Über Langeweile kann sich auch in dieser Saison kein Fußballfan beschweren. In jeder Woche ergeben sich an Tabellenspitze und Tabellenende neue Situationen. Souveräne Spitzenteams geraten ins Straucheln, Überraschungsmannschaften beißen sich oben fest und totgesagte Vereine leben plötzlich länger, als man es vermutet hätte. Vorhang auf für die Protagonisten der Bundesliga-Hinrunde!
Schalke und Bremen mischen weiter in der Bundesliga-Spitze mit
In der vergangenen Saison waren sie noch die Enttäuschungen schlechthin, doch in dieser Saison machen Königsblau und Grün-Weiß ihren Fans wieder großen Spaß. Der FC Schalke 04 schaffte bei Aufsteiger Hertha BSC einen knappen, aber insgesamt durchaus verdienten 2:1-Arbeitssieg. Matchwinner war der langsam in Fahrt kommende Finne Teemu Pukki mit seinem Treffer kurz vor der Halbzeitpause. Weiterhin trafen für Schalke der Torschütze vom Dienst, Klaas Jan Huntelaar, und für Hertha Adrian Ramos. In der zweiten Hälfte verflachte die Partie dann deutlich und die Schalker zeigten sich wieder mehr von ihrer schwachen Seite, die zuletzt ja beim Derby in Dortmund sichtbar geworden war. Dennoch stimmte am Ende das Ergebnis, mit welchem die Mannschaft von Trainer Huub Stevens tatsächlich auf den 3. Platz vorstoßen konnte. Dort ist sie punktgleich mit dem spielerisch doch eigentlich so überlegenen schwarz-gelben Rivalen aus dem Ruhrpott.
Auch Werder Bremen konnte sich nach der letztwöchigen Pleite in München mehr als nur rehabilitieren. Der VfL Wolfsburg hatte an der Weser keine Chance und ging mit 1:4 sang- und klanglos unter. Die Offensive um den wieder hervorragenden Claudio Pizarro wirbelte vor allem in Halbzeit 2 wie sie wollte. So konnten auch Markus Rosenberg und der eingewechselte Österreicher Marko Arnautovic einnetzen. Der griechische Verteidiger Sokratis hatte nach einem Freistoß für die 1:0-Führung gesorgt. Erst nach dem 4:0 steckte Werder etwas zurück und ließ noch den Ehrentreffer der Wolfsburger durch Marcel Schäfer zu. Entsprechend dem Ergebnis waren auch die Reaktionen der Trainer. Während Thomas Schaaf sich wie eigentlich selten hochzufrieden zeigte, erklärte Felix Magath recht nüchtern die eklatante Auswärtsschwäche und deutete Spielerkäufe in der Winterpause an. In der Tabelle steht Wolfsburg auf einem abstiegsbedrohten 14. Platz, während Werder mit Rang 5 den Anschluss an die Spitze halten konnte. In der nächsten Woche steht mit der Partei auf Schalke dann das letzte große Spitzenduell in der Hinrunde der Bundesliga an.
Vorentscheidung im Kampf um den Herbstmeistertitel
Nun werden es wohl doch die Bayern! Lange grüßten die Münchener unangefochten von der Spitze des Tabellenfeldes. Doch Mitte der Saison gab es einen plötzlichen Bruch mit Niederlagen gegen Hannover, Mainz und Dortmund. Doch kaum hatte der Rekordmeister Platz 1 überraschend abgegeben, erwachte doch wieder das Sieger-Gen in der Startruppe von der Isar. Offenbar konnte Trainer Jupp Heynckes rechtzeitig all diejenigen motivieren, die nach dem Ausfall Bastian Schweinsteigers plötzlich wochenlang auf der Stelle traten. Dem überzeugenden 4:1 gegen Werder Bremen folgte ein recht souveränes 2:1 beim VfB Stuttgart – beides aktuelle Spitzenvereine, gegen die man in den letzten Jahren nicht so häufig gut ausgesehen hatte. Bei den Stuttgartern spielte den Bayern allerdings der Platzverweis Eduardo Molinaros nach einer halben Stunde in die Hände. Die Schwaben waren nämlich zuvor von Beginn an wach und erzielten durch Gentner die frühe Führung, die Mario Gomez nach einer Viertelstunde ausgleichen konnte. In Überzahl machten es die Bayern dann aber ganz abgeklärt. Der frühere Stuttgarter Mario Gomez, der in seiner Heimat lautstark ausgepfiffen wurde, schnürte nach einer Stunde seinen Doppelpack und setzte sich mit Saisontreffer Nr. 16 an die Spitze der Torjägerliste. Danach hatte der VfB nur noch selten Gelegenheiten und konnte den Bayern nicht mehr viel entgegensetzen.
Bisherige Abstiegskandidaten schwimmen sich frei
Auch im übrigen verlief der 16. Spieltag ganz nach dem Geschmack der Münchener Bayern. Die Hauptkonkurrenten um den Herbstmeistertitel patzten überraschend gegen Abstiegskandidaten und können Platz 1 nun nur noch theoretisch erreichen. Borussia Dortmund kam gegen den 1. FC Kaiserslautern nicht über ein 1:1 hinaus. Der Führungstreffer von Shinji Kagawa reichte nicht zum Sieg, denn Olcay Sahan gelang nach einer Stunde der Ausgleich. Insgesamt war der Punktgewinn für die Lauterer äußerst glücklich, denn der Gastgeber hatte ein klares Chancenplus zu verzeichnen und obendrein noch Pech bei drei Aluminiumtreffern. Allerdings mussten die Dortmunder sich auch vorwerfen lassen, nach dem 1:0 zu lässig und abwartend agiert zu haben, sodass Kaiserslautern überhaupt erst die Möglichkeit zum Ausgleich bekam, die überdies auch noch nach einem Abwehrschnitzer von Piszcek zustande kam. Der BVB muss nun erst einmal Rang 2 absichern, bevor er sich in der Rückrunde eventuell doch noch auf die Jagd nach den Bayern macht.
Noch dicker erwischte es die bisherige Überraschungsmannschaft Borussia Mönchengladbach. Beim Tabellenschlusslicht FC Augsburg unterlagen die Fohlen völlig gerechtfertigt mit 0:1. Gladbachs Coach Lucien Favre war dennoch nicht sonderlich enttäuscht. Er hatte offenbar damit gerechnet, dass sein Team nach so vielen guten auch einmal ein schwächeres Spiel hinlegen würde und gratulierte seinem Gegenüber Jos Luhukay zum hervorragenden kämpferischen Auftritt seiner Mannschaft. Dieser nahm das Kompliment dankbar an und sprühte nach dem zweiten Heimsieg in Folge geradezu vor Zuversicht. Plötzlich glaubt man in Augsburg an den Klassenerhalt. In der Tat scheint die Mannschaft gegen Ende der Hinserie die richtige Einstellung im Abstiegskampf gefunden zu haben. Mit unbändigem Willen rangen sie nach dem VfL Wolfsburg nun also auch die Gladbacher nieder und gaben damit die Rote Laterne an den SC Freiburg ab. Und auch ein wenig Glück war dabei: Den Siegtreffer durch Jan-Ingwer Callsen-Bracker fälschte der Gladbacher Bobadilla unhaltbar für Marc-André ter Stegen ab.
Die Punktgewinne Kaiserslauterns und Augsburgs bringen nicht nur den VfL Wolfsburg mehr und mehr in Bedrängnis. Auch der neue 16., der 1. FC Nürnberg, steckt nach dem 0:2 gegen Hoffenheim plötzlich tief im Schlamassel. Und der SC Freiburg fiel beim 0:4 in Köln völlig in die anfänglichen Krisenzeiten zurück. Den Trainern Hecking und Sorg dürften daher wohl ungemütliche Weihnachten ins Haus stehen.