende Abschneiden der deutschen Elf wird leider auch immer in Zusammenhang mit diesen beiden Namen gebracht werden.  

2

Norwegen

Seit man denken kann, gehört Norwegen zu den absoluten Topnationen des Frauenfußballs. 1995 Weltmeister und nie bei einem Weltturnier in der Vorrunde gescheitert, so lautete die Bilanz – bis zur WM 2011. Da kam nach einem glücklichen 1:0 gegen Äquatorial-Guinea und einem desaströsen 0:3 gegen Brasilien das verdiente Aus gegen die beherzt aufspielenden Australierinnen. Auch Olympia findet plötzlich ohne die Nordeuropäer statt. Angesichts dieser Schmach hofft Norwegen nun auf den baldigen Start der kommenden Wintersportsaison…

3

Afrikas Teams

Immer wieder wird der große Durchbruch im Weltfußball heraufbeschworen, doch er lässt auch weiterhin auf sich warten. Wie bei den Herren kommen die afrikanischen Teams auch bei den Frauen einfach nicht recht vom Fleck. Nur Nebenrollen spielten die diesjährigen Vertreter Äquatorial-Guinea und Nigeria. Ansprechende Leistungen in einigen Partien konnten nicht über die ernüchternde Bilanz von 1 Sieg und 5 Niederlagen hinwegtrösten. Auch im Frauenfußball bleibt Afrika damit leider ein Entwicklungskontinent.

4

Kanada

Den großen Konkurrenten USA konnten die Kanadierinnen im Vorfeld schlagen und rechneten sich daher in der mittelmäßig starken Gruppe A einiges aus. Beim Eröffnungsspiel gegen Topfavorit Deutschland erzielten sie dann auch ein beachtliches 1:2. Doch von nun an ging es bloß noch bergab: Starstürmerin Sinclair behinderte ein Nasenbeinbruch, von Frankreich wurde man mit 0:4 überrollt und selbst im bedeutungslosen Spiel gegen Nigeria zogen Die Ahornblätter mit 0:1 den Kürzeren. Einziger Trost: Für die nächste Frauenfußball-WM ist man automatisch qualifiziert. Kanada richtet das Turnier 2015 selbst aus und erhält dann eine neue Chance, sich besser darzustellen, als in Deutschland.

5

Die Schiedsrichterinnen

Obwohl die Vorstellungen der Referees meistens gut waren, wird die Kritik an einigen außergewöhnlich schwachen Leistungen wohl nicht so schnell verhallen. Eine vom harten Einsteigen der Spielerinnen bei der Paarung Deutschland gegen Nigeria völlig überforderte Südkoreanerin. Eine Selbstdarstellerin aus Australien, die bei der Partie Brasilien-USA beinahe entscheidenden Einfluss auf den Gesamtausgang des Turniers genommen hätte. Und schließlich der schon im Gewinnerbericht ausführlich beschriebene „Lacher der Frauenfußball-WM“: eine Spielerin nimmt im eigenen Strafraum den Ball in beide Hände, ohne dass es ein Mitglied des Schiedsrichterteams mitbekommt. Das Schiedsrichterniveau blieb bei diesem Turnier ein Stück hinter dem spielerischen Niveau zurück.

6

Brasilien

Erneut hat es nicht gelangt für die Selecao, die wieder einmal trotz großer Vorschusslorbeeren am Vorhaben „Weltmeistertitel“ gescheitert sind. Nach einer souveränen Vorrunde kam diesmal das Aus bereits im Viertelfinale gegen Angstgegner USA in einem besonders denkwüdigen Spiel. Dabei waren die Brasilianerinnen eigentlich die bessere Elf, versäumten es aber trotz Überzahl, den Sack in der Verlängerung frühzeitig zuzumachen. Stattdessen versuchten sie mit übertriebenem Zeitspiel, Schauspielerei und Meckerei zum Erfolg zu kommen. Dies wurde nicht nur durch den späten Ausgleich, sondern auch durch massive Unmutsäußerungen des Dresdener Publikums bestraft. Und so fährt das Zauberteam mit der vielleicht weltbesten Spielerin Marta nicht einmal mit Sympathiepunkten nach Hause.

7

England & Elfmeter

Sie können es einfach nicht. Das Gewinnen eines Elfmeterschießen wird Engländern wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Auch die Frauen waren dieser Aufgabe nicht gewachsen und unterlagen Frankreich im Viertelfinale. Dass dieser Spielausgang nach Ansicht der gesamten Partie auch völlig verdient war, wird den Britinnen wohl maximal ein schwacher Trost sein.

8

Nordkorea

Als Geheimfavorit angereist, während des Turniers meist untergetaucht und am Ende nur noch mit Mitleid oder gar Spott bedacht. So könnte man das Desaster Nordkoreas bei dieser WM beschreiben. Nicht nur, dass den Spielerinnen aus dem hermetisch abgeschotteten Staat kein einziger Treffer gelang. Nicht nur, dass sie damit bei ihrer Rückkehr möglicherweise mit Repressalien zu rechnen haben. Am Ende folgte auch noch ein handfester Doping-Skandal, bei dem 5 Spielerinnen positiv getestet wurden. Die abenteuerliche Geschichte dazu: Sie sollen zur Behandlung der Folgen eines Blitzeinschlags mit einem Drüsenextrakt von einem chinesischen Moschushirsches behandelt worden sein. Statt ein Aufhorchen zu ernten, war dieser seltene Auftritt in der Weltöffentlichkeit eine einzige Demütigung für das Land Nordkorea.

9

Schweden

Es erscheint unfair, den WM-Dritten 2011 in der Liste der Verlierer mit aufzunehmen. Doch die besonderen Umstände erlauben dies durchaus: Bis zum Viertelfinale hatten die Schwedinnen mithilfe ihres effektiven Überfallfußballs ein perfektes Turnier gespielt. Durch das überraschende Ausscheiden der Topfavoriten Deutschland und Brasilien war man deshalb zu Recht neben den USA der große Anwärter auf den Titel. Nach mehreren zweiten Plätzen in vergangenen Turnieren winkte nun endlich der große Wurf. Doch im Semifinale zeigte sich Schweden dann gegen Japan komplett überfordert und ideenarm. Beinahe kampflos ergaben sich die Tre Kronors ihrem Schicksal. Platz 3 ist bei dieser WM definitiv zu wenig für Schweden.

10

Das deutsche Nationateam

Selten ist eine Mannschaft mit so hohen Erwartungen in ein Turnier gestartet. Doppelweltmeister, Europameister und Olympia-Dritter, so waren die Ergebnisse der letzten Turniere. Dazu herausragende Ergebnisse in den letzten Testspielen. Beinahe zu Recht wurde von Anfang an von den Medien nur auf den Gegner des Endspiels spekuliert. Die groß angelegte Werbekampagne beinhaltete Sprüche wie „3. Plätze sind nur was für Männer“. Und die Spielerinnen ließen sich von dem Hype anstecken, gaben sich selbstsicher bis zur Überheblichkeit und scheiterten am Ende kläglich am selbst aufgebauten Erwartungsdruck in den prallvollen Stadien. Das deutsche Spiel wirkte oft überhastet und leicht durchschaubar. Viele Abspielfehler, wenige Kombinationen, hohe Bälle ins Niemandsland, wirkungslose Standardsituationen. Eine Reihe gestandener Spielerinnen erreichte ihre Normalform nie – allen voran die einst beste Torfrau der Welt, Nadine Angerer, die passenderweise statt stehen zu bleiben, gegen Japan ins Eck abtauchte und somit dem Schuss von Stürmerin Maruyama erst Platz machte. 

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