Es geisterte schon länger durch die Gazetten. Der Hamburger SV bemühte sich intensiv um den Mainzer Mohamed Zidan, der nach dem Abstieg eine neue Herausforderung suchte. Nach seinen Glanzvorstellungen in der Rückrunde bemühte sich die Hälfte der Bundesliga und es trudelten "Anfragen aus aller Welt" bei Zidan ein, wie der Stürmer selber sagte. Stuttgart schien zwischenzeitlich der Favorit zu sein, doch nach deren Rückzieher heuerte Zidan nun im Norden an. Am Donnerstag konnte jeder im kicker Sportmagazin nachlesen, dass der Angreifer unbedingt zum HSV will. Nun gab auch der Aufsichtsrat des Bundesligisten grünes Licht für den Deal. Eine Riesen-Investition für den Bundesliga-Dino. 5 Millionen Euro Ablöse lassen sich die Hamburger ihre neue Offensivkraft kosten. Hinzu kommt ein Jahresgehalt von 2,5 Millionen Euro. Damit belaufen sich die Gesamtkosten für den Vierjahresvertrag auf 15 Millionen Euro. Ein Transfer, der einschlagen muss!
Sportlich ist der Wechsel mehr als nachvollziehbar. Von den Hamburger Stürmern konnte sich keiner nachhaltig beweisen. Mit nur 43 Toren hat der UI-Cup-Teilnehmer die siebentwenigen der gesamten Liga erzielt. Dabei war Rafael Van der Vaart mit acht Toren der treffsicherste im Team. Ausgewiesener Maßen ein Mittelfeldmann. Danach blieben Paolo Guerrero, Ivica Olic, Danijel Ljuboja (alle je 5 Treffer) und Boubacar Sanogo (4) hinter ihren Erwartungen weit zurück. Der Verein musste was machen und einen treffsicheren Stürmer kaufen. Zidan bot sich nach seiner Rückkehr an. In 15 Spielen für Mainz erzielte der Ägypter unglaublich 13 (!) Tore. Jetzt soll er zusammen mit van der Vaart das Offensivspiel beleben. Die beiden könnten ein schwer auszuschaltenes Duo bilden, die durch ihre Technik optimal zusammen passen sollte. Van der Vaart würde eine enorme Last von den Schultern genommen und mit Zidan findet er in der Offensive einen Spieler, der durch dessen Schnelligkeit VdV's tödliche Pässe verwerten kann. Nach seinem Scheitern in Bremen wird Zidan jedoch beweisen müssen, dass er sich auch in einem großen Verein behaupten kann, in dem nicht das ganze Spiel auf ihn zugeschnitten ist.
Spannend zu beobachten wird die Zusammenarbeit zwischen Zidan und Trainer Huub Stevens sein. Zidan wusste in Mainz mit Jürgen Klopp einen Trainer an seiner Seite, der ihm bedingungslos vertraute. Klopp wusste genau, was er an dem Stürmer hat und ließ ihm deshalb einiges durchgehen. Wenn der Stürmer im Training nach einer Runde auslaufen stoppte und in die Kabine ging, obwohl 2 Runden angeordnet waren (was der Rest der Mannschaft auch brav abspulte) sorgte es für keinen Unfrieden im Team. Zidan benötigt einen liebevollen und familiären Umgang, um seine Qualitäten optimal ausspielen zu können. Ob er die beim HSV und dem eher rauhen Huub Stevens erhält? Der Disziplinfanatiker hatte schon bei seinen vorherigen Vereinen immer Probleme mit schwierigen Typen (Lincoln, Ljuboja). So viele Freiheiten, wie im beschaulichen Mainz wird Zidan in Hamburg sicherlich nicht erhalten. Nun heißt es für ihn, sich auch dort durchzusetzen und eigene Vorlieben und Interessen mal zurück zu stellen. Ob ihm das gelingt und ob Stevens seine Art zu Gunsten von Zidan verändert, scheinen die interessantesten Fragen in der kommenden Saison beim HSV zu werden.