Eine Standardsituation entschied das WM-Spiel zwischen Frankreich und Deutschland. In einer jederzeit spannenden aber weniger hochklassigen Partie sicherte sich Deutschland das Ticket für das Halbfinale. Dabei ist für uns Mats Hummels der Mann des Matches…
Mit Frankreich stieß das DFB-Team auf ihren bislang stärksten Gegner in diesem Turnier. Vor Spielbeginn aber überraschte Bundestrainer Jogi Löw mit einigen Wechseln in der Startelf und einer neuen Taktik. Per Mertesacker blieb auf der Bank und für ihn kam der genesene Mats Hummels zurück in die Innenverteidigung und Philip Lahm kehrte zur Freude vieler Fans auf die rechte Außenverteidiger-Position zurück. Bastian Schweinsteiger agierte nun als alleiniger Sechser und diente als Schnittstelle und Organisator im deutschen Spiel. Zudem spielte Miroslav Klose von Beginn an, Thomas Müller war nun für die rechte Seite der Offensivreihe zuständig und Mario Götze blieb nach einer blassen Vorstellung gegen Algerien ebenfalls auf der Bank sitzen.
Deutschland mit frühem Tor, Frankreich mit starker zweiten Hälfte
Mit Beginn des Spiels hatte die Löw-Elf das Zepter in der Hand. Darauf reagierten die Franzosen mit einer engen Viererkette und einem defensiven 4-4-2-System. So standen sie zwar kompakt, bekamen aber nur wenig Zugriff auf das deutsche Spiel. Doch wie schon bei den Spielen zuvor, gelang es der Nationalmannschaft nicht, die Defensivreihe gefährlich in Bedrängnis zu bringen. So führte ein Freistoß aus halblinker Position in der 12. Minute, getreten von Toni Kroos, zum 1:0 Führungstreffer durch den Kopf von Innenverteidiger Mats Hummels.
In der zweiten Halbzeit zeigte sich Frankreich von einer anderen Seite. Sie versuchten nun ihr Spiel zu finden und standen deutlich höher als noch in der Hälfte zuvor. Nach unseren Beobachtungen agierten sie nun mit einer ungewöhnlichen 4-0-5-1-Formation, später auch mit einem 4-3-3. Herausragend dabei waren vor allem die Leistungen des Real Madrid-Stars Karim Benzema und Antoine Griezmann im Mittelfeld und vorderen Drittel.
Ab der 70. Minute wirkte das DFB-Team müde, während die „Equipe Tricolore“ nun richtig auffuhr. Das jedoch blieb ohne Erfolg, auch wegen der hervorragenden Leistungen von Mats Hummels und Manuel Neuer.
Das deutsche Spiel in der Kurzanalyse
Die stark kritisierte Abwehr im Spiel gegen Algerien machte gegen Frankreich mit Hummels und Lahm einen deutlich sichereren Eindruck. Doch wirkte gerade die Offensivreihe wenig kreativ und nutzte Konterchancen nicht zielstrebig genug. In der 69. Minute kam der überraschend auf der Bank gebliebene André Schürrle für den eher blassen Mirsolav Klose. Mit ihm kam, wie schon im Spiel gegen Algerien, frischer Wind auf. Müller kehrte zurück auf seine Position in der Spitze und das deutsche Team wurde wieder etwas gefährlicher. Natürlich auch, weil Frankreich nun auf den Ausgleich drängte und Räume für deutsche Konter bot.
Insgesamt kam Frankreich zwar häufiger aufs Tor, wirkte aber etwas unreif und nervös, weshalb sie keinen Angriff vernünftig zu Ende brachten. Zudem zeigte sich Mats Hummels in der Strafraumverteidigung von seiner besten Seite. Reifer hingegen wirkte das Spiel der deutschen Nationalmannschaft, weshalb sie am Ende auch verdient gewann. Ein taktisch gutes Aufbauspiel und die große Flexibilität im Pressing machen sie in diesem Turnier so schwer besiegbar.
Im Halbfinale aber gilt es, die Verbindung zwischen Zentrum und Offensivreihe zu verbessern. Mesut Özil wirkte blass, fand kaum Bezug zum Spiel, weil er sich viel zu weit außen bewegte und deshalb keinen Passwinkel auf Klose und Müller fand. Ein schneller und wacher André Schürrle hat gezeigt, dass mit einem schnellen Passspiel jede Defensive durcheinanderzubringen ist. Dann kann es auch bald schon heißen: Finale für Deutschland!
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