Zukunftsvisionen: Die Audi Denkwerkstatt

Anlässlich der Berlinale 2019 gab es in bester Tradition im Audi Berlinale Open House Panels zu verschiedenen Themen wie etwa der Audi Denkwerkstatt unter dem Titel „Zukunftsvisionen“ am 15. Februar. Anschließend hatten wir noch einige Fragen an Matthias Brendel (2. v.r.) und Malte Schönfeld (r.).

Anstelle in euren großen Produktionsstandorten Ingolstadt oder Neckarsulm residiert die Audi Denkwerkstatt am Maybachufer in Berlin- Kreuzberg. Was steckt hinter diesem Entschluss?

Ziel der Denkwerkstatt ist es, Kontakte zum Start-up-Ökosystem zu knüpfen, um gemeinsam Projekte voranzubringen. Wir haben einen Standort in Westeuropa gesucht, denn im Silicon Valley und China sind wir schon sehr aktiv, aber das ist relativ weit weg. Wir wollten in die Start-up-Szene in einer Entfernung, die einerseits weit genug weg ist von unseren Hauptstandorten Ingolstadt und Neckarsulm, aber zum anderen auch nah genug, dass die Mitarbeiter dorthin rotieren können. Wir sind relativ schnell auf Berlin gekommen, weil hier das Herz der Start-up-Szene schlägt. Berlin ist zudem eines der geografischen, politischen und auch wirtschaftlichen Zentren Europas.

Aber es ist auch aus einem weiteren Grund der ideale Platz für unsere Projekte: Wir fokussieren uns in unserer Arbeit vor allem auf das Thema urbane Mobilität. Berlin bietet hier eine herausragende Vielfalt an Mobilitätsangeboten. Es ist aus unserer Sicht eines der wichtigen Zentren Europas für neue Mobilitätskonzepte und wird sich noch weiter dorthin entwickeln. Hier lernen und erfahren wir mehr über die Kundenbedürfnisse von morgen und entwickeln so Lösungen und Ideen, die es Audi ermöglichen, auch in Zukunft das Versprechen „Vorsprung durch Technik“ einzulösen.

In der Audi Denkwerkstatt seid Ihr ein eher kleines Team. Wie setzt es sich zusammen, und was sind die Vorteile der überschaubaren Mannschaft?

Wir haben ein festes Team von acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, und werden jeweils für ein halbes Jahr von 15 Kolleginnen und Kollegen aus dem gesamten Audi-Konzern unterstützt, die anschließend zurück auf ihre Position im Unternehmen gehen. Durch das Rotationsprinzip der Mitarbeiter gelingt es, das Mindset und das Methodenwissen aus dem digitalen Ökosystem in die Kernorganisation zu bringen. Die temporären Mitarbeiter bilden drei bis vier kleine Teams, die mit nur einer Frage starten und das Ziel haben, nach dem halben Jahr ein valides, getestetes Geschäftsmodell umzusetzen.

Das Arbeiten in kleinen Teams bringt uns Schnelligkeit, Flexibilität und maximale Fokussierung. Ohne diese Rahmenbedingungen wäre es nicht möglich, ein Geschäftsmodell in so kurzer Zeit von der Idee bis zur Umsetzung zu bringen. Fünf unserer Mitarbeiter im festen Team stehen den temporären Teams mit verschiedenen Kompetenzen zur Verfügung und leiten sie durch den Prozess der Geschäftsmodellentwicklung, sodass Fragen schnell beantwortet werden können und Herausforderungen durch Erfahrung, Austausch und Netzwerk schnell eine Lösung finden.

In der Denkwerkstatt befasst ihr Euch mit urbaner Premium-Mobilität. Diese kann vielerlei Arten Fahrzeuge umfassen, aber für welche Gattung seht ihr in der Zukunft wenig Chancen im großstädtischen Raum? Oder findet sich am Ende für nahezu jedes Produkt eine Nische?

Wir sind überzeugt, dass die Zukunft der Mobilität noch vielfältiger sein wird. Was der Kunde in Zukunft erwartet, ist „seamless mobility“. Das bedeutet, dass ich mir keine großen Gedanken machen möchte, wie ich von A nach B komme, sondern dass ich je nach Bedarf die richtige Mobilitätsform sofort zugänglich ist und mir individuell die optimale Lösung vorgeschlagen wird. Autonomes Fahren wird hier auch eine wichtige Rolle spielen.

Ein wesentlicher Teil Eurer Arbeit liegt darin, Probleme darzulegen und entsprechende Lösungen zu entwickeln. Was habt ihr beispielsweise an Peripherie für Elektroautos geschaffen?

Eines unserer Projekte, das zwischen Januar und Juni 2018 entstanden ist, ist das sogenannte ParkE, mit dem wir eine der größten Alltagsherausforderungen von Elektroauto-Fahrern in der Stadt lösen: Fehlende Ladeinfrastruktur zu Hause. Die Ladesäule auf Rädern ist ein kompakter und mobiler Speicher, so kann die Energie einfach zum Auto geschoben werden. Mit einer Kapazität von 25 kWh und einer Ladeleistung von min. 22 kW versorgt ParkE das Auto mit Energie. Aufgeladen werden kann ParkE an jeder normalen Haushaltsteckdose (230V), beispielsweise im Fahrradkeller. Momentan sind wir hier in der Testphase und Zertifizierung und hoffen, noch im Laufe des Jahres eine Serienentscheidung treffen zu können.

Stichwort Elektroauto: Malte, du hast als Designer das Exterieur vom neuen Audi e-tron mitgestaltet. Auf den ersten und auch alle weiteren Blicke ist er umstandslos als Mitglied der Audi-Familie zu erkennen, hebt sich aber in einigen Punkten von den Verbrenner-Modellen ab. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Der Audi e-tron übersetzt das Audi Design in das Elektrozeitalter und zeigt die neue Formensprache der Marke. Das zeigt sich sowohl im Exterieur als auch im Interieur.

Hier gibt es viele Details, die für die neue Designsprache stehen: Der virtuelle Außenspiegel ist ein optisches und aerodynamisches Highlight. Ihn gibt es erstmalig in einem Serienauto. Aber auch der Oktagon-Singleframe in Platinumgrau lässt sofort erkennen, dass es ein vollelektrischer SUV ist. Die expressiven Schweller mit schwarzem Einleger visualisieren, wo sich die Batterie und damit das Energiezentrum befindet. Die e-tron-spezifische Signatur mit ihren vier horizontalen Stegen, die im Schweinwerfer integriert sind. Auch die orangefarbene Elemente visualisieren in Anlehnung an das Hochvolt-Netz, dass der Audi e-tron vollelektrisch fährt: das e-tron-Badge an der Ladeklappe, die Bremssättel und die Nähte im Interieur.

Bilder: ©Arild Eichbaum

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