Es gab sie ja schon einmal, die durch den Roman „Snowcrash“ inspirierten Versuche, eine parallele virtuelle Welt zu unserer „Default-Reality“ zu bauen. In den Hochzeiten der 90ziger hatte Active Worlds schon mehr Einwohner als manche deutsche Großstadt, das isländische Unternehmen OZ feierte Feten mit Bands auf drei Kontinenten gleichzeitig dank Cyberspace, und das bis in die Business Week gehobene Unternehmen Black Sun (später Blaxxun, eben nach der schwarzen Sonne aus Snowcrash) warb für Messen und Business in seinem Metaverse-Cyberspace. Bis die Mehrzahl der Unternehmen die Flügel strich und den Weg alles neweconomischen ging.
Wieso sollte es ausgerechnet heute im braven, unvisionären „Schluß-mit-Lustig“-Jahrzehnt anders aussehen?
Weil die MMOG-Recken den Weg mit Schwert und Laserkanone freigeräumt haben! Die Spielwelten haben vorgemacht, wie hohe Nutzerzahlen, Kundenbindung und ökonomisches Interesse zusammengehen. Nicht Geschäftsleute, die sich durch virtuelle Messen das Geld und die Zeit für Geschäftsreisen sparen, nein, fröhliche Freizeitschlägertrupps in Fantasywelten mit durchgestylten Sozialstrukturen und attachtem Merchandising in Eigenregie sind die Killerapplikation des Cyberjenseits.
Auftritt Second Life, die vom Namen her schon so virtualreligiöse Assoziationen wecken („Wir sehen uns im anderen Leben!“ hat so viel von seinem existentiellen Charakter verloren . . .“). Bei Second Life wurde die alte Weisheit aus den Kommunikationswissenschaften beherzigt, dass es eine direkte verwendbare Verbindung zwischen virtueller Welt und Realität geben muss, um dauerhaft sinnstiftend zu sein. Wie z.B. das auf der anderen Seite verdiente Geld, die Lindendollars, die in unserer normalen Welt eintauschbar sind. In Münzen, auf die man wieder draufbeißen kann. Und um den merkantilen Touch zu perfektionieren gibt es jetzt eben auch regelmäßige Wirtschaftsnachrichten. Und die will ich Ihnen gerne weitergeben, damit Sie wissen, was Ihre Investments in Nullen und Einsen so machen.
Also: Im Juni bekamen Sie für einen US-Dollar 331 Linden-Dollar. Im Januar waren es noch 268. Die Kurve sieht also so aus, als würde sie mutig nach oben gehen. Das bedeutet allerdings, dass Sie für jeden Linden-Dollar immer weniger „echte“ Dollar bekommen. Stabiler die Grundstückspreise: beim Verkauf zwischen Bewohnern schwankt der Preis pro Quadratmeter zwischen 5,5 und 6 Linden-Dollar, ohne klare Tendenz. Wie beurteilen wir also die Wirtschaftssituation?
Wir werden uns wohl auf eine glanzvolle Ära des Cyber-Marketing einstellen müssen. Wie The Electric Sheep Company ihr Geld in Second Life verdient verdient, kann man hier lesen:http://news.com.com/Second+Life+dreams+of+Electric+Sheep/2100-1043_3-6056759.html?tag=st.prev Linden Lab ermutigt ja dazu, die Cyber-Landschaft als Experimentierfeld für den Unternehmeralltag zu nutzen und Business-Ideen in die Realität zu reimportieren. Erste Geschäftsmodelle gibt es: Designer verkaufen virtuelle Mode, die auch offline getragen werden kann etc.David Fleck, Vizechef von Linden Lab, schätzt, dass bereits mehrere hundert Bewohner ihren Lebensunterhalt in ihrem „zweiten Leben“ verdienen. Eine Mikroökonomie par excellence. Den Kontakt zwischen Warner Music, die ein nettes Loft in Second Life haben sollen, und Linden Lab hat die Marketing-Agentur „Million of Us“ hergestellt. Sie ist selbst aus Second Life hervorgegangen und macht derzeit mit der Realisierung des Second-Life-Dummys eines Theaterbau-Projekts auf sich aufmerksam. Es ist die Cyber-Kopie des New Globe Theaters, das in New York City realisiert werden soll. Bald gibt es erste Aufführungen mit Schauspiel-Avataren – oder gab’s die schon? (www.millionsofus.com) Bin ja selbst (noch) Immersionsverweigerer.
>Bin ja selbst (noch) Immersionsverweigerer. Tut auch gar nicht weh . . . : )
Hallo
Nicht alle stecken den Kopf in den Sand.
Hier ist eine Portal das gegen den Trend arbeitet.
Hoffe ich, dass sich dort viele positive Nachrichten einfinden.
Grüße
Dieter
http://www.positive-wirtschaftsnachrichten.de/