Die süßen Schläge der Rute gelten als besonders feminine und zudem äußerst intime Strafmethode, denn wegen der geringen Wirkung der dabei verwendeten Weidenruten wurde diese Strafe gerne von jenen Damen vollzogen und empfangen, die eine gewisse Lust an der Entblößung hatten, wie dies beispielsweise im erotischen Roman „Die Kallipygen – Die Wonnen der Rute“ aus dem Jahre 1889 recht plastisch hervorgeht.
Auch den Herren wurde dabei offenbar aktiv wie passiv recht warm ums (nun sage wir einmal) Herz, denn ihnen wurden im 19. Jahrhundert zwar Brüste aller Formen und Größenordnungen in Dekolletés dargereicht, die verborgenen Reize des Gesäßes blieben jedoch verborgen – was bis zum heutigen Tag üblich ist. So entschloss man sich in gewissen Kreisen eben, „die weibliche Schönheit auf eine besondere Weise zu ehren, die durch Mode und Sitten … vernachlässigt wurde“ – man lud sie mit entblößtem Gesäß auf Bälle ein – jedenfalls im erotischen Enthüllungsroman „Aus der Pension der Madame de Lamélin“.
Die Herren entblößten ihr Gesäß offenbar weitaus seltener – und wenn, dann taten sie es in den einschlägigen Flagellationsbordellen, in denen neben andren Vergnügungen auch Rutenschläge hoch im Kurs standen – nach der damaligen Tradition noch gut gewässert und daher besonders geschmeidig. Freilich musste diese Prozedur in Anwesenheit schöner Damen (meist mehrerer) geschehen, sonst wäre die Freude daran nur halb so schön gewesen.
Das Geheimnis der Rute bestand darin, dass sie sanft streicheln konnte und der Schmerz erst nach und nach wirksam wurde – und vor allem, dass sie erstens auf das nackte Gesäß gerichtet wurde und nicht auf die Hose, wie des später beim Rohrstock der Fall war.
Vielleicht denkt manche Dame ja am heutigen Nikolaustag darüber nach, welche Wonnen man mit der Rute schenken und empfangen kann – in Wirklichkeit und sicher auch im Traum.