Zinswende nicht in Sicht

Nach der erneuten Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist es für Anleger noch schwieriger geworden, festverzinste Investments mit guter Rendite zu finden. Viele fragen sich, wie es mit den Zinsen weitergehen wird und wie vor diesem Hintergrund Anlagen gestaltet werden sollten.



Stimmung hat sich verschlechtert

Nicht wenige Marktteilnehmer hatten auf eine stärkere Weltkonjunktur gehofft. Sie hätte vermutlich die Kapitalnachfrage erhöht und zumindest am längeren Ende die Zinsen wieder steigen lassen. Aus den USA gab es angesichts guter Wirtschaftsdaten bereits positive Signale. Doch in den letzten Wochen haben sich die Perspektiven deutlich eingetrübt. Sich verschärfende politische Krisen und Unsicherheiten sowie die anhaltende Wachstumsschwäche mancher bedeutender Wirtschaftsnationen sind auf die Stimmung geschlagen. Hierzulande wurden mittlerweile die Wachstumsprognosen für die deutsche Wirtschaft nach unten korrigiert. Das ist kein Umfeld für steigende Zinsen.

EZB setzt Niedrigzinspolitik fort

Hinzu kommt die Geldpolitik der EZB. Angesichts der nach wie vor bestehenden Probleme mancher Euro-Länder hält sie unbeirrt an ihrer Niedrigzinspolitik fest und versorgt den Markt weiter mit billigem Geld. Die Senkung des Leitzinses auf das historische Tief von 0,05 Prozent ist dabei keineswegs die einzige Maßnahme. Für EZB-Einlagen erhalten Banken schon länger einen Negativzins, aktuell liegt er bei -0,2 Prozent. Und gerade wurde mit dem Aufkauf von Kreditverbriefungen begonnen, der weiteres Geld in das Bankensystem und die Wirtschaft spülen soll. Dabei ist noch nicht mal sicher, ob schon das Ende der Fahnenstange erreicht ist. EZB-Chef Draghi hat bereits vor Monaten angekündigt, die Zinsen im Euro-Raum weiter niedrig halten zu wollen, gegebenenfalls sogar noch weiter zu senken. Da derzeit wenig auf eine wirtschaftliche Erholung deutet, dürfte das Zinstief erst einmal Bestand haben.

Guter Rat gefragt

Wie sollten Anleger hierauf reagieren? Eine Pauschalantwort gibt es sicher nicht, da Individualfaktoren eine wichtige Rolle spielen. Wenn es nicht um langfristige Vermögensbildung geht, empfiehlt es sich sicher derzeit nicht, Geld länger gebunden in verzinslichen Anlagen zu investieren. Festlegungszeiträume sollten daher zwei bis drei Jahre nicht überschreiten, zumal der Zinsvorteil gegenüber Tagesgeld überschaubar ist. Über die aktuellen Zinssätze können Sie sich beispielsweise bei der Sberbank Direct informieren.

Beim langfristigen Vermögensaufbau, zum Beispiel zur Altersvorsorge, ist die Zinssituation dagegen weniger relevant. Hier kommt es darauf an, systematisch Vermögen zu bilden und dabei eine angemessene Risikostreuung zu betreiben. Anlageentscheidungen können daher unabhängiger von aktuellen Zinsen erfolgen.



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