Die Grundidee der Yellow Lounge Berlin ist Klassische Musik außerhalb des Konzertsaals zu inszenieren. Dafür sind die Veranstalter immer auf der Suche nach neuen spannenden Locations. Zuletzt waren sie im Cookies Club in Berlin zu Gast. Dort mixte Francesco Tristano Klaviermusik mit elektronischen Rhythmen.
In der Yellow Lounge trifft man sich zu Klassik im Club
Das Konzept sieht vor, dass DJs klassische Musik auflegen und diese mit raffinierten Übergängen verbinden. Zumal man dabei auch auf Prominenz trifft, Im Dezember 2004 legte Neil Tennant, Sänger der Pet Shop Boys, sein erstes Klassik DJ-Set im Berliner Cookies auf. Auch die Clubatmosphäre ist in der Yellow Lounge Konzept, die Stimmung ist locker und kommunikativ, bei einem Glas Wein oder einem Bier soll man der klassischen Musik lauschen und sich austauschen. Ohne feste Sitzplätze scharen sich die Gäste um den Künstler und erleben, manchmal auch auf dem Boden sitzend, die Inszenierung. Für die Künstler, die in der Welt der klassischen Musik zu Hause sind, erschließt sich eine neue Welt, fernab der Konzertsäle.
Neben dem Cookies Club war die Yellow Lounge Berlin im vergangenen Jahr unter anderem auch im Berghain mit Martin Grubinger und Andreas Scholl, im Admiralspalast mit Matthew Herbert und im Asphalt Club mit Hélène Grimaud zu Gast. Die Yellow Lounge zog es im Juni letzten Jahres sogar nach Dublin in die Button Factory, wo das Fauré Quartett auftrat.
Der Eintrittspreis der letzten Veranstaltungen im Rahmen der Yellow Lounge Berlin betrug 6 Euro. Die Tickets kann man an der Abendkasse erwerben oder manchmal vorab über die Homepage des Veranstaltungsortes bestellen.
Francesco Tristano in der Yellow Lounge Berlin
Seit der ersten Yellow Lounge im Februar 2001 in der Hamburger Bar „Die Welt ist schön“, fanden die Klassik-Club Abende regelmäßig in Berlin und auch in anderen Städten statt. Zuletzt performte Francesco Tristano für die Yellow Lounge im Cookies.
Gemeinsam waren Juliane, meine Kollegin aus der Redaktion, und ich live dabei. Wir haben die Location unter die Lupe genommen:
Juliane:
Das Konzept ist großartig, einmal Klassik neu entdecken, in lockerer Umgebung ein Bierchen trinken und dabei großartigen Pianisten zuhören. Dass das Alles zu äußerst fairen Preisen passiert, kann man zusätzlich loben.
Allerdings ist die theoretisch schöne Idee in der Praxis ein wenig enttäuschend, denn abgesehen davon, dass die ausbleibenden Sitzmöglichkeiten dafür sorgen, dass man alsbald relativ ungemütlich auf dem Boden herum lümmelt, muss man dabei auch feststellen, dass eindeutig zu viele Karten für das Event im Cookies verkauft wurden, so dass die gemütliche Atmosphäre schnell einem enervierenden Gedrängel weicht, der Gang zur Bar dauert ewig, die Sicht ist eingeschränkt und die Temperaturen steigen.
Dabei ist die Idee des Klassik-DJs wunderbar, die Musik sehr angenehm, die Videountermalungen zumindest vor dem Konzert stimmig und das Flair insgesamt kulturell geladen, so dass die Yellow Lounge an sich wohl eine schöne Idee ist, aber eventuell etwas mehr an organisatorischen Details des Komforts arbeiten sollte, denn da bin ich vielleicht etwas altmodisch, aber gerade bei Klassik – wo man ja auch still sitzen sollte – ist es schön, wenn man nicht verkrampft in der Ecke hocken muss und seinen Hals nach dem Musiker verrenkt. Da kommt auch keine lockere Stimmung auf.
Sara:
Da stimme ich Juliane zu, es war wirklich sehr anstrengend im Club locker zu werden, ständig stiegen einem Leute über die Beine, die versuchten zur Bar zu kommen oder sich noch irgendwie auf den Boden dazu zu gesellen. Das Konzept an sich ist sehr spannend, besonders die Klassik DJs erzeugen eine ganz besondere Stimmung. Jedoch war es schwer, die Club Atmosphäre mit Francesco Tristanos Klassik unter einen Hut zu bringen. Im Club steht man einfach, aber bei der klassischen Musik hatte man das Bedürfnis sich zu setzen. Den zweiten Teil der Performance, als die elektrischen Beats die Musik ergänzten, hätte man auch im Stehen genießen können, doch die Situation im Club forderte nicht dazu auf.
Ein großes Lob geht jedoch sowohl an den DJ, als auch den VJ bzw. an die Regie. Vier Bildschirme über dem Flügel ermöglichten die Sicht auf den Künstler. Man bekam sogar zwei Kameraeinstellungen geboten; ein Kameramann mit Handkamera lieferte Bilder vom Künstler und eine zweite fest montierte Kamera gab den Blick auf die Tastatur frei. Diese Bilder hat man sehr gut zusammen- und übereinander geschnitten. Sonstige reingeschnittene Videos entsprachen meinem Geschmack jedoch nicht, was ein scheinbar aus den 90er Jahren entsprungenes Aerobic-Video mit der Musik zu tun hatte, konnte ich mir beim besten Willen nicht erschließen.
Ich finde die Idee hinter diesem Konzept sehr gut und darum kann ich mir sehr wohl vorstellen, mich auch ein zweites Mal in die Yellow Lounge zu begeben. Ich bin neugierig, wie die Veranstaltungen in anderen Locations umgesetzt werden.
Yellow Lounge: Weitere Termine für 2011
Francesco Tristano wird mit der Yellow Lounge das nächste Mal am 12. April in Frankfurt a.M. im Cocoonclub zu sehen sein. Weitere Termine für 2011 sind noch nicht bekannt, wo und vor allem mit wem sich die Yellow Lounge das nächste Mal niederlässt, bleibt abzuwarten.
Wer den Ausnahmemusiker im Rahmen der Yellow Lounge verpasst hat, soll am 27. April im Berliner Radialsystem noch einmal die Chance erhalten, ihn live zu sehen.
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