Hamburger Schnack: Hamburgisch für Anfänger

Plattdeutsch war in Hamburg bis in die Neuzeit offizielle Amtssprache bevor es vom Hochdeutschen verdrängt wurde. Heute wird die Regionalsprache immer populärer und kann sogar studiert werden. Und auch wenn der Umgangssprache keine Ablösung durch das Niederdeutsche droht, hört man doch anhand der Klangfärbung und einiger plattdeutscher Vokabeln, die fest zum Hamburger Schnack gehören, die Ursprünge der Hamburger Sprache.

Hamburgisch für Einsteiger:

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Hamburgisch – Lenisierung und Kontraktion: Wat is dat denn?

Der Hamburger Dialekt zeichnet sich für jeden unüberhörbar durch eine Abschwächung der Plosivlaute auf: G wird zu CH und T zu D. Hamburg ist für den Hamburger nicht Hamburg sondern Hamburch. Und die Leute, die hier leben, sind nicht die Leute sondern die Leude. Der bundesweite Trend zur Kontraktion, dem Zusammenziehen zweier Wortarten zu einem Schmelzwort (haste für hast du), findet sich auch in Hamburg; vielleicht aber häufiger als anderswo hört man hier auch „hassu“ und „mussu“.

Willsu bzw. Willst du Hamburger schnacken hörn, gehst du auf einen Segeltörn. Aber nur weil es sich reimt. Die kleine Hafenrundfahrt tut es auch. Ein Barkassen-Kapitän schmeißt mit dem scharfen S und dem rollenden R nur allzu gern um sich. Außerhalb des Hafens hört man das jedoch eher selten.

Dass „Moin“ nicht mit „Guten Morgen“ übersetzt und zu jeder Tages- und Nachtzeit als Gruß benutzt wird, sollte mittlerweile jedem klar geworden sein. Und für alle Quiddjes, denen es „Hamburgisch“ jetzt so richtig angetan hat, gibt es an dieser Stelle noch ein paar Übungen: Audiokurs, Lied und Wörterbuch!

„Dafür nich!“

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Audiokurs

Hamburgisch für Anfänger als Audiokurs.
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Nordish by nature

[youtube x-PmUCx1LYA]
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kleines Wörterbuch

achtern – hinten
Achtersteven – Heck (eines Schiffes)
afteuben, afteuven – abwarten
angetüdelt – beschwipst
ankieken – ansehen
as – als
baben, boben, baaben – oben
bang – ängstlich
Bangbüx – Angsthase
begen – bitten
Boom – Baum
Buddel, Boddel – Flasche
büschn – bisschen
Butt – Flunder
Büx – Hose
daddeln – spielen
Deern – Mädchen
dicht – nah
Diek, Dieck – Deich oder Teich
Dör – Tür
Dösbaddel – Dummkopf
dreihen – drehen
dumm Tüüch, Dummtüüch – dummes Zeug, Unsinn
duster, düster – dunkel
duun – betrunken
Gör – Kind
groot – groß
hökern – handeln
Halt den Sabbel – Halt den Mund
Is – Eis
Kark – Kirche
Katt – Katze
klei mi an’n Mors – Leck mich am …
klei mi an de Feut – Du kannst mich
klock – Uhr
klönen – sich unterhalten
Klüten – Klöße, Knödel
Kööm – Schnaps
Kommt nich in die Tüte – Auf keinen Fall
luud – laut
lütt – klein
mang – zwischen
Mors – Po, Arsch
ol – alt
Öllern – Eltern
Pann – Pfanne
Peer – Pferd
plietsch – schlau
Puschen – Hausschuhe
Putzbüdel – Frisör
Quiddje – Neuhamburger, Zugezogener
reep – Tau, Seil
sabbeln – viel dummes Zeug reden
Sabbelbüttel, Sabbelbüdel – Schwätzer
Schüffel – Schaufel
seut – süß
Seuten – Kuss, Geliebte(r)
smöken, smeuken, schmöken – rauchen
smökern, schmökern – lesen
Snut, Snuut – Mund, Schnauze
suutje, suutsche – ruhig, langsam
trüch      zurück
Tüdelband – Bindfaden
tüdeln – binden, herumspinnen
in’n Tüdel koomm – durcheinander kommen
tüdelig – verrückt
Udel – Polizist
utbüxe – abhauen, flüchten
vandag – heute
vanobend/vanavend/vunobend – heute Abend
verklickern – erklären
weten, weeten – wissen
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Übrigens

2002 urteilte der Bundesgerichtshof in Karlsruhe, dass ein Patent auf eine Liegeunterlage für Ferkel und Kälber durchaus als „Läägeünnerloage“ angemeldet werden darf. Platt- bzw. Niederdeutsch müsse als Regionalsprache ähnlich behandelt werden wie eine eigenständige Sprache.

Pic.: Jonn Rübcke – Fotolia

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