WM: Punkteteilung zwischen Deutschland und Ghana

In einem packenden WM-Spiel am gestrigen Abend trennten sich Deutschland und Ghana (Gruppe G) mit einem 2:2. Während es der Löw-Elf an Durchschlagskraft mangelte, demonstrierten die Ghanaer wie schon gegen die USA ihre Kampfbereitschaft und Wirksamkeit.


Überraschend setzte Bundestrainer Jogi Löw wie schon im Spiel gegen Portugal auf dieselbe Elf und damit auf eine 4-3-3 Formation, wohingegen James Akwasi Appiah auf der anderen Seite auf mehreren Positionen durchwechselte. So tauschte er beispielsweise seinen Torwart aus, brachte Harrison Afful für den zuletzt defensiv unsicheren Daniel Opare und ließ Jerome Boatengs Halbbruder Kevin-Prince Boateng von Beginn an spielen, der Jordan Ayew ersetzte. Aber auch Appiah blieb bei der erprobten 4-4-2 Formation.

Die Kurzzusammenfassung des Spiels

Die erste Chance im Spiel ging in der 7. Minute auf das Konto der Ghanaer: Muntari schickte Atsu, der zur Flanke kam, weil Höwedes ihn nicht stellen konnte. Daraufhin kam Gyan zum Schussversuch, der jedoch von Per Mertesacker gestört werden konnte. Die DFB-Elf konterte nur wenige Minuten später mit einem super Zuspiel von Müller auf Kroos, der den Ball direkt aufs Tor brachte.

Das Spiel war auf beiden Seiten bissig und beide Teams kamen zu Großchancen. Besonders auffällig zu diesem Zeitpunkt auf Seiten der Deutschen: Das Zusammenspiel zwischen Özil und Müller. Der Real-Star bediente den Matchwinner aus dem Spiel gegen Portugal häufig prächtig.

Die Appiah-Elf machte der deutschen Mannschaft durch gute Mannorientierung das Spiel jedoch schwer, aber auch ihnen gelang in Durchgang eins kein Führungstreffer. Und so gingen beiden Mannschaften mit einem 0:0 in die Kabine.

Nach dem Seitenwechsel blieb Jerome Boateng wegen muskulärer Probleme auf der Bank, für ihn kam Mustafi. Die Löw-Elf wirkte nun wacher, ergriff die Initiative und kam in der 51. Minute zum 1:0 Führungstreffer: Nach einem Positionswechsel von Mario Götze und Thomas Müller kam Mario Götze zum Kopfball – Tor!

Aber die Wesafrikaner reagierten, während auch Kevin Prince Boateng aus dem Spiel genommen wurde. Der für ihn neu ins Spiel gekommene Jordan Ayew verwandelte eine präzise Flanke von Atsu nur zwei Minuten nach dem Gegentreffer zum 1:1 Ausgleich. Gegenspieler Mustafi sah dabei unglücklich aus.

In der 63. Minute dann der Schock für die DFB-Elf: Ghanas Kapitän Gyan tauchte nach einem Pass von Muntari allein vor Neuer auf und schob ein – 2:1 für Ghana.

Löw reagierte und brachte Mirsolav Klose und Bastian Schweinsteiger für Khedira und Götze. Der Wechsel brachte neuen Schwung in das deutsche Spiel. So kam es nach einer Ecke durch Kroos und einer Verlängerung durch Höwedes zum 2:2 Ausgleich durch Klose mit dem Fuß (71.).

Der Ausgleich beflügelte das deutsche Team, das nun durch größere Räume zu weiteren Torchancen kam. Auch die Ghanaer verloren den Mut nicht und spielten weiter nach vorne. Beide Teams kamen noch zu jeweils eine Großchance, die jedoch beide ohne Erfolg blieben: Müller scheiterte nach zu langem Zögern vor dem Tor und Ghana spielte einen gefährlichen Konter nicht präzise genug zu Ende. Am Ende teilen sich beide Teams verdient die Punkte.

Die Spielanalyse

Wollen wir bei der mangelnden Intensität im deutschen Spiel bei Attacken nach Ballverlust beginnen. Zwar lief die Löw-Elf an, drückte und ging in die Zweikämpfe, übte aber zu wenig Druck aus um Ghana wirklich in Bedrängnis zu bringen und so konnten sich die Black-Stars immer wieder viel zu einfach befreien.

Anfällig aber wirkten die Westafrikaner, wenn die deutsche Nationalmannschaft mit mehreren Positionen auf eine Seite verschob. Auch die teilweise raffinierten Positionswechsel in der Offensive bereiteten ihrem Gegner Probleme. So beispielsweise, wenn Sami Khedira auf die rechte Seite zog und Mesut Özil in den rechten Halbraum ging. Ein schneller Spielaufbau aber gelang der deutschen Mannschaft nur selten. Mit dem häufig vorkommenden langsameren Spielaufbau tat sich die Appiah-Elf weniger schwer. So stand Ghana gegen Deutschland defensiv gut und zog frühzeitig nach hinten. Sie attackierten den Ballführenden teilweise aggressiv, wodurch sie das deutsche Spiel störten.

Grund für die enttäuschende Leistung Deutschlands am gestrigen Abend war ihre mangelnde Präsenz im offensiven Zentrum. Ihnen fehlte es an Nachdruck, schnellem Aufbauspiel und der Beschleunigung im Übergang zum vorderen Drittel. Das hat gegen Portugal über Strecken besser funktioniert. Überzeugen aber konnte Jogis-Elf uns in ihrem Gegenpressing. So gingen sie häufig mit mehreren Spielern gegen den Ballführenden, woraus sich Ghana allerdings immer häufiger gut befreien und so teilweise noch das Feld öffnen konnte.

Ghana kam im Spiel zu 19 Torchancen, was vor allem am Tempo der Ghanaer lag. Mit ihm tat sich vor allem die Viererkette der Deutschen aus vier gelernten Innenverteidigern schwer, die gegen Portugal noch gut stand. Enttäuschend aus Sicht der Deutschen war auch der zwischenzeitliche Führungstreffer der Ghanaer zum 2:1, als André Ayew eine hohe Flanke mit dem Kopf im Tor unterbrachte – der Stürmer misst lediglich eine Größe von 176 Zentimetern.

Deutschland hatte ihre Probleme mit der intensiven Mannorientierung der Black-Stars. Nur genaue und schnelle Passwechsel konnten sie befreien, die im gestrigen Spiel jedoch Mangelware waren. Das gelang in den letzten Spielminuten nach dem Ausgleichtreffer besser, weil Ghana in der Mannorientierung nachließ und auf Sieg spielte. Der DFB-Elf fehlten die großen Räume, und sie fand bei den kleinen Räumen nur zu selten ein effektives Durchkommen. Ballverluste waren die häufige Folge.

Der 2:2 Endstand geht in Ordnung und nun müssen sich beide Teams auf ihre kommenden Gegner USA und Portugal vorbereiten. Vorher aber treffen diese beiden heute Abend um 00:00 Uhr aufeinander.

Bild: Thinkstockphotos, iStock, lentolo

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